Zauber der Leidenschaft
Feuerdämonarchie.
Doch in diesem Moment richtete Omort seinen Blick auf Sabines Tafel. Es war ein Sanktuarium – ein uralter Vertrag der Sorceri, der gewährleistete, dass kein Mann ihren Körper »besudeln« würde, solange sie selbst ihn »rein« hielt. Und so ertrug sie seit Jahrhunderten ihre Jungfräulichkeit und vermied jeden ungewollten oder unnatürlichen Geschlechtsverkehr.
Sollte eine der Tafeln von der Wand herunterfallen und zerbrechen, so wusste man, dass jemand gegen die Bedingungen der Vereinbarung verstoßen hatte. Omort wartete nun voller Angst und Schrecken darauf, dass Sabines zerbrach – der eindeutige Beweis dafür, dass sie Sex mit Rydstrom hatte.
»Der Dämon ist hier in meinem Kerker?«, fragte Omort geistesabwesend. »Wie lange schon?«
Lanthe zuckte die Achseln. »Eine halbe Stunde, schätze ich.«
»Wie ich sehe, fällt es deiner Schwester nicht ganz so leicht, ihr Vorhaben auszuführen, wie sie vorhergesagt hatte«, sagte Hettiah mit höhnischem Grinsen.
»Nein, das stimmt nicht, Hettiah.« Es war noch nicht geschehen, aber das würde es wahrscheinlich bald. »Ich bin sicher, Sabine amüsiert sich gerade prächtig, und sie spielt mit ihm wie eine Katze mit einem flügellahmen Vogel …«
Der Dämon fuhr sich mit bebender Hand über den Mund, bevor ihm bewusst wurde, was er gerade tat. Den Blick fest auf Sabines Körper gerichtet, ging Rydstrom mit langsamen, bedrohlichen Schritten auf sie zu. Seine Augen färbten sich erneut schwarz. Aus Verlangen oder Wut oder beidem?
Sie rechnete damit, dass er versuchen würde zu fliehen. Vermutlich hatte er vor, sie als Geisel zu benutzen, es sei denn, sie konnte ihn dazu verführen, sich selbst zu vergessen. Sie war fest davon überzeugt, dass die Chance immer noch bestand, denn er war offensichtlich nicht in der Lage, die Reaktion seines Körpers auf sie zu verbergen. Trotzdem konnte sie seinen inneren Konflikt deutlich an seinem Gesicht ablesen.
Rydstrom wusste nicht, ob er seinen Anspruch auf sie erheben oder sie umbringen sollte.
»Was erhoffst du dir von alldem?«
»Das habe ich dir gesagt.«
»Nein, du persönlich. Deine Spezies schaut auf meine herab. Warum solltest du dich ausgerechnet mit einem Dämon vermählen und ein Kind von ihm austragen wollen?« Er kniff die Augen zusammen. »Hat Omort etwas gegen dich in der Hand, um dich zu zwingen, das hier zu tun? Hat er jemanden aus deiner Familie gefangen genommen? Einen … Liebhaber?«
Sabine merkte ihm an, wie sehr er hoffte, dass sie hierzu gezwungen wurde. »Nein, er hat niemanden gefangen genommen, der mir lieb ist. Ich war durchaus willig, diese Pflicht zu erfüllen.« Und die Prophezeiung in Gang zu setzen.
Vor vielen Jahrhunderten war geweissagt worden, dass, wenn die Königin der Illusionen den Erben des gestürzten Königs der Wutdämonen zur Welt bringen würde, dieser Prinz eine Quelle unvorstellbarer Macht erschließen würde. Wenn sie es nicht tat, würde der Pravus seinen Feinden unterliegen.
» Willig ?«, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Eben noch hatte der Dämon tief eingeatmet und mehr Geduld an den Tag gelegt, als Sabine es seit einer Ewigkeit bei einem männlichen Wesen gesehen hatte. Aber sie spürte, dass Rydstrom jetzt am Ende seiner Geduld angelangt war. Da sie die Möglichkeit ausgeschlossen hatte, dass sie zu ihren Taten gezwungen worden war, würde er es aufgeben, vernünftig mit ihr reden zu wollen.
Sie sah ihm an, dass er dichtmachte. In seiner vernarbten Wange zuckte ein Muskel, und seine Augen glühten in einem tiefen Schwarz. Wie ein Blitz durchfuhr sie die Einsicht, dass sie gerade eine Seite an Rydstrom erblickte, die bisher noch nicht viele zu sehen bekommen hatten.
»Du hast ja keine Ahnung, womit du spielst«, sagte er mit gefühlloser Stimme.
»Dann sag es mir.«
»Du kannst nicht gewinnen.«
»Ach nein? Stell es dir nur mal vor, Rydstrom. Ich kann dir alles schenken, was du willst. Ich werde dir jeden deiner geheimsten Wünsche erfüllen.«
»Was weißt du schon von meinen geheimsten Wünschen?« Hatte seine Stimme etwa rauer geklungen? Wieder versuchte sie, seine Gedanken zu erforschen, konnte aber nicht zu ihnen durchdringen.
Selbst als er genau vor ihr stand, machte er keinerlei Anstalten, sie zu berühren. So dicht bei ihm fühlte sie sich winzig klein neben seiner hoch aufragenden Gestalt. Sie spürte die Hitze, die sein Körper ausstrahlte.
Ohne jede Vorwarnung schossen seine Hände vor, und er griff
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