Zauber der Begierde
Pfauenzimmer
schlüpfte. Ihr fröstelte in der anflutenden Kühle, bevor die Bettdecken wieder
kuschelig ihren Körper umhüllten. Sein würziger Geruch hing in den Laken, und
sie begrub ihre Nase darin.
Nachdem
sie letzte Nacht heimgekehrt waren, hatte der Hawk sie auf die Arme gehoben und
drei Stufen auf einmal genommen, als er seine errötende Frau an gaffenden
Dienstboten vorbei ins Pfauenzimmer trug. Er hatte ein dampfendes Bad ins
Herrenschlafzimmer befohlen, und sie hatten ausgiebig in aromatisierten,
sinnlichen Ölen gebadet, die sich um ihre Körper legten. Er hatte sie stürmisch
und besitzergreifend auf einem Berg von Decken vor dem Feuer geliebt, und eingeölt
von der duftenden Melange, glitten und schlüpften ihre Körper in genießerischer
Reibung übereinander.
Adrienne
war von der Hand ihres Mannes gefordert und geprägt worden. Erobert und
hingerissen und bis zum äußersten verschlungen. Sie hatte willentlich alle
bewußten Gedanken fortgeschickt und war zu einem Tier geworden, um sich mit
ihrem wilden, schwarzen Hengst zu paaren. Als er sie zum Bett getragen hatte,
hatte sie ihre Hände über seinen Körper gleiten lassen, über sein Gesicht, das
immer noch lustvoll nachglühte, um sich jede Linie und jede Rundung
einzuprägen, um diese Erinnerung in ihren Händen zu bewahren.
Doch
zwischen dem überwältigenden Liebesakt und dem Einschlafen hatte sich zwischen
den Liebenden ein Schweigen breitgemacht. Es lag dort wie der Fehdehandschuh
eines Fremden, der auf ihr Bett geworfen worden war. Sie hatte gefühlt, wie es
zu einer Faust der Stille anwuchs, als sie sich in Ängsten verlor, über die sie
keine Kontrolle hatte.
Verzweifelt
hatte sie ihre Finger in die des Hawk verflochten. Vielleicht, wenn sie ihn
nur fest genug hielt, vielleicht könnte sie ihn mit sich nehmen, wenn sie in
die Zukunft zurückgerissen wurde.
Viele
verkrampfte Stunden lang hatte sie vorgegeben zu schlafen. Aus Furcht vor dem
Schlaf.
Und
genau jetzt, als er aus dem Bett schlüpfte, fühlte sie die Angst zurückkehren.
Aber
sie konnte nicht
jeden Tag, jede Minute, seine Hand halten!
Sie
rollte sich schweigend auf die Seite, lugte unter dem Stapel von Decken hervor
und staunte.
Er
stand an dem Bogenfenster, den Kopf geneigt, als ob er dem aufgehenden Morgen
lauschte und Geheimnisse in den Schreien der aufwachenden Möwen hörte. Seine
Hände spreizten sich um die steinerne Umrandung des Fensters, und die letzten
Strahlen des Mondlichts streichelten seinen Körper mit gegossenem Silber. Als
er in die Morgendämmerung blickte, waren seine Augen dunkle Schatten. Sein
markantes Profil hätte aus demselben Stein gemeißelt sein können, aus dem auch
Dalkeith-Upon-the-Sea erbaut war.
Sie
schloß die Augen, als er nach seinem Kilt griff.
Als er das Pfauenzimmer verließ,
öffnete das Schweigen die Faust und legte seine Finger um Adriennes Herz.
Hawk stand im Flur im ersten
Stock, und seine Augen waren düster vor Wut.
Wut
über seine eigene Hilflosigkeit.
Sie
nach Dalkeith zurückzubringen war ein Fehler gewesen. Ein großer Fehler. Er
wußte es. Die Atmosphäre innerhalb von Dalkeith schien aufgeladen, als ob
jemand Brennöl über das ganze Schloß geschüttet hätte und nun auf der Lauer
läge, bereit, eine kleine Kerze fallen zu lassen und dann zurückzutreten, um zu
beobachten, wie ihre Leben von dem Inferno verzehrt wurden. Kein Zweifel blieb
in seinem Verstand - Dalkeith war für seine Frau nicht sicher.
Aber
sie war auch in Uster verschwunden.
Dann
mußten sie eben weiter fortgehen. China vielleicht. Oder Afrika. Jedenfalls
schnell wie der Teufel raus aus Schottland.
Zur
Hölle damit! Dalkeith war sein Zuhause. Ihrer beider Zuhause.
Dalkeith-Upon-the-Sea
war sein ganzes Leben gewesen. Er hatte soviel ertragen, um diese Zeit zu
erleben, um nach Hause zu kommen. Ihre Söhne auf den Klippen spielen zu sehen.
Ihre Töchter durch den Garten rennen zu sehen, kleine Füße, die über Moose
tappten und über gepflasterte Pfade; ihre Kinder an einem warmen Tag in einem
klaren, blauen See zu baden; in einer wohlriechenden Sommernacht seine Frau
unter funkelnden Sternen im Springbrunnen zu verführen.
Er
hatte es verdient, den Rest seiner Jahre damit zu verbringen, mit Adrienne
über diese Hügel und Täler zu spazieren, das Meer und das Land im ewigen Lauf
der Jahreszeiten beobachten zu dürfen, ein Heim zu bauen, reich an Liebe und
Erinnerungen und Abenteuern. All seine Träume - verflucht - er war ein
egoistischer
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