Zauber der Begierde
treuloser Playboy,
selbstgefällig und rücksichtslos mit einem schlechten Gedächtnis. Und er ist
mein. O lieber Gott, womit hab' ich das verdient?« fragte sie sich laut. Zum zweiten Mal, ging es ihr durch den Kopf.
Lisbelle betrachtete sie
voller Neugier. »Es wird berichtet, daß er ein großartiger Liebhaber sei und
von betörender Schönheit, Mylady. Was könnte man daran auszusetzen haben?«
Ich
denke, du begreifst diese Welt nicht, Janet Comyn. Vielleicht hatte er recht.
»Schlägt er seine Frauen?«
»Dafür gibt er sich
nicht lange genug mit ihnen ab, so sagt man.«
»Allerdings habe ich
gehört, daß vor kurzem eine seiner Frauen versucht hat, ihn umzubringen. Ich
kann mir gar nicht vorstellen, warum«, fügte die Magd mit ehrlicher
Verwunderung hinzu. »Man sagt, daß er zu seinen Mätressen mehr als großzügig
ist, wenn er ihrer überdrüssig wird.«
»Ich kann mir denken, warum«, murmelte Adrienne
gereizt und verlor plötzlich die Geduld mit all den zupfenden, schnürenden,
verschönernden, ordnenden Händen an ihrem Körper. »Stopp, stopp.« Mit einem
leichten Klaps verscheuchte sie Lisbelles Hände von ihrem Haar, das gewaschen,
gnadenlos gekämmt und, so kam es ihr vor, jahrelang bearbeitet worden war.
»Aber Mylady, wir müssen
uns etwas einfallen lassen mit Eurem Haar. Es ist so glatt! Ihr müßt Euch von
Eurer besten Seite - «
»Ich für meinen Teil
ziehe es vor auszusehen wie etwas, das die Katze angeschleppt hat. Schmutzig,
durchnäßt und stinkend wie ein alter Misthaufen.«
Alles schnappte nach
Luft. »Mädel, er wird dein Ehemann sein, und du hättest es weit schlechter
treffen können«, durchschnitt eine feste Stimme den Raum. Langsam drehte
Adrienne sich um und blickte in die weltklugen Augen einer Frau, zu der sie
sich unverzüglich hingezogen fühlte. »Du hättest auch meinen bekommen können,
ein besseres Beispiel fällt mir nicht ein.«
Adrienne stockte der Atem.
»Den Burgherrn Comyn?«
»Deinen Vater, meine
geliebte Tochter«, sprach Lady Althea Comyn mit einem säuerlichen Lächeln.
»Hinfort mit euch - allesamt.« Mit gebieterischer Hand wies sie die
Dienstmädchen aus dem Raum und ließ ihren Blick auf Bess ruhen. »Eines Tages
wird er das Mädel umbringen, er wird es tun«, sagte sie leise. Einen langen
Augenblick preßte sie ihre Augenlider fest zusammen.
»Er hat dir erklärt, was
du zu tun hast?«
Adrienne nickte.
»Und wirst du es tun?«
Wiederum nickte sie. Lady Comyn entfuhr ein Seufzer der Erleichterung.
»Sollte sich einmal die
Gelegenheit bieten, würde ich mich gern für dein Entgegenkommen erkenntlich -«
»Es ist kein
Entgegenkommen. Es geht darum, mein Leben zu retten.«
»... dann wende dich nur an mich. Denn du rettest auch
mir das Leben.«
Erhobenen Hauptes stand Adrienne dem Geistlichen gegenüber
und spielte ihren Part in der Posse. »Ich bin Janet Comyn«, proklamierte sie
mit fester Stimme. Der Gottesmann erbleichte sichtlich und umklammerte seine
Bibel, bis die Haut über den Fingerknöcheln kurz vor dem Platzen schien. Also weiß er, daß ich es nicht bin, dachte sie. Was um alles in der Welt geht hier eigentlich vor?
Sie spürte, wie jemand
links neben sie trat, und drehte sich widerwillig um, dem Mann ins Auge zu
sehen, den sie heiraten würde. Ihre Augen trafen auf den Bereich knapp unter
seinem Brustbein, das komplett in Stahl gefaßt war.
Adrienne wollte sich
gerade erheben, um ihrem Bräutigam ins Gesicht zu sehen, als ihr voller
Entsetzen klar wurde, daß sie sich nicht auf Knien befand. Mehr als verärgert
legte sie den Kopf in den Nacken und verschluckte tausend wütende Proteste, die
sich in ihrer Kehle zusammenklumpten.
Mit unergründlicher
Miene erwiderte der Riese ihren Blick, und Flammen fackelnder Kerzen tanzten in
den blaue- sten Augen, die sie je gesehen hatte.
Ich
kann ihn nicht heiraten, schrie sie innerlich auf. Ich kann es nicht!
Ihre Augen flüchteten
von seinem Gesicht und überflogen die Anwesenden auf der Suche nach jemandem,
der ihr dieses Debakel ersparen könnte. Bess saß in der hintersten Bankreihe
und betete inbrünstig mit geschlossenen Augen.
Adrienne überkam ein Schauer,
und sie schloß die Augen, um es ihr gleichzutun. Bitte, Gott, sollte ich
wahnsinnig geworden sein, bitte mach mich wieder gesund. Und sollte ich nicht
wahnsinnig geworden sein, und irgendwie passiert dies alles wirklich - es tut
mir leid, daß ich nicht dankbar war für das 20. Jahrhundert. Es tut mir leid,
was ich Eberhard
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