Zauber der Begierde
fast schützend festhielt, als wollte er ihr mit seinem
Körper Dek- kung geben. Adrienne hob den Kopf und sah, wie seine dunklen Augen
forschend den Waldrand absuchten.
»Was tut Ihr?« flüsterte
sie, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Wegen des heftigen Sturzes,
versicherte sie sich, und nicht weil sie in den kraftvollen Armen dieses Mannes
lag. Sie quietschte.
»Still, sagte ich.«
Sie wand sich hin und
her, teilweise, um ihn zu ärgern, und teilweise, um sein Bein zwischen ihren
Schenkeln zu entfernen, und was hatte sie schließlich dadurch erreicht? Ihr
Hinterteil preßte sich gegen sein - du lieber Himmel - bestimmt lief er nicht
immer so herum! Sie wehrte sich ruckartig bei dieser Berührung und vernahm
einen dumpfen Schlag, das Geräusch von Knochen, die auf Knochen trafen, als ihr
Kopf mit einem Krack seinen Kiefer traf. Er
fluchte leise, dann vibrierte sein dröhnend heiseres Bariton-Lachen, während
sich seine Arme noch fester um sie schlangen.
»Du bist ja eine
richtige kleine Hexe«, flüsterte er ihr ins Ohr.
Sie strampelte heftig.
»Laß mich los!«
Aber er tat es nicht. Er
lockerte lediglich seinen festen Griff weit genug, um sie umzudrehen, so daß
sie bäuchlings auf ihm lag und in sein Gesicht blickte. Fehler, großer Fehler, dachte sie düster. Und das konfrontierte sie mit
einer ganzen Reihe weiterer Probleme, angefangen bei ihren Brüsten, die sich
gegen seinen Körper preßten, ihrem Bein, das zwischen seinen gefangen war, und
ihren Handflächen, die sich auf seinem muskulösen Brustkorb spreizten. Sein
weißes Leinenhemd war geöffnet, und seine breite Brust verströmte pure
Männlichkeit. Blut rann von seiner arrogant geschwungenen Unterlippe herab, und
einen besinnungslosen Moment lang dachte sie daran, es abzulecken. Mit einer
einzigen schnellen, eleganten Bewegung rollte er sie neben sich, und es verschlug
ihr den Atem. Ihre Lippen öffneten sich. Sie starrte ihn in stummer Faszination
an und wußte in diesem erschreckenden Augenblick, daß der Mann, den sie durch
einen Stellvertreter geheiratet hatte, im Begriff war, sie zu küssen. Und daß
ihr Leben nie wieder so sein würde wie zuvor, wenn er es tat.
Sie fauchte ihn an. Er
lächelte und neigte den Kopf zu ihrem.
In diesem Moment kam der
Schmied auf die Lichtung gestürzt. »Nichts, verdammt«, fluchte er. »Wer auch
immer es war. Weg.«
Überrascht blickte der
Hawk auf, und Adrienne wollte den günstigen Moment nutzen und ihn wegstoßen.
Ebensogut hätte sie versuchen können, die Sphinx über den Sand in den Nil zu
schieben.
Erst jetzt sah Adrienne
den Pfeil, der noch immer in dem Baumstamm zitterte, genau an der Stelle, vor
der sie noch vor wenigen Augenblicken gestanden und lauthals ihrem frischgebackenen
Ehemann die Leviten gelesen hatte. Mit geweiteten Augen blickte sie fragend
zum Hawk auf. Das Ganze war einfach zu verrückt.
»Wen hast du beleidigt?« Ihr Ehemann schüttelte sie unsanft.
»Wer trachtet danach, dich umzubringen?«
»Woher wollt Ihr wissen, daß sie nicht hinter Euch her
waren, daß es nur ein schlechter Schuß war?«
»Niemand will mich umbringen, Mädchen.«
»Soweit ich gehört habe, hat Eure letzte Geliebte
genau das versucht«, gab sie gehässig zurück.
Kaum wahrnehmbar erblaßte er unter der makellosen
Bronze seiner Haut.
Der Hufschmied lachte.
Sie bekam langsam einen steifen Hals vom ewigen
Aufblik- ken zu ihm. »Geht runter von mir«, knurrte sie ihren Gatten an.
Sie war nicht darauf vorbereitet, daß sich die Augen
des Hawk verdunkelten, er sich abrollte und sie von sich stieß.
»Obwohl Ihr darauf beharrt, mich zurückzuweisen, Weib,
ich denke, daß Ihr mich noch brauchen werdet«, sagte der Hawk mit leiser Stimme.
»Ich denke nicht«, gab sie schroff zurück.
»Ich werde hiersein, solltet Ihr es Euch anders überlegen.«
»Ich kann allein auf mich aufpassen. Niemand schoß in
meine Richtung, bis Ihr aufgetaucht seid. Das ergibt zwei Anschläge auf Euch,
von denen ich weiß, und keinen auf mich.«
Sie stand auf und bürstete ihr Kleid. Schmutz und
Nesseln hatten sich in dem schweren Stoff verfangen. Sie zupfte sich einige
Blätter aus dem Haar und entstaubte ihr Hinterteil, bis ein unangenehmes Gefühl
sie überkam. Langsam hob sie den Blick von ihrer Kleidung und sah, daß beide
Männer sie gebannt wie Wölfe anstarrten. Große, hungrige Wölfe.
»Was ist los?« schnauzte sie.
Der Schmied lachte erneut. Es klang tief, dunkel und
geheimnisvoll. »Mich dünkt, die Lady
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