Zauber der Leidenschaft
brachte ihr jedes Mal ein »Geschenk« mit. An einem Tag erhielt sie eine vertrocknete Libelle, am nächsten einen Kieselstein.
Rydstrom begleitete Sabine immer noch jeden Morgen zu den heißen Quellen. Wenn sie an Durinda und ihren Freundinnen vorbeikamen – sie alle trugen dieselben blöden langen Röcke, die sie auch ihr aufgezwungen hatten –, ging die Dämonin immer sehr vertraut mit Rydstrom um, was Sabine immer wieder auf die Palme brachte.
Doch jede Nacht hielt er sie im Bett dicht an sich gedrückt. Da sie fünf oder sechs Stunden pro Nacht schlief, hatte sie mehrfach Albträume. Jedes Mal wenn sie erwachte, war er da und streichelte ihr zärtlich übers Haar.
In der letzten Nacht hatte er ihr zugeflüstert: » Schhhh, Kleines. Ich halt dich fest. « Sie bekam immer noch jedes Mal eine Gänsehaut, wenn sie sich daran erinnerte.
Aber er hatte nicht ein einziges Mal versucht, wieder mit ihr intim zu werden, obwohl sie seine Erektion fühlte, die sich in ihren Rücken bohrte. Seine Kasteiung beunruhigte sie sehr, und sie wünschte sich, sie könnte mit ihrer Schwester über sein Verhalten reden. Lanthe war eine Expertin für die Liebe. Sie würde verstehen, was Rydstrom bezweckte.
Bei den Göttern, sie vermisste ihre Schwester so sehr. Noch nie waren sie so lange voneinander getrennt gewesen. Aber genau wie er es versprochen hatte, ermöglichte Rydstrom es ihr, Lanthe zu schreiben.
Am zweiten Abend hatte der Dämon Sabine ein Stück Pergament und einen Federkiel gebracht. Aber wenn sie geglaubt hatte, es werde sich eine Gelegenheit zur Flucht ergeben, hatte sie sich getäuscht. Er hatte ihr eine Hand freigegeben und die andere hinter ihrem Rücken festgehalten, während er ihr über die Schulter hinweg beim Schreiben zusah.
»Sag ihr einfach nur, dass ich dich von dieser Ebene fortbringe«, hatte er gesagt. »Dieser Brief wird Tornin erst erreichen, wenn wir schon fort sind.«
»Sie wird wissen, dass du nach New Orleans gehst. Omort wird Assassinen dorthin schicken.«
»Ja«, hatte er einfach gesagt.
Als sie fertig war und Rydstrom sie wieder gefesselt hatte, hatte sie gesagt: »Fast wäre ich geneigt gewesen, dich zu umarmen, Rydstrom, aber leider bringen Umarmungen ohne Arme nicht so wahnsinnig viel. Stattdessen werde ich dir einen Gefallen tun. Ich werde dir mit deinem Bruder helfen.«
»Cadeon und mir kann auch eine Zauberin nicht helfen. Außerdem habe ich das für dich getan, weil du dich bei der Bestrafung dieser Jugendlichen kooperativ gezeigt hast. Und jetzt willst du mir auch wieder einen Gefallen tun? Ich möchte nicht, dass das bei uns zur Gewohnheit wird.«
»Warum nicht?«
»Weil du und ich … weil wir zusammen sind.«
In dem Moment hatte sie gedacht: Sind wir tatsächlich zusammen, und was genau bedeutet das? Sie hatte null Erfahrung mit Beziehungen.
»Oh, dann eben nicht«, sagte sie leichthin. »Ich wollte dir nur etwas sagen, was deine Verbitterung über die Vergangenheit vielleicht ein wenig mindert.«
»Dann rede«, sagte er unwirsch.
»Tornin wäre so oder so gefallen, ganz unabhängig von Cadeons Entscheidung.«
»Alles, was mein Bruder zu tun hatte, war, auf meine Botschaft zu antworten, sich auf den Weg zur Burg zu machen und innerhalb ihrer Mauern zu bleiben, bis ich von der Frontlinie gegen die Vampire zurückgekommen wäre. Stattdessen hat er mir den Rücken zugekehrt und ist lieber bei seiner Pflegefamilie geblieben. Ich weiß, dass du die Dringlichkeit dieser Angelegenheit nicht verstehst, aber königliche Präsenz auf Tornin war unerlässlich.«
»Oh, ich verstehe schon – wer auch immer Tornin beherrscht, beherrscht das Königreich. Aber das wusste Omort nur zu gut. Darum befahl er auch fünfhundert Männern, Cadeon aufzulauern und ihn zu ermorden.«
Rydstrom war ganz still geworden. »Was hast du gesagt?«
»Es spielte überhaupt keine Rolle, wie viele Wachen du zu Cadeons Schutz abgestellt hättest. Wenn dein Bruder deine Botschaft nicht ignoriert hätte, hätte er die Burg niemals lebend erreicht.«
»Woher soll ich wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
»Warum sollte ich lügen?«
Als er gegangen war, hatte er wie ein Mann ausgesehen, der soeben einen Fausthieb mit einem Panzerhandschuh einstecken musste.
Jetzt machte er sich schon wieder bereit, um sie zu verlassen. Der Dämon trug einen dunkelgrünen Waffenrock, der die Farbe seiner markanten Augen zur Geltung brachte. Der gewebte Stoff schmiegte sich an seine breiten Schultern und die muskulöse
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