Zauber der Begierde
eine Zeit
phantastischer Leidenschaft und zärtlicher Romanze. Eine Zeit glückseliger
Heilung und Liebe. Einfach gesagt, die schönsten Tage ihres Lebens.
Am Abend des zweiten Tages, als
sie auf einem Tartan der Douglas' aus Blau- und Grautönen lagen, wurde Adrienne
plötzlich und ohne ersichtlichen Grund von einem wehmütigen Schmerz gequält,
und sie konnte ihre Zunge nicht im Zaum halten. Sie nahm das Gesicht des Hawk
fest in beide Hände und küßte ihn stürmisch, heiß und verlockend, dann zog sie
sich zurück und sagte: »Solltest du mir jemals wieder den Zutritt zu dir
verweigern, mein Gemahl, werde ich die Mauern von Dalkeith eigenhändig Stein
für Stein niederreißen, um zu dir zu gelangen.«
Der
Hawk schüttelte den Kopf, seine Gedanken von dem verführerischen Kuß
durcheinandergewirbelt und völlig verwirrt durch ihre Worte. Er bemächtigte
sich ihrer Lippen mit einem langen, ebenso feurigen Kuß, und als sie leise keuchend
unter ihm lag, sagte er: »Wenn du es jemals wieder versäumen solltest, dich
nach meinem Befinden zu erkundigen, nachdem ich verwundet wurde, werde ich
Dalkeith einen steinernen Turm hinzufügen und dich darin einsperren, meine
gefangene Liebessklavin, damit du mir nie wieder irgend etwas verweigern
kannst.«
Jetzt
war sie an der Reihe, ihn mit verblüfftem Gesichtsausdruck anzustarren, ihre
Lippen voll und rosig von der Leidenschaft seines Kusses. »Meinst du, nachdem
du von dem Pfeil verwundet wurdest? Da habe ich versucht, dich zu sehen. Grimm
hat es nicht zugelassen.«
Hawks
Blick kämpfte mit ihrem. »Grimm sagte, du wärst nicht ein einziges Mal
gekommen. Er sagte, du würdest tief und fest im Pfauenzimmer schlafen, und
deine einzige Sorge wäre, wie schnell ich wohl sterben würde und dich freigäbe.«
Adrienne
stöhnte auf. »Niemals! Ich war direkt vor deiner Tür und habe mit ihm
gestritten. Er hat geschworen, daß du mir den Zutritt verweigertest!«
»Ich
habe dir niemals den Zutritt verweigert. Nein, ich habe dir meine Seele
geöffnet und dich hineingebeten. Jetzt erzählst du mir, du seist in jener Nacht
gekommen und Grimm habe dir erzählt, ich hätte den Befehl gegeben, dir den
Zutritt zu verweigern?«
Adrienne
nickte, die Augen weit aufgerissen.
Dunkle
Wut huschte über das Gesicht des Hawk, als er sich an die Seelenqualen
erinnerte, die er in dem Glauben durchlitten hatte, daß sie nicht genug für
ihn empfand, um sich zu erkundigen, ob er überhaupt noch atmete. Plötzlich
verstand er das ungewöhnliche Verhalten seines Freundes in jener Nacht. Die
Art, wie Grimms Blick seinem auszuweichen versuchte. Sein nervöses Verhalten,
wie er das schon brennende Feuer geschürt und dann ziellos in den knisternden
Scheiten herumgestochert hatte. »Grimm, welch falsches Spiel treibst du?« murmelte
er. Konnte Grimm Adrienne etwa Böses wünschen? Oder hatte Grimm einfach nur
versucht, ihn, seinen Freund und Waffenbruder, vor weiterem Unheil zu schützen?
Gleichgültig,
sein Handeln war inakzeptabel. Ungeachtet ihrer langjährigen Freundschaft - Lügen
konnten niemals toleriert werden. Und Grimms Lügen hatten einen Keil zwischen
ihn und seine Frau getrieben, der Hawk dazu veranlaßt hatte, nach Uster
aufzubrechen. Was, wenn er nicht wegen Adrienne umgekehrt wäre? Wie weit hätten
Grimms Lügen sie beide voneinander getrennt? Was hätte Adam seiner Frau
angetan, wenn er nicht zu ihr zurückgekehrt wäre?
Des Hawks Mund verhärtete sich.
Adrienne legte die Hand auf seine Wange und sagte leise: »Hawk, ich glaube
nicht, daß er etwas Böses im Schilde führte. Er schien zu ver- , suchen, dich
zu beschützen. Er sagte, ich hätte dir nichts als Schmerz gebracht, und daß es
alles seine Schuld sei.«
»Seine Schuld?«
»Wegen
der Sternschnuppe.«
Hawk
schnaubte vernehmlich. »Sternschnuppenwünsche gehen nicht in Erfüllung,
Mädchen. Das weiß doch jedes dumme Kind.«
Adrienne
sah ihn schelmisch an. »Aber er sagte, daß er dir die perfekte Frau gewünscht
habe.« Sie warf sich in Positur. »Und ich erfülle doch wohl die Anforderungen«,
neckte sie ihn.
»Jawohl,
das tust du«, brummte der Hawk. Mit einem schelmischen Lächeln umfaßte er eine
ihrer Brüste und drückte sie zurück auf den Tartan, wo ihre Leidenschaft aufs
neue begann. Sein letzter zusammenhängender Gedanke, bevor er sich in der
Schönheit und den Wundern seiner Frau verlor, war, daß Grimm ihm einige
Antworten schuldete - und seiner Frau eine Entschuldigung. Und daß er wohl
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