Zauber der Sonneninsel
Mit einer hastigen Bewegung zog sie ihren Pullover zurecht, wobei ihre Brüste sich einen Moment lang unter der dünnen Wolle abzeichneten. Sein Blick verriet, dass es ihm nicht entgangen war.
Er dachte nicht daran, sein Interesse zu verbergen. Anerkennend ließ er seinen Blick über ihre Figur gleiten, dann sah er ihr direkt in die Augen. In seinem Blick lagen Herausforderung und Begehren. Verlegen wandte Petra ihren Blick ab.
“Wie oft kommen Sie nach Sa Virgen?” fragte er.
“Sooft ich Lust habe”, erwiderte sie kühl.
“Sooft Sie Lust haben?” Spöttisch wiederholte die Frau Petras Worte. “Sie reden, als gehörte Ihnen die Insel und nicht ihm!”
Petra betrachtete den Mann nachdenklich. Tomás Torres. Ihr Herz klopfte wie rasend, als sie begriff, wer vor ihr stand. Ausgerechnet sie, die so viel über Sa Virgen zu wissen glaubte, hatte nicht bemerkt, mit wem sie sprach! Denn wenn dieser Mann Tomás war, dann gehörte Sa Virgen ihm tatsächlich. Und dann war er es, der hinter “Proyecto Virgen SA” stand, der Firma, deren Pläne zur Erschließung der Insel bei Naturliebhabern große Empörung ausgelöst hatten. “Sie sind also Tomás Torres?” Sie atmete tief und fühlte, wie ihr Zorn wuchs. “Entschuldigen Sie, dass ich nicht früher bemerkt habe, welch seltene Ehre Sie mir erweisen”, sagte sie kalt. “Sie müssen sehr menschenscheu sein, Señor Torres.”
“Ich liebe mein Privatleben”, korrigierte er sie. “Das ist nicht dasselbe.”
“Auf jeden Fall zeigen Sie sich nicht gern in der Öffentlichkeit.”
Er betrachtete sie gelassen. “Warum sagen Sie das?”
“Ich weiß nicht, wie viele Versammlungen es schon zum Thema Sa Virgen gegeben hat”, antwortete Petra. “Sie sind zu allen persönlich eingeladen worden, aber nicht einmal erschienen!”
“Ahh!” Die Frau sah sie verächtlich an. “Sie gehören also dieser Gruppe von Zerstörungswütigen und Fanatikern an, die überall so viel Ärger macht!”
“Ich bin keine Fanatikerin, ich möchte nur die Natur erhalten.” Petra war empört. “Und Zerstörungswut kann man wohl eher Señor Torres vorwerfen!”
“Nicht nur mir.” Tomás Torres war verärgert. “Im letzten Sommer haben so genannte Umweltschützer auf dieser Insel eine Versammlung abgehalten. Sie haben Sa Virgen mehr geschadet als irgendetwas in den letzten tausend Jahren.”
“Sie haben sich ein wenig danebenbenommen”, sagte Petra, aber es klang nicht sehr überzeugend. Sie selbst war nicht an dieser beschämenden Aktion beteiligt gewesen. Die Diskussion um Sa Virgen hatte eine Reihe von Verrückten angelockt, die nicht unter Kontrolle zu halten waren. Deshalb war die gut gemeinte Kampagne “Hände weg von Sa Virgen” zu einer völligen Katastrophe geworden.
“Ein wenig?” wiederholte er ironisch. “Sie haben Feuer angezündet, überall ihren Abfall zurückgelassen und sich auch sonst wie die Wilden benommen. Ich kann Ihnen versichern, das war kein schöner Anblick, Miss Castle.”
“Es war einfach widerwärtig”, stimmte die Frau ihm zu.
“Das Verhalten dieser Leute ist nichts gegen das, was Sie mit Sa Virgen vorhaben”, entgegnete Petra zornig. “Ihre Pläne für diese Insel sind abscheulich!”
“Darf ich höflich fragen, wer Ihnen eigentlich das Recht gibt, mir zu erzählen, was ich mit meinem Eigentum machen soll?” Der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar.
“Ich nehme diese Gelegenheit wahr, weil Sie sich Ihren Kritikern ja nie stellen”, entgegnete Petra. “Sie verstecken sich hinter Ihren Anwälten und Sprechern, die dafür sorgen, dass Sie unsere Argumente nie zu hören bekommen.”
“Ich bin bestens informiert”, widersprach er ungeduldig. “Immerhin lese ich Zeitung. Und was diese Versammlungen angeht: Warum sollte ich dort erscheinen? Nur um mich von Ignoranten beleidigen zu lassen?”
“Ignoranten ist nicht das richtige Wort.” Petra ließ sich nicht einschüchtern, obwohl er etwa zehn Jahre älter als sie und ein reicher und angesehener Mann war. “Unter den Leuten, die Sa Virgen schützen wollen, sind einige der bekanntesten Vogelkundler und Wissenschaftler des Mittelmeerraumes. Und die als Ignoranten zu beschimpfen, spricht nicht gerade für Sie, Señor Torres!”
“Sa Virgen gehört mir”, fuhr er fort, als hätte er sie gar nicht gehört. “Warum sollte ich irgendjemand darüber Rechenschaft ablegen, was ich mit meinem Besitz zu tun gedenke?”
Seine Arroganz verschlug Petra einen Augenblick die
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