Zauber der Begierde
wie der Schmied sie
praktisch vergewaltigte, und hatte in seiner Vorstellung geglaubt, sie sei
willig gewesen. Er hatte nicht einmal daran gedacht, ihr zu helfen.
»Vielleicht bin ich
nicht die einzige, die nicht klar sehen kann«, sagte sie beißend. »Vielleicht
sind hier zwei im Raum, die von ein wenig innerer Einkehr profitieren könnten.«
»Was sagst du da,
Mädchen?« sprach Hawk leise.
Sie wollte seine
Beschränktheit nicht mit einer Antwort würdigen. Ein Mann hatte sie beinahe
vergewaltigt, und in seiner Eifersucht hatte ihr Ehemann einfach zugesehen. Je
mehr sie ihre Unschuld beteuerte, um so schuldiger würde sie erscheinen. Und je
mehr sie darüber nachdachte, um so wütender machte es sie. »Ich schlage
lediglich vor, daß du selbst das innere Auge findest, Gatte«, sagte sie, ebenso
leise.
Ihre stille Würde gab
ihm zu denken. Kein Quäken oder Lügen oder Kriechen. Keine Rechtfertigungen.
Konnte es sein, daß er das, was er am Brunnen sah, mißverstanden hatte?
Vielleicht. Aber er würde ihre Erinnerungen an den Schmied auslöschen, das
schwor er.
Er lächelte düster und
verhüllte sie wieder mit der Seidenhaube. Ja, wenn er fertig war, würde sie
vergessen haben, daß Adam Black überhaupt existierte.
Das, so wußte er, konnte
er tun. Man hatte es ihn gelehrt. Zuerst die Zigeuner und dann die Herzogin von
Courtland. »Sex ist nicht nur ein zeitweiliges Vergnügen«, hatte sie ihn
instruiert. »Es ist eine Kunst, der man mit geübter Hand und sicherem Gespür
nachgeht. Ich werde dich darin ausbilden, in dem subtilsten Raubzug durch
menschliche Niederungen. Du wirst der beste Liebhaber sein, den das Land je
gekannt hat, wenn ich dir alles gezeigt habe. Mit Leichtigkeit, denn es steht
außer Frage, daß du der Schönste bist.«
Und die Lektionen hatten
begonnen. Sie hatte recht gehabt - es gab tatsächlich vieles, das er nicht wußte.
Und sie zeigte es ihm; dieser Punkt hier, diese Wölbung dort, diese Art der
Bewegung, tausend Stellungen, alle Kunstgriffe, seinen Körper zu benutzen, um
viele verschiedene Arten von Vergnügen zu bereiten, und schließlich all die
Spiele der Phantasie, die damit einhergingen.
Er lernte schnell und
prägte sich diese Kunst in sein Gedächtnis ein. Und nach einer Zeit verlor sich
sein gieriger jugendlicher Hunger in einem bedeutungslosen Ozean aus
Eroberungen und Mätressen.
Oh, er war der Beste,
keine Frage. Er ließ die Frauen um seine Aufmerksamkeit betteln. Die Legende
des Hawk wuchs. Dann, eines Tages, sprach eine Frau, die Hawk zum wiederholten
Male abgewiesen hatte - Olivia Dumont - bei König James vor und bat um seine
Liebesgunst, als wäre er ein Stück Besitz, das man verleihen konnte.
Und als wäre er
königliches Eigentum, hatte James ihn versprochen und drohte mit den immer
gleichen fürchterlichen Konsequenzen für Dalkeith, sollte er nicht gehorchen.
Wie James es geliebt
hatte - besonders als er erkannte, wie sehr es den Hawk erniedrigte. Und also
hatte der König gesprochen: Du wirst sein, was auch
immer. Wir wollen, daß du bist, und sei es ein so niedriges Ding wie Unsere
Hure, um Unsere bevorzugten Damen zu beglücken. Andere Männer wurden in
die Schlacht geschickt. Der Hawk wurde zu Olivia ins Bett geschickt. Doppelt
erniedrigend.
Viele Männer hatten den
Hawk beneidet, den Liebhaber so vieler schöner Frauen. Doch noch mehr Männer
hatten den Hawk für sein überragendes Können und für seine Manneskraft gehaßt,
und für die Legenden, die die Damen um ihn woben.
Schließlich war James es
müde geworden, die Legenden zu hören. Seiner Damen überdrüssig, die nach dem
schönen Mann schrien, hatte er den Hawk auf absurde und riskante Missionen ins
Ausland geschickt. Ein Kronjuwel aus Persien zu stehlen. Eine alte Erbin in Rom
um ein unschätzbares Kunstobjekt zu betrügen. Von welchem noch so merkwürdigem
Schatz der raffgierige James auch zu hören bekam, der Hawk wurde geschickt, um
ihn zu besorgen, mit fairen oder unfairen Mitteln. Des Königs Hure war
schlichtweg das: ein Mann, der des Königs »Schmutzarbeit« erledigte, was auch
immer sein launischer König sich wünschte.
Nun kehrten seine Augen
zurück zu dem Mädchen, das schweigend vor ihm stand. Sie war so anders als
alle, die er je gekannt hatte. Vom ersten Tag an, als er sie gesehen hatte,
hatte er gewußt, daß sie wahrhaftig frei war von Künstlichkeit oder koketten
Ausflüchten. Obschon sie versteckte Tiefen haben mochte, waren sie weder
arglistiger noch egoistischer
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