Zauber der Leidenschaft
hatte, und fuhr mit den Fingern daran entlang. Obwohl er bewusstlos war, überlief ihn ein Schauder.
Als Nächstes ruhte ihr Blick auf seinem gut aussehenden Gesicht, dessen Züge wie gemeißelt wirkten – eine kräftige Nase, ein eckiges Kinn – und nur durch seine tiefe Narbe verunstaltet wurden. Offensichtlich war die Verletzung schwerwiegend gewesen, und sie fragte sich, wie er sie sich wohl zugezogen hatte.
Langsam wanderte ihr Blick tiefer. Der Dämon besaß einen Körper, wie sie ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Sabine hatte immer Männer mit eher schlankem Körperbau bevorzugt. Die Männer, zu denen sie sich hingezogen fühlte, gehörten fast immer zu den Sorceri, waren elegant und lässig, vom Typ raffiniertes Schlitzohr. Rydstrom war alles andere als ein wortgewandter Hexer – er war pure Männlichkeit.
Das hieß allerdings noch lange nicht, dass sie wirklich scharf darauf war, mit ihm ins Bett zu steigen. Im Laufe der Zeit hatte sich herausgestellt, dass sie es ganz und gar nicht mochte, gebissen zu werden, und Dämonen versahen ihre Frauen mit einem Mal, wenn sie zum ersten Mal ihren Anspruch auf sie erhoben. Darüber hinaus veränderte sich sogar das Aussehen eines Dämons, während er Sex mit seiner Gefährtin hatte. Seine Züge wurden schärfer, seine Haut färbte sich dunkel, und seine oberen und unteren Fänge wuchsen.
Wie es wohl wäre, wenn Rydstrom sich in seiner vollständigen Dämonengestalt zeigte? Wenn er knurrend über ihr aufragte und in sie hineinstieß? Wenn dieser mächtige Körper den ihren zum Höhepunkt trieb? Wieder trank sie einen großen Schluck Wein.
Es war keine Lüge gewesen, als Sabine gesagt hatte, er solle um des späteren Effekts willen die Hose anbehalten – selbstverständlich hatte sie vor, ihm den Reißverschluss mit den Zähnen zu öffnen –, aber das bedeutete keineswegs, dass sie ihn nicht gerne sehen würde.
Sie stellte ihren Kelch auf den Nachttisch und zog langsam den Reißverschluss herunter. Angesichts dessen, was da zum Vorschein kam, biss sie sich auf die Unterlippe. Eine ganze Reihe von Narben zog sich über seinen Schaft. Er war gepierct gewesen, wenn er es auch jetzt nicht mehr war.
Sabine waren Gerüchte über archaische Initiationsriten unter den Männern zahlreicher Dämonarchien zu Ohren gekommen, aber sie hatte angenommen, dass die Wutdämonen diese schon vor zig Jahren abgeschafft hätten. Vielleicht hatte Rydstrom selbst die entsprechende Verfügung erlassen – schließlich war er dazu in der Lage gewesen.
Also, der Dämon trug einen fest sitzenden Reif über dem Bizeps, und er war tätowiert und gepierct. Wie es schien, war Rydstrom Woede der Typ Mann, dessen äußeres Erscheinungsbild rein gar nichts darüber verriet, was sich unter seiner Kleidung verbarg.
Ein Grinsen breitete sich über Sabines Gesicht aus, während sie den Reißverschluss wieder schloss. Was für eine Überraschung.
6
Rydstrom erwachte … nur langsam kam er zu Bewusstsein. In diesem trüben Zwielicht begriff er vage, dass er auf einem Bett lag.
»Du wachst auf, nach nur einer halben Stunde«, sagte Sabine zu ihm. »Du bist wirklich stark, Dämon.«
Zorn durchströmte ihn, als ihm dämmerte, was geschehen war. Sie hat mich vergiftet. Er konnte weder seine Gliedmaßen bewegen noch seine Lider auseinanderzwingen. Obwohl er ihre Nähe witterte, schien ihre Stimme meilenweit entfernt zu sein.
Ich trage kein Hemd? Was zum Teufel …?
»Es wird vermutlich noch ein paar Augenblicke dauern, ehe wir uns wieder auf körperlicher Ebene austauschen können, darum hatte ich mir gedacht, wir plaudern ein wenig über dein Treffen mit Groots Abgesandtem.«
Was wusste sie? Er versuchte sich zurückzuerinnern, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich.
»Was ich weiß?«, fragte sie.
Sie las seine Gedanken, was ihn mit Zorn erfüllte.
»Ich weiß, warum du es heute Abend so eilig hattest, nach New Orleans zu kommen, und warum du so angespannt warst, dass ich deinen hübschen Wagen schon in seine Einzelteile zerlegen musste, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
Er sollte heute Abend seinen Bruder treffen. Cadeon würde sich fragen, wo er steckte. Als Rydstrom spürte, dass sie sich zu ihm aufs Bett gesellte, brachte er es fertig, seine brennenden Augen einen Spalt weit zu öffnen, konnte aber nicht mehr erkennen als einen vagen Umriss.
»Ich weiß, dass Groot ein Schwert geschmiedet hat, von dem du glaubst, dass es Omort zerstören wird«, flüsterte sie ihm ins
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