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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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löschen.« Er ging wieder hinein.
    Wolf sah dem Schmied empört nach. »Was macht das schon?« murmelte er. »Der Ort ist sowieso eine Ruine.«
    »Laß ihn in Ruhe, Vater«, sagte Tante Pol gelassen. »So ist er nun mal.«
    Als sie aufsitzen wollten, wiehere Baraks Pferd, ein großer, kräftiger Grauer, und warf Hettar einen vorwurfsvollen Blick zu, worauf der Algarier kicherte.
    »Was ist bitte so lustig?« fragte Barak argwöhnisch.
    »Das Pferd hat etwas gesagt«, antwortete Hettar. »Mach dir nichts draus.«
    Sie schwangen sich in den Sattel und folgten dem schmalen, schlammigen Pfad, der aus den nebligen Ruinen hinaus in den Wald führte. Feuchter Schnee lag unter den nassen Bäumen, und ständig tröpfelte es von den Ästen auf sie herab. Sie zogen ihre Umhänge fest um sich, um die Kälte und die Feuchtigkeit abzuhalten. Als sie im Wald waren, trieb Lelldorin sein Pferd neben Garion, und sie ritten zusammen weiter. »Ist Prinz Kheldar immer so… äh… so ausgesprochen kompliziert?« fragte er.
    »Silk? O ja. Er ist sehr verschlagen. Weißt du, er ist ein Spion, und Verkleidungen und schlaue Lügen sind seine zweite Natur.«
    »Ein Spion? Wirklich?« Lelldorins Augen leuchteten bei dieser Vorstellung.
    »Er arbeitet für seinen Onkel, den König von Drasnien«, erklärte Garion. »Soviel ich verstanden habe, beschäftigen sich die Drasnier seit Jahrhunderten mit solchen Sachen.«
    »Wir müssen noch haltmachen, um das restliche Gepäck aufzusammeln«, erinnerte Silk Meister Wolf.
    »Ich habe das nicht vergessen«, antwortete der alte Mann.
    »Gepäck?« fragte Lelldorin.
    »Silk hat in Camaar Wolltuch eingekauft«, sagte Garion. »Er meint, das gäbe uns einen plausiblen Grund, warum wir unterwegs sind. Wir haben es in der Höhle versteckt, als wir von der Straße nach Vo Wacune abbogen.«
    »Er denkt an alles, nicht wahr?«
    »Er versucht es. Wir können froh sein, ihn dabeizuhaben.«
    »Vielleicht könnten wir ihn bitten, uns einiges über Verkleidungen beizubringen«, schlug Lelldorin begeistert vor. »Das könnte sehr nützlich sein, wenn wir auf der Suche nach deinem Feind sind.«
    Garion hatte geglaubt, Lelldorin hätte seinen impulsiven Schwur längst vergessen. Der Verstand des jungen Arendiers schien zu flüchtig zu sein, um eine Idee lange zu behalten, aber jetzt sah er, daß Lelldorin nur scheinbar Dinge vergaß. Die Vorstellung, den Mörder seiner Eltern mit diesem Enthusiasmus zu suchen, der ständig neue Ausschmückungen und Improvisationen hinzufügte, wurde allmählich erschreckend.
    Am hellen Vormittag, nachdem sie Silks Gepäck geholt und auf die Rücken ihrer Ersatzpferde geschnallt hatten, waren sie wieder auf der Großen West-Straße, der tolnedrischen Straße, die mitten durch den Wald verlief. Sie ritten in leichtem Galopp in Richtung Süden und kamen rasch vorwärts.
    Sie kamen an einem schwer beladenen Leibeigenen vorbei, der in Fetzen von Sackleinen gekleidet war, die mit Kordel zusammengehalten wurden. Das Gesicht des Leibeigenen war eingefallen, und er war sehr dünn unter seinen schmutzigen Lumpen. Er trat von der Straße und starrte sie besorgt an, bis sie vorbei waren. Garion spürte plötzlich einen Stich des Mitleids. Er dachte kurz an Lammer und Detton und überlegte, was schließlich wohl mit ihnen geschehen würde. Aus irgendeinem Grund schien es wichtig zu sein. »Ist es wirklich nötig, sie in solcher Armut zu halten?« fragte er Lelldorin, unfähig, noch länger an sich zu halten.
    »Wen?« fragte Lelldorin und sah sich um.
    »Die Leibeigenen.«
    Lelldorin warf einen Blick über die Schulter zurück auf den in Lumpen gehüllten Mann.
    »Du hast den Mann nicht einmal gesehen«, klagte Garion.
    Lelldorin zuckte die Achseln. »Es gibt so viele.«
    »Und alle sind sie in Lumpen gekleidet und dem Verhungern nahe.«
    »Mimbratische Steuern«, antwortete Lelldorin, als ob dies alles erklärte.
    »Du hast wohl immer genug zu essen gehabt.«
    »Ich bin kein Leibeigener, Garion«, erwiderte Lelldorin geduldig. »Die Ärmsten leiden immer am stärksten. So ist die Welt nun einmal.«
    »Sie muß aber nicht so sein«, widersprach Garion.
    »Du verstehst das einfach nicht.«
    »Nein. Und das werde ich auch nie tun.«
    »Natürlich nicht«, sagte Lelldorin mit aufreizender Selbstgefälligkeit. »Du bist kein Arendier.«
    Garion biß die Zähne zusammen, um die naheliegende Antwort zurückzuhalten.
    Am späten Nachmittag hatten sie etwa dreißig Meilen zurückgelegt, der Schnee war

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