Zauber der Hoffnung
daran erinnerst.“
„Drei Jahre bedeuten jetzt nichts mehr. Damals allerdings lebten wir auf vollkommen verschiedenen Planeten. Überleg doch mal. Ich war gerade mal Freshman und du schon fast achtzehn. Du hättest genauso gut ein Filmstar sein können, was meine Chancen bei dir betraf. Außerdem hast du sowieso immer nur Augen für Jeff Bradford gehabt.“
Da hatte er vollkommen recht. Sie hatte sich nach diesem Und-sie-lebten-glücklich-bis-an-ihr-Lebensende gesehnt, nach einem friedlichen Familienleben mit einem Mann, der sie liebte und niemals eine Affäre mit der Kellnerin einer Motorradclubkneipe anfangen würde.
In Jeff hatte sie sich so heftig verliebt, weil er klug und ehrgeizig gewesen war und scheinbar dieselben Ziele hatte wie sie. Seine Familie erschien ihr nach dem Skandal, der sie in ihrer Jugend so erschüttert hatte, so normal, und seine Eltern waren ganz vernarrt in sie gewesen. Manchmal fragte sie sich, ob sie Jeff nur wegen seiner Eltern geheiratet hatte.
Riley griff nach ihrer Hand und spielte mit ihren Fingern. „Wenn ich damals etwas gesagt hätte? Was hättest du damals getan, wenn ich dir gestanden hätte, wie verrückt ich nach dir bin?“ Sie fühlte sich, als ob sie gerade vom Wasserfall einen Kopfsprung in den kleinen See darunter gemacht hätte. „Keine Ahnung“, antwortete sie ehrlich. „Die alte Claire war ziemlich dumm.“
„Und was ist mit der neuen Claire?“
Sie ballte die Hand zur Faust, die Fingernägel gruben sich in ihr Fleisch. „Sie würde sich wahrscheinlich fragen, warum du deine Zeit mit einer geschiedenen Mutter verschwendest, die von ihrem Mann für irgendeine Tussi mit perfekten Zähnen und unechten Brüsten verlassen wurde.“
Er schloss die Augen. „Das wirst du mir nicht verzeihen, oder?“
„Trotzdem würde ich gerne eine Antwort bekommen. Warum bist du hier, Riley? Warum kommst du immer wieder, obwohl wir beide wissen, dass du das nicht tun solltest?“
Er sah sie lange an, dann legte er einen Finger unter ihr Kinn und küsste sie.
15. KAPITEL
D ie Zartheit seines Kusses raubte ihr den Atem. Sie wollte sich an Riley schmiegen, ihr Tuch um sie beide schlingen und in seinen Armen bleiben, während die Grillen in den Sträuchern zirpten und irgendwo in der Ferne ein Virginia-Uhu heulte.
Eine Stimme in ihr ermahnte sie, ihn von sich zu schieben, solange sie es noch konnte, doch statt darauf zu hören, gab sie sich dem Kuss vollkommen hin.
Das konnte kein gutes Ende nehmen. Riley McKnight würde ihr Herz in tausend Stücke zerbrechen, und es gab rein gar nichts, was sie dagegen tun konnte.
Er wich etwas zurück, sein Gesicht nur verschwommen erkennbar im Mondlicht. „Ich kann einfach nicht anders. Ich zähle mir ständig die Gründe auf, warum das mit uns nicht funktionieren kann. Und dennoch …“
Sie sagte nichts, zitterte nur leicht vor Angst und Erregung.
„Du frierst“, meinte er.
Warum, wollte sie ihm nicht verraten. „Ein wenig.“
„Ich bringe dich besser wieder zurück. Vorhin dachte ich noch, ein Spaziergang wäre eine gute Idee, aber ich vergesse immer wieder, wie schnell die Temperaturen in den Bergen fallen können.“
Beide sprachen sie kein Wort, während Riley sie den kleinen Hügel hinunter zu ihrem Haus schob. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, was sich in seinem Kopf abspielte, sie jedenfalls konnte an nichts anderes denken als an diesen umwerfenden, zarten Kuss.
Irgendetwas geschah hier, etwas, wofür sie vielleicht noch nicht bereit war. Ihre Gefühle für Riley waren ein einziges Durcheinander. Hier ging es nicht länger nur darum, sich zu einem außerordentlich attraktiven Mann hingezogen zu fühlen. Sondern um mehr.
Er nahm einen anderen Weg zurück, einen kürzeren, dersie am Bach und an dem kleinen Cottage vorbeiführte, in dem Maura lebte. Drinnen brannte Licht, und Claire bemerkte, dass sich hinter dem Vorhang jemand bewegte.
„Oh, halt. Bitte halt an.“
Er sah zu ihr hinab mit einem Blick, den sie nicht deuten konnte. „Es ist schon spät, Claire.“
„Sie ist noch wach. Ich habe sie gerade gesehen. Ich hatte noch keine Möglichkeit, sie seit dem Unfall zu besuchen. Alex und ich haben heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit kurz angehalten, doch Maura hat nicht aufgemacht. Wir haben bisher nur telefoniert, aber das ist einfach nicht dasselbe. Bitte.“
Es gefiel ihm nicht. Er hatte den Mund zu einer schmalen Linie zusammengepresst, aber dann zuckte er mit den Schultern und bugsierte den Rollstuhl
Weitere Kostenlose Bücher