Zauber der Begierde
unbekümmert. Er spürte, daß
etwas nicht stimmte. Er würde vorbereitet sein.
Adam
hatte Adrienne hergebracht, damit sie den Hawk abwies, und natürlich, damit er
die Schönheit für sich selbst beanspruchen konnte. Selten wurde solch ein
aufregendes sterbliches Wesen geboren wie diese Frau. Selbst der König hatte
sich über ihre Makellosigkeit geäußert. Welch süße Rache, den Hawk mit einer
Frau zu verheiraten, die ihn niemals lieben würde, während Adam sie zu der
Seinen machte. Den Mann zum Hahnrei zu machen, der den Elfenkönig erniedrigt
hatte. Aber es schien, als habe er sich in Adrienne genauso getäuscht wie in
dem Hawk. Er hatte sie beide unterschätzt.
Sie
liebte den Hawk so intensiv, wie er sie liebte. Adam hielt kurz an und grinste
durchtrieben, als ihm ein phantastischer Einfall kam. Was für eine lächerliche
Rache wäre es doch gewesen, den Hawk lediglich zum Hahnrei zu machen.
Eine neue und wahrhaft
vernichtende Möglichkeit tat sich ihm plötzlich auf.
Lydia und Tavis saßen auf der
gepflasterten Terrasse von Dalkeith, als Hawk und Adrienne spät in jener Nacht
eintrafen.
Vom
Dunkel verschluckt, unterhielten sie sich leise und nippten an süßem Portwein,
während sie beobachteten, wie das junge Paar einritt, abstieg und sich an die
Hand nahm, um auf die Terrasse zuzusteuern. Lydias Augen glänzten vor Freude.
Adrienne
sagte etwas, das den Hawk zum Lachen brachte. Als er sie mit einer langsamen
Bewegung anhielt und küßte, zog sie ihm das Band aus dem Haar und warf es hoch
in die Nacht. Was als ein zärtlicher Kuß begann, vertiefte sich stürmisch.
Lange Momente verstrichen, in denen sich der Kuß entfaltete. Anhaltend und wild
und heiß küßten sich der Herr von Dalkeith-Upon-the-Sea und seine Lady. Unter
einem fast vollen Mond. Auf der Wiese direkt vor der Terrasse küßten sie sich.
Und
küßten sich.
Lydias
Lächeln wurde schwächer, und sie bewegte sich unruhig auf ihrem Sessel. Sie
zwang sich, tief und schwer einzuatmen, und befahl ihrem Herzen, mit diesem
lächerlichen Donnern aufzuhören. Sie hatte geglaubt, ihr Körper habe derartige
Leidenschaft längst vergessen. Wohl kaum.
»Das
ist ein Kuß, will ich mal sagen.« Tavis' ausgeprägter Dialekt rollte über sie.
»Da-das...
ist es.« Lydia schluckte. Wie lange war es her, daß ein Mann sie so geküßt
hatte?
Tavis
rutschte unmerklich näher, und Lydia sah ihn barsch an.
Dann
wurde ihr Blick nachdenklich.
Tavis
Mac Tarvitt war ein gutaussehender Mann, bemerkte sie. Wie war es möglich, daß
ihr das bisher entgangen war? Und warum dieses verstohlene Lächeln auf seinem
Gesicht? »Warum lächelst du?« fuhr sie ihn an.
»Das
ist eine schöne Nacht für Dalkeith, will ich mal sagen«, antwortete er
versöhnlich. »Sie sind nach Hause gekommen. Und für mich sieht es ganz danach
aus, als hätten wir hier bald kleine Kinder herumlaufen, und das will ich mal
ausdrücklich sagen.«
»Hmpf.«
Lydia schnaufte. »Bist du mittlerweile dahintergekommen, wie man Kaffee macht,
alter Mann? Ich hätte liebend gern eine Tasse Kaffee für sie morgen früh.«
»Mylady.«
Sein sanfter Blick belehrte sie. »Ich bin ein Mann mit begabten Händen,
erinnert Ihr Euch? Natürlich kann ich Kaffee machen.«
Begabte
Hände. Die
Worte verweilten einen Augenblick länger in ihren Gedanken, als ihr lieb war.
Und sie warf verstohlen einen flüchtigen Blick auf diese Hände. Gute Hände
waren das, in der Tat. Breit und stark, mit langen, wohlgeformten Fingern.
Geschickt. Sie gerbten weiche Häute und beschnitten behutsam junge Rosen. Sie
bürsteten sanft ihr Haar und machten Tee. Mit welch anderen Vergnügungen
mochten sie eine Frau sonst noch überhäufen? fragte sie sich. Ach Lydia, du hast viele gute
jähre vergeudet, oder etwa nicht? Endlich fand die wahre Stimme ihres Herzens, die all
die Jahre geschwiegen hatte, ihre Sprache wieder.
Vorsichtig
rutschte Lydia näher an Tavis heran, so daß ihre Arme sich leicht berührten,
als sie nebeneinander ruhten. Es war eine leise Berührung, aber sie war
gedacht, ihm vieles zu sagen. Und das tat sie.
Tiefer
in der Nacht, als Tavis Mac Tarvitt eine alternde, jedoch immer noch starke und
tüchtige Hand auf ihre legte, gab Lydia of Dalkeith vor, es nicht zu bemerken.
Doch gleichwohl schlang sie ihre
Finger eng um seine.
Es war früh am Morgen, die
Stunde, wenn der kühle Mond für kurze Zeit mit der Sonne ein Tandem bildet, als
Adrienne spürte, wie der Hawk aus dem handgehauenen Bett im
Weitere Kostenlose Bücher