Zauber der Begierde
war ihm bewußt gewesen, daß er zum ersten Mal in seinem
Leben in der Patsche saß. Tief, bis über beide Ohren, denn hätten ihre silbrig
blitzenden Augen ihn in den Treibsand geschickt, er wäre bereitwillig gefolgt.
Was sagt man zu einem
Mann, dessen Frau man genommen hatte? Es gab nichts, was er dem Schmied hätte
sagen können. »Ich hatte nicht die Absicht, dich zu verletzen«, ließ Hawk ihn
schließlich wissen.
Adam wirbelte herum, und
sein Lächeln war eine Spur zu strahlend. »Angriff ist die beste Verteidigung,
bei der Lust ist alles erlaubt. Willst du mich immer noch fortschicken?«
Hawk sah ihm lange in
die Augen. Der Schmied hatte recht. Etwas in ihm schrie nach Gerechtigkeit. Ein
fairer Kampf unter gleichen Bedingungen. Sollte er eine Frau nicht halten
können, sollte er sie an einen anderen Mann verlie ren... Sein Stolz loderte auf. Sollte sein Weib ihn verlassen, ob er sie anfangs
gewollt hatte oder nicht, und obendrein noch mit einem Hufschmied, nun, die
Legende des Hawk würde zu einer neuen Melodie gesungen werden.
Doch, schlimmer noch,
würde er den Schmied heute entlassen, könnte er sich niemals sicher sein, ob
seine Frau ihm Adam Black vorziehen würde. Und das zählte. Der Zweifel würde
bis in alle Ewigkeiten an ihm nagen. Das Bild von ihr, wie sie heute
dagestanden hatte, angelehnt an einen Baum, den Schmied anstarrend - ah! Es
würde ihm Alpträume bescheren, auch wenn Adam nicht mehr da wäre.
Er würde dem Schmied
erlauben zu bleiben. Und noch in dieser Nacht würde der Hawk seine Frau
verführen.
Erst wenn er sich bis
ins letzte davon überzeugt hatte, zu wem sie sich hingezogen fühlte, nun, vielleicht
würde er dann den Hundesohn entlassen. Hawk hob
gelassen die Hand. »Wie du willst. Ich werde nicht deine Abwesenheit befehlen.«
»Wie ich will. Das gefällt mir«, antwortete Adam Black
selbstgefällig.
Hawk schritt langsam über den Burghof und rieb sich
den Kopf, der immer noch von dem Zechgelage vor drei Tagen schmerzte. Der
Treuebeweis, den König James befohlen hatte, war erbracht worden. Hawk hatte
Comyns Tochter geheiratet und somit James' letztem Befehl gehorcht. Dalkeith
war wieder sicher.
Der Hawk hoffte
zuversichtlich, daß aus den Augen wahrhaftig aus dem Sinn bedeutete und daß
König James Dalkeith- Upon-the-Sea vergessen würde. All die Jahre hatte er
James' verschrobene Befehle buchstabengetreu erfüllt, mit dem einzigen
Ergebnis, daß ihm der König immer mehr abverlangte, bis James durch königliches
Dekret Hawk schließlich den letzten Rest seiner Freiheit genommen hatte.
Wieso hatte es ihn
überrascht? Fünfzehn Jahre lang hatte der König Gefallen daran gefunden, ihm
kaum eine Wahl zu lassen außer der einen, seinem König zu gehorchen oder zu
sterben, und mit ihm sein ganzer Clan.
Er erinnerte sich an den
Tag, als James ihn herbeizitiert hatte, nur drei Tage vor dem Ende seines
Dienstes.
Hawk war der
Aufforderung nachgekommen, und das gespannte Gefühl der Erwartung, das den
geräumigen Thronsaal erfüllte, weckte seine Neugier. Er führte es zurück auf
irgendeinen Plan, den James ausgeheckt hatte; und in der Hoffnung,
daß es nicht mit ihm oder Dalkeith zu tun hatte, näherte er sich dem Thron und
kniete nieder.
»Wir
ha ben für Euch eine Hochzeit arrangiert«, verkündete James, nachdem Ruhe
eingetreten war.
Hawk
verkrampfte sich. Er konnte spüren, wie die Augen der Höflinge gewichtig auf
ihm ruhten; mit Amüsement, Spott, und mit einem Hauch von... Mitleid?
»Wir
haben ein äußerst passendes« - James hielt inne und lachte gehässig - »Weib
auserwählt, das Euch den Rest Eurer Tage auf Dalkeith versüßen wird.«
»Wen?«
Hawk erlaubte sich nur dieses eine Wort. Mehr zu sagen hätte nur den wütenden
Protest verraten, der in seinen Adern kochte. Er durfte nicht sprechen, wenn
jede Faser in ihm nach Widerstand schrie.
James
lächelte und bedeutete Red Comyn, sich dem Thron zu nähern, und Hawk
explodierte fast vor Wut. Bloß nicht die allseits bekannte verrückte Janet!
James würde ihn nicht zwingen, die verrückte Jungfer zu heiraten, die Red Comyn
in seinem Burgfried hielt!
James'
Lippe verzog sich zu einem gewundenen Lächeln. »Wir haben Janet Comyn als Eure
Braut auserwählt, Hawk Douglas.«
Leises
Gelächter erfüllte den Hof. James rieb sich frohgelaunt die Hände.
»Nein!«
entfuhr es Hawk, und im gleichen Moment wünschte er, die Worte ungeschehen
machen zu können.
»Nein?«
wiederholte James, und sein Lächeln gefror.
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