Zauber der Begierde
Schenkel spreizen und lüstern dann dazwischengleiten, doch
taugetränkten Blütenblättern, schlüpfrig von Liebe, würd' ich Unsterblichkeit bereiten.«
Adrienne versteifte sich. »Sehr poetisch, aber es
besteht kein Grund, unverschämt zu werden, Adam. Und du kennst mich noch nicht
einmal.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, womit ich meine Zeit
lieber verbringen würde, als damit, dich zu erkennen. Im rein biblischen Sinn,
da dir meine anderen Anspielungen ja zu anschaulich sind. Ist das hübsch genug
für dich?«
»Wer bist du?«
»Ich kann jedermann sein, den du willst.«
»Aber wer bist dul« wiederholte sie hartnäckig.
»Ich bin der Mann, den du dein ganzes Leben lang gebraucht
hast. Ich kann dir alles geben, was du dir wünschst, noch bevor du dir deines
Wunsches bewußt wirst. Ich kann all deine Sehnsüchte erfüllen, all deine Wunden
heilen, all dein Unrecht wiedergutmachen. Du hast Feinde? Nicht an. meiner
Seite. Du hast Hunger? Ich werde dir die köstlichsten Happen suchen und dich
mit bloßen Händen füttern. Du hast Schmerzen? Ich werde sie lindern. Böse
Träume? Ich werde sie verjagen. Quälende Erinnerungen? Ich werde zurückgehen
und sie ungeschehen machen. Verfüge über mich, und ich werde dein sein.«
Adrienne strafte ihn mit einem vernichtenden Blick.
»Die einzigen quälenden Erinnerungen, die ich besitze, haben allesamt mit
schönen Männern zu tun. Also schlage ich vor, daß du mir aus den -«
»Du findest mich schön?«
Irgend etwas stimmte nicht mit den Augen dieses
Mannes. »Vom Ästhetischen her«, verdeutlichte sie.
»So schön wie den Hawk?«
Adrienne hielt inne. Sie konnte zeitweilig äußerst
bissig sein, aber wenn es hart auf hart ging, wich sie ab von ihrer Linie, um
nicht die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Adrienne zog es vor zu
schweigen, wenn ihre Meinung nicht der erwünschten Antwort entsprach, und in
diesem Fall war ihr Schweigen Antwort genug.
Adam preßte die Zähne zusammen.
»So schön wie den Hawk?«
»Männer sind verschieden. Man kann Äpfel nicht mit
Orangen vergleichen.«
»Danach habe ich nicht gefragt. Ich fordere dich auf,
einen Mann mit einem Mann zu vergleichen. Den Hawk mit mir«, knurrte er.
»Adam, ich werde mich darauf nicht einlassen. Du versuchst
mich zu zwingen, etwas zu sagen -«
»Ich erwarte nur eine ehrliche Antwort.«
»Warum ist das für dich so wichtig? Warum kümmert es
dich überhaupt?«
Seine Stimmung wechselte, quecksilberartig. »Gib mir
eine Chance, Schönheit. Du sagtest, ich sei ästhetisch anziehend. Du kannst
Männer nicht miteinander vergleichen, bis du nicht den Genuß erlebt hast, den
sie dir bereiten können. Leg dich zu mir, Schönheit. Laß mich -«
»Hör auf!«
»Als du mich beim Schmieden beobachtetest, setzte es
dich in Flammen.« Adams intensive schwarze Augen bohrten sich in ihre,
durchdringend und tief. Er ergriff ihre Hand und führte sie, die Handflächen
nach oben, an seine Lippen.
»Ja, aber dann habe ich -«, sie brach schnell ab.
»Den Hawk gesehen«, spuckte Adam verbittert. »Hawk,
der Großartige. Hawk, die lebende Legende. Hawk, der verführerische Bastard.
Hawk - des Königs Hure. Erinnerst du dich?«
Sie sah ihn traurig an. »Hör auf, Adam«, sagte sie
schließlich.
»Bist du mit ihm ins Bett gegangen?«
»Das hat dich nicht zu interessieren! Und laß meine
Hand los!« Sie versuchte ihre Hand wegzuziehen, doch sein Griff verstärkte
sich, und als seine Finger ihr Handgelenk streichelten, spürte sie, wie sich
Verwirrung ihrer Sinne bemächtigte.
»Antworte mir, Schönheit. Hast du mit dem Hawk geschlafen?«
Sie schluckte verkrampft. Ich
werde ihm nicht antworten, schwor sie sich hartnäckig, selbst dann noch,
als ihre Lippen »nein« murmelten.
»Dann läuft das Spiel noch, Schönheit, und ich kann
immer noch gewinnen. Vergiß den Hawk. Denk an Adam«, säuselte er, als er sich
mit einem brutalen Kuß ihrer Lippen bemächtigte.
Adrienne schien tiefer und tiefer in ein trübes Meer
zu sinken, was in ihr den Wunsch weckte, sich zusammenzurollen und sich in
sich selbst zurückzuziehen.
»Adam. Sag es, Schönheit, Verlange nach mir.«
Wo war der Hawk, wenn sie ihn brauchte? »H-H-Hawk«,
flüsterte sie gegen Adams strafenden Mund.
Zornbebend zwang Adam ihren Kopf nach hinten, bis sie
in seine wütenden Augen sah. Während Adrienne ihn ansah, schienen Adams düstere
Züge seltsam zu schimmern, veränderten sich... aber das war nicht möglich,
versicherte sie sich selbst.
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