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Zauber der Schlange

Zauber der Schlange

Titel: Zauber der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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die Einwände des kleinen Mannes ignorierend. »Wenn einer zu fliehen versucht, werden alle anderen getötet.«
    Silk erhob sich und stülpte seine Kappe auf. »Das wirst du noch bedauern, Hauptmann«, sagte er. »Ich habe einflußreiche Freunde hier in Tolnedra.«
    Der Soldat zuckte die Achseln. »Das interessiert mich nicht«, sagte er. »Ich bekomme meine Befehle von Graf Dravor. Er hat mir aufgetragen, euch zu ihm zu bringen.«
    »Also gut«, sagte Silk. »Dann werden wir diesen Grafen Dravor besuchen. Wir werden alles aufklären, und es besteht kein Grund, mit euren Schwertern herumzufuchteln. Wir kommen ruhig mit. Niemand wird etwas tun, das dich aufregen könnte.«
    Das Gesicht des Vierfingrigen verfinsterte sich im Licht der Fackeln. »Mir gefällt dein Ton nicht, Freund.«
    »Du wirst auch nicht dafür bezahlt, meinen Ton zu mögen, Freund«, erwiderte Silk. »Du wirst dafür bezahlt, uns zu Graf Dravor zu begleiten. Wir sollten vielleicht gehen. Je eher wir dort sind, desto eher kann ich ihm von deinem Verhalten berichten.«
    »Holt ihre Pferde«, brummte der Soldat.
    Garion war zu Tante Pol geschlichen. »Kannst du nichts tun?« fragte er leise.
    »Keine Unterhaltung!« bellte der Soldat, der ihn gefangenhielt.
    Hilflos stand Garion da und starrte auf das Schwert, das auf seine Brust gerichtet war.

14
    D as Haus von Graf Dravor war ein großes, weißes Gebäude, das auf einer Rasenfläche stand, die auf jeder Seite von gestutzten Hecken und ordentlich angelegten Beeten umgeben war. Der Mond, der inzwischen hoch am Himmel stand, beleuchtete jede Einzelheit, als sie langsam den gewundenen, mit weißem Kies bestreuten Weg entlangritten, der zum Haus führte.
    Die Soldaten befahlen ihnen, im Hof zwischen Haus und dem Garten auf der Westseite abzusteigen, dann wurden sie ins Haus gezerrt und einen langen Gang entlang, der vor einer schweren, polierten Tür endete.
    Graf Dravor war ein dünner, unentschlossen wirkender Mann mit schweren Tränensäcken unter den Augen, der sich in einem Stuhl in der Mitte eines reich ausgestatteten Raumes räkelte. Er sah mit einem frohen, fast verträumten Lächeln auf, als sie eintraten. Sein Umhang war von blaßrosa Farbe und an Hals und Ärmeln mit Silber eingefaßt, um seinen Rang anzudeuten. Er war arg zerknittert und nicht allzu sauber. »Und wer sind diese Gäste?« fragte er nuschelnd, mit kaum hörbarer Stimme.
    »Die Gefangenen, Graf«, erklärte der vierfingrige Soldat. »Diejenigen, die ich auf Ihren Befehl festnehmen sollte.«
    »Habe ich befohlen, daß jemand festgenommen werden sollte?« fragte der Graf noch immer nuschelnd. »Wie bemerkenswert von mir, so etwas zu tun. Ich hoffe, ich habe euch keine Ungelegenheiten bereitet, meine Freunde.«
    »Wir waren nur ein wenig überrascht, das ist alles«, sagte Silk vorsichtig.
    »Ich frage mich, warum ich das getan habe.« Der Graf überlegte. »Ich muß doch einen Grund gehabt haben, ich tue nie etwas ohne Grund. Was habt ihr angestellt?«
    »Wir haben gar nichts angestellt, Graf«, versicherte ihm Silk.
    »Warum habe ich euch dann verhaften lassen? Es muß ein Mißverständnis sein.«
    »Das dachten wir auch, Graf«, sagte Silk.
    »Nun, ich bin froh, daß sich das aufgeklärt hat«, sagte der Graf glücklich. »Darf ich euch vielleicht ein Abendessen anbieten?«
    »Wir haben bereits gegessen, Graf.«
    »Oh.« Das Gesicht des Grafen zeigte seine Enttäuschung. »Ich habe nur selten Gäste.«
    »Vielleicht kann sich Haushofmeister Y’diss daran erinnern, warum diese Leute verhaftet werden sollten, Graf«, schlug der vierfingrige Soldat vor.
    »Natürlich«, sagte der Graf. »Warum habe ich nicht daran gedacht? Y’diss kann sich immer an alles erinnern. Bitte schicke sofort nach ihm.«
    »Jawohl, Graf.« Der Soldat verbeugte sich und nickte einem seiner Männer knapp zu.
    Während sie warteten, begann Graf Dravor verträumt mit den Falten seines Gewandes zu spielen und summte tonlos vor sich hin.
    Nach kurzer Zeit öffnete sich die Tür am Ende des Raumes, und ein Mann in schillerndem, reich besticktem Gewand trat ein. Sein Gesicht war sehr fett, sein Kopf kahlgeschoren. »Nach mir wurde geschickt, Graf?« Seine Stimme klang fast wie ein Zischen.
    »Ach, Y’diss«, sagte der Graf Dravor glücklich, »wie nett von dir, dich zu uns zu gesellen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, zu Diensten zu sein, Graf«, sagte der Haushofmeister mit einer geschmeidigen Verbeugung.
    »Ich überlege gerade, warum ich diese Freunde hier

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