Zauber der Hoffnung
Pashminaschal tat sein Übriges dazu.
Sie sah auf die Uhr, die mit dem Perlenarmband, das Owen ihr zum Muttertag geschenkt hatte. Es war nach acht Uhr abends. Die Bewohner der Blackberry Lane waren zu Hause, entspannten sich vor ihren Fernsehern. Die Sonne verschwand hinter den Bergen, die Luft kühlte sich schlagartig ab, wie immer, selbst in den Sommermonaten.
„Erzähl mir mehr von deiner Nachbarschaftsidee“, sagteRiley, während sie das Ende der Straße erreicht hatten und Richtung Berge liefen.
„Ich würde lieber über etwas anderes sprechen“, erwiderte sie. „Woran kannst du dich am schwersten gewöhnen, seit du wieder in Hope’s Crossing bist?“
„An alte Freundinnen, die meine Fragen einfach ignorieren. Im Ernst, ich möchte mehr über diese Veranstaltung erfahren. Ist das eine One-Woman-Show, oder hast du vor, ein Komitee zu gründen?“
Sie drehte den Kopf, um ihn anzusehen, konnte aber keine Spur von Sarkasmus in seinem Gesicht oder seiner Stimme entdecken. Er schien ehrlich interessiert. „Ich organisiere die Versteigerung und die Nachbarschaftshilfe. Alex sorgt für das Essen und lässt ihre Kontakte zu den örtlichen Restaurants spielen. Evie kümmert sich um die Dekoration und, ähm, Holly, Jeffs Frau, hat darauf bestanden, die Werbetrommel zu rühren.“
„Willst du im Ernst behaupten, dass du erst heute diese Idee hattest und bereits alle Aufgaben verteilt sind? Und das an deinem allerersten Arbeitstag? Wie ist das nur möglich?“
„Ich sagte doch, kaum hatten wir angefangen, darüber zu sprechen, haben sich alle sofort bereit erklärt mitzuhelfen. Und jeder, dem wir davon erzählt haben, ist total begeistert.“
„Jeder außer mir.“ Seine Stimme klang leise in der kalten Nacht, in dem fahlen Licht konnte sie sein Gesicht nicht klar erkennen.
„Stört dich die ganze Idee, oder liegt es daran, dass ich damit zu tun habe?“
„Weder noch.“
Sie näherten sich dem Wasserfall. Claire konnte bereits sein leises Rauschen vernehmen. „Ich bin ein zynisches Arschloch, Claire. Was du da tust, wirkt auf den ersten Blick so nett und großmütig. Aber ich bin mir einfach nicht sicher, ob das wirklich so große Veränderungen in der Stadt anstößt, wie du es dir wünschst.“
„Ich weiß selbst nicht, ob es etwas nützt oder nicht, allerdings schadet es zumindest nicht, es auch zu versuchen, oder? Ich bin nur in einem völlig sicher: Immer wenn ich anderen Menschen helfe, statt nur an mich selbst zu denken, geht es mir sofort besser.“
Er schob den Rollstuhl zu einer kleinen verwitterten Bank, von der man eine wunderschöne Aussicht auf den Wasserfall in der einen Richtung und die etwas tiefer liegende Stadt in der anderen Richtung hatte.
Riley setzte sich, Chester begann wie ein anständiger Basset wild herumzuschnüffeln.
„Die heilige Claire. Immer bereit, nur das Beste in den Menschen zu sehen.“
„Das stimmt nicht“, protestierte sie. Sie dachte an ihre verquere Beziehung zu Holly, wie sehr sie sich bemühte, die andere Frau zu mögen, und trotzdem einfach nicht in der Lage war, ihre negativen Gefühle zu überwinden.
„Niemand ist nur gut oder schlecht, Riley. Ich bin sicher, dass du das in deinem Job oft genug erlebt hast.“
„Ja, der Punkt geht an dich. Selbst die härtesten Kriminellen heulen sich bei Vorabendserien ihre kleinen Augen aus dem Kopf.“
Sie lächelte. „Wirklich?“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wann habe ich schon jemals gelogen?“
Sie lachte. „Oh, keine Ahnung. Wie wäre es mit damals, als du Alex und mir erzählt hast, dass die New Kids on the Block allesamt bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen wären? Wir haben eine ganze Stunde geflennt, bis wir die Idee hatten, die Nachrichten zu hören, und herausfanden, dass du dir das nur ausgedacht hast.“
„Na schön, da habe ich möglicherweise die Wahrheit etwas verdreht. Aber ich wollte einfach nur, dass du mich bemerkst.“ „Ich glaube, du wolltest einfach nur deine Schwester quälen, und ich war dabei der Kollateralschaden.“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Claire. Es ging um dich. Es ging immer um dich.“
Seine Worte umfingen sie wie die kühle Maibrise. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte, während sich schon wieder diese knisternde Spannung zwischen ihnen aufbaute.
„Warum hast du damals nie etwas gesagt?“, fragte sie schließlich.
„Was sollte ich denn sagen? Du warst drei Jahre älter als ich.“ „Das bin ich noch immer. Danke, dass du mich
Weitere Kostenlose Bücher