Zauber der Begierde
Lippen
des Schmieds zu einem grausamen Lächeln verzogen, als er den Kampf auskostete,
der in dem Hawk tobte.
Hawk zügelte sein Gesicht zu
unbeweglicher Ruhe. Verrate nie deine wahren Gefühle. Laß sie niemals sehen,
was du fühlst, wenn es dich am tiefsten verletzt. Wie gut hatte er diese
Lektionen bei König James gelernt. Sei's drum - alles, daß sie leben möge.
»Eine Frau ist kein Gefallen, den man erweisen kann. Ich werde sie dir geben,
wenn sie dich will - und nur dann«, sprach er schließlich. Wenn sie stürbe,
würde er sie verlieren. Wenn sie lebte, würde er sie ebenfalls verlieren, als
Preis für ihre Rettung. Aber dann wiederum vielleicht auch nicht. Unfähig, die
Wut auszuschalten, von der er wußte, daß sie in seinen Augen loderte, schloß
er sie wieder.
»Abgemacht. Du überläßt sie mir, wenn
sie mich will. Erinnere
dich an deine Worte, Lord Hawk.«
Hawk zuckte zusammen.
Als er die Augen wieder öffnete,
streckte Adam eine Hand zum Gesicht seiner Frau. Kleine Schweißperlen glänzten
über ihren Lippen und auf ihrer Stirn. Die Wunde an ihrem Hals war um den
geschwärzten Einstich herum grün verfärbt. »Du berührst sie nicht mehr, als
nötig ist, um sie zu heilen«, warnte der Hawk.
»Für jetzt. Wenn sie geheilt
ist, werde ich sie so berühren, wie sie es sich wünscht.«
»Sie ist hier das entscheidende
Wort.«
Adam legte seine Handfläche auf
Adriennes Wange und untersuchte gründlich die Wunde an ihrem Hals. »Ich brauche
kochendes Wasser, Kompressen und ein Dutzend gekochte Leintücher.«
»Bringt mir kochendes Wasser,
Kompressen und ein Dutzend gekochte Leintücher«, donnerte der Hawk an die
geschlossene Tür.
»Und du verläßt den Raum.«
»Nein.« Der Tod konnte nicht
endgültiger sein als die Weigerung des Hawk.
»Du gehst, oder sie stirbt«,
murmelte Adam im gleichen Tonfall, als habe er über das Wetter geredet.
Hawk bewegte keinen Muskel.
»Sidheach James Lyon Douglas,
hast du eine Wahl?« fragte Adam verwundert.
»Du
kennst all meine Namen. Woher weißt du so viel über mich?«
»Ich
hatte es mir zur Aufgabe gemacht, so viel über dich zu wissen.«
»Woher
soll ich wissen, ob du sie nicht selbst mit irgendeinem obskuren Gift
beschossen hast, das kein Callabron ist, sondern es nur imitiert, und jetzt
täuschst du eine Heilung vor - nur damit du mir meine Frau stehlen kannst?«
»Absolut
richtig«, gab Adam schulterzuckend zu.
»Was?«
fuhr Hawk ihn an.
Adams
Augen glitzerten wie harter Fels. »Du weißt es nicht. Du mußt dich entscheiden.
Kannst du sie zu diesem Zeitpunkt retten, Lord Hawk? Ich denke nicht. Welche
Möglichkeiten bleiben dir? Sie stirbt durch irgend etwas, das ist klar zu
erkennen. Du denkst, es ist Callabron, aber du bist dir nicht sicher. Ich sage,
ich kann sie heilen, und bitte dafür um einen Gefallen. Was hast du für eine
Wahl? Man sagt, daß du schwere Entscheidungen leicht aussehen läßt. Man sagt,
daß du ein Mann bist, der einen Berg versetzen könnte, ohne mit der Wimper zu
zucken, wenn du den Berg versetzt haben willst. Man sagt, du hättest einen
unfehlbaren Sinn für Gerechtigkeit, Richtig und Falsch, Ehre und Mitleid. Man
sagt auch -«, Adam verzog das Gesicht, »daß du im Bett außerordentlich gut
bist. Zumindest eine Frau sagte das, und das hat mich zutiefst gekränkt.
Tatsächlich sagt man allgemein viel zuviel über dich, für meinen Geschmack.
Ich bin hierhergekommen, dich zu hassen, Hawk. Doch ich bin nicht gekommen,
diese Frau zu hassen, die du als die deine beanspruchst.«
Adam
und Hawk starrten sich gegenseitig mit kaum gezü- gelter Gewalt an.
Adrienne stieß einen Schrei aus
und bebte in Hawks Armen. Ihr Körper krampfte sich zusammen, dann streckte er
sich wieder, als ob sie auf einer Streckbank strammgezogen würde. Hawk
schluckte schwer. Welche Wahl? Es gab keine Wahl, überhaupt keine Wahl.
»Mach
sie gesund«, murmelte er durch zusammengepreßte Zähne.
»Du
garantierst für meine Gegenleistung?« fragte der Schmied.
»Wie
wir uns geeinigt haben. Nur, wenn sie dich wählt.«
»Du
wirst keine Einschränkungen machen, wann auch immer sie ihre Zeit mit mir
verbringen will. Ich werde von diesem Tag an um sie werben, und du wirst sie
nicht von mir fernhalten. Sie kann frei entscheiden, mich zu sehen, wann immer
es ihr gefällt.«
»Auch
ich werde um sie werben.«
»Das
ist das Spiel, Hawk«, sagte Adam leise, und endlich hatte Hawk verstanden. Der
Schmied wollte sein Weib nicht ausgehändigt bekommen. Er
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