Zauber der Begierde
kramte in den Schubladen
und fand Miniaturporträts von Hawks Geschwistern. Sie entdeckte Schätze seiner
Kindheit, die es ihr warm ums Herz werden ließen: einen Lederball mit oft
geflickten Nähten, geschickt geschnitzte Tierfiguren, Steine und Schmuckstücke.
Das
zweite Glas Scotch schmeckte ihr bei weitem zu gut. Genug Scotch, Adrienne, und es
ist längst überfällig, etwas zu essen.
Auf unsicheren Beinen machte sie sich auf zum Hauptsaal.
»Weib.« Die Stimme war ohne Wärme.
Adrienne fuhr zusammen
und schnappte nach Luft. Sie wirbelte herum und sah sich Auge in Auge mit dem
Hawk. Aber er war doch nach Uster gegangen, oder? Offensichtlich nicht. Ihr
Herz hüpfte vor Freude. Sie war bereit, es zu versuchen, doch irgend etwas in
seinem Blick machte sie nervös, und sie hatte nicht die blasseste Ahnung,
weshalb. Sie kniff die Augen zusammen und sah ihn forschend an. »Du siehst
ungemein streitsüchtig aus«, sagte sie. Ihr entfuhr ein spitzer Angstschrei,
als er blitzartig auf sie zustieß. »W-was tust du, Hawk?«
Seine Hände schlössen
sich mit stählerner Besitznahme um ihre Handgelenke, während er sie mit seinem
kraftvollen Körper gegen die kühle Steinwand des Korridors preßte.
»Hawk, was -«
»Schweig, Mädchen.«
Mit weit aufgerissenen
Augen starrte sie in sein Gesicht und forschte nach einer Erklärung für die
eisige Feindseligkeit in seinen Augen.
Er zwängte sein
muskulöses Bein zwischen ihre Schenkel und spreizte sie brutal. »Du hast
getrunken, Weib.«
Sein Atem traf warm auf
ihr Gesicht, sie konnte den durchdringenden Gestank von Alkohol riechen. »Und?
Du auch! Und ich dachte, du wärst in Uster.«
Seine schönen Lippen
verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Ja, ich bin mir dessen völlig bewußt,
daß du dachtest, ich wäre in Uster, Weib.« Sein Akzent schnarrte heiser und
verriet das Ausmaß seiner Wut.
»Ich verstehe nicht,
warum du auf mich so wütend bist! Du bist
derjenige, der neun Millionen Mätressen hatte, und du bist derjenige, der abgereist ist, ohne sich zu verabschieden, und du bist derjenige, der -«
»Was dem einen recht
ist, muß dem anderen noch lange nicht billig sein«, knurrte er. Er krallte
seine Hand in ihr Haar, riß brutal ihren Kopf zurück und entblößte die blasse
Wölbung ihrer Kehle. »Weder beim Alkohol noch bei Liebhabern, Weib.«
»Was?« Er sprach in
Rätseln, während sie versuchte, mit ihm ein halbwegs nüchternes Gespräch zu
führen. Sie schnappte nach Luft, als er sie zärtlich in die Halsbeuge biß, wo
ihr Puls wie wahnsinnig pochte. Wenn sie mit diesem Mann nüchtern schon nicht
fertig werden konnte, dann bestimmt nicht beschwipst.
Mit unerträglicher Muße
ließ er seine Zunge ihren Hals hinabgleiten und über die obere Wölbung ihrer
Brüste. Ihr Mund wurde trocken, und in ihrem Bauch flatterte ein ganzer
Schwärm zwitschernder Vögel.
»Lüsternes Weib«,
hauchte er gegen ihre makellose Haut.
Adrienne stöhnte leise,
teilweise aus Schmerz über seine Worte und teilweise vor Genuß.
»Treulose, grausame
Schönheit, womit habe ich das verdient?«
»Womit habe ich -«
»Nein!« dröhnte er.
»Sprich nicht. Ich werde keine honigsüßen Lügen mehr aus diesem
verführerischen Schlangennest ertragen, das du einen Mund nennst. Jawohl,
Mädchen, du besitzt das grausamste aller Gifte. Besser, ich hätte dich dem
Giftstachel überlassen, oder dem Pfeil. Ich war ein Narr, deinetwegen auch nur
einen Moment des Schmerzes durchlitten zu haben.«
Träume
ich wieder? fragte sie sich. Aber
sie wußte, daß es nicht so war, denn noch nie war sie sich in einem Traum so
sehr jedes Zentimeters ihres eigenen Körpers bewußt gewesen, ihres treulosen
Körpers, der darum bettelte, näher an diesen wütenden Mann zu kommen, diesen
Mann, der selbst in seiner Rage erotische Anziehungskraft verströmte.
»Sag mir, was er dir zu
geben hat, das ich nicht habe! Sag mir, wonach du bei diesem Manne lechzt. Und
nachdem ich dir jeden Zentimeter von dem gezeigt habe, was ich dir zu geben
habe, kannst du mir sagen, ob du immer noch denkst, daß er mehr hat als ich.«
»Der Schmied?« fragte
sie ungläubig.
Er ignorierte ihre
Frage. »Ich hätte das schon vor langer Zeit tun sollen. Du bist meine Frau. Du wirst mein Bett teilen. Du wirst meine Kinder tragen. Und
mit absoluter Sicherheit wirst du, wenn ich erst einmal mit dir fertig bin,
nie wieder dieses Wort aussprechen. Ich habe dir einmal die Gesetze des Hawk
erklärt. Jetzt erinnere ich dich zum letzten
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