Zauber der Leidenschaft
York oder Savannah. Für ein bisschen zusätzliches Geld konnte man dem Portalwächter genaue Koordinaten geben. Es war gar nicht so einfach, so viele Mythenweltgeschöpfe in die menschliche Gesellschaft zu integrieren. Wenn mit einem Schlag tausend Dämonen in Savannah auftauchten, konnte das nicht unbemerkt vor sich gehen.
Während Rydstrom mit seinem Volk zusammenarbeitete und sie auf diese neue Welt vorbereitete, wuchs seine Scham darüber, dass er ihnen gegenüber zuweilen einen Groll gehegt und seine Verantwortung ihn gestört hatte. Wie er jetzt feststellen konnte, war sein Volk arbeitsam, fleißig und bodenständig.
Durinda war bei den Vorbereitungen für den Exodus eine unschätzbare Hilfe, aber Rydstrom genoss darüber hinaus auch ihre Gesellschaft. Sie war jemand aus seiner Vergangenheit, mit dem er Erinnerungen an Tornin in besseren Zeiten austauschen konnte. Er unterhielt sich gern mit ihr über die Burg, rief sie sich in all ihrer Pracht und Herrlichkeit ins Gedächtnis und versuchte auszulöschen, was er vor ein paar Tagen bei Hofe mitangesehen hatte.
Außerdem sprachen sie über Mia, Zoë und Cadeon. Durinda erzählte ihm, dass einer der Gründe, wieso sie sich so zu Puck hingezogen fühlte, der war, dass er sie sehr an Cadeon in diesem Alter erinnerte. Rydstrom ging es genauso.
Er erinnerte sich an den kleinen flachsblonden Jungen, der sein Bruder einmal gewesen war. Seine neuen Hörner hatten ihn fast wahnsinnig gemacht, da sie beim Wachsen juckten wie verrückt. Er war mit ihnen überall dagegen gerannt, sogar gegen die Mauern der Burg, und überall waren kleine Dellen in einem Meter Höhe zurückgeblieben.
Niemals hätte Rydstrom gedacht, dass er Cadeon einmal vermissen würde, aber genau das war der Fall. In all diesen Jahrhunderten hatten sie zusammen gegen andere gekämpft und immer wieder auch gegeneinander. Vor Sabine war Cadeon der Einzige gewesen, der Rydstrom wütend machen konnte. Er lachte laut auf. Die beiden würden perfekt miteinander auskommen.
Aber trotz aller Streitigkeiten zwischen Rydstrom und Cadeon waren sie nur selten getrennt gewesen. Sie waren so oft zusammen, dass man sie in der Mythenwelt allgemein nur die Woede-Brüder nannte. Zurzeit bewohnte Cadeon Rydstroms Poolhaus.
Heute hatte Rydstrom erfahren, dass viele der Rebellen sich aufgrund der Erfolge seines Bruders bei der Suche nach dem Schwert erneut zusammenschlossen. Er war stolz auf Cadeon. Schockiert, aber stolz.
Rydstrom und Durinda hatten auch noch etwas anderes gemeinsam. Sie verließ diese Ebene nur widerstrebend, um einen Mann zu heiraten, den das Schicksal ihr bestimmt hatte, weil sie sich weigerte, dies anzuerkennen.
»Zumindest ist er davon überzeugt, dass wir ein Paar sind«, hatte sie gesagt. »Ich bin mir da ganz und gar nicht sicher. Wir haben absolut nichts gemeinsam. Ich glaube nicht, dass sich zwei unterschiedlichere Geschöpfe als wir finden ließen.«
Durinda hatte ja keine Ahnung.
Rydstrom und Sabine waren nahezu vollkommene Gegensätze. Aber es bestand keinerlei Zweifel daran, dass Sabine die Seine war. Auch wenn Rydstrom darauf brannte, noch einmal mit seiner Zauberin ins Bett zu steigen – und sie mit seinem Mal zu versehen –, würde er es langsam angehen und erst einmal ihr Vertrauen verdienen.
Schließlich hatte Rydstrom noch die ganze Ewigkeit vor sich.
Mit jedem Tag, den sie hier war, fühlte sich Sabine gegen ihren Willen mehr zu dem Dämon hingezogen.
Als sie ihn jetzt dabei beobachtete, wie er sich zum Ausgehen fertig machte, wurde ihr klar, dass sie ihn nicht wahrhaftig als potenziellen Gefährten angesehen hatte, ehe er sich von seinen Ketten befreit hatte. Sie respektierte Macht, fühlte sich zu ihr hingezogen, und er war machtlos gewesen. Jetzt war er so eindrucksvoll, er hatte das Sagen, und das war wundervoll. Die Leute starrten ihn ehrfurchtsvoll an, wenn er sich zwischen ihnen bewegte.
Und doch, selbst wenn er sich unter so vielen seines Volkes befand, schien er immer noch … einsam zu sein. Ein königlicher Dämon, der sich von allem und jedem fernhält.
Unglücklicherweise wurden Sabines veränderte Gefühle nicht erwidert. Jeden Tag verbrachte Rydstrom mehr Zeit mit Durinda, und Puck ließen sie bei ihr zurück, um sie zu ärgern. Sie gingen wohl davon aus, dass der Junge immun gegen ihren Einfluss wäre, weil er sie nicht verstand. Und sie konnte den kleinen Mistkerl einfach nicht dazu bewegen zu gehen. Immer wieder betrat er voller Scheu ihr Zelt und
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