Zauber der Sonneninsel
hatte.
“Achten Sie auf die Felsen, wenn Sie zurücksegeln”, sagte Tomás Torres ernst. “Seien Sie vorsichtig!” Er begleitete sie bis zu ihrem Schlauchboot und half ihr, es ins Wasser zu bringen. Und bevor Petra protestieren konnte, hob er sie mit einer Leichtigkeit hoch, als ob sie eine Feder wäre. Nichts hätte ihre Ohnmacht besser demonstrieren können! Petra fühlte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss.
Torres trug sie durchs seichte Wasser zum Schlauchboot und ließ sie aus seinen Armen hineinfallen, dass das Boot schaukelte.
Petra meinte, ein boshaftes Glitzern in seinem Blick zu sehen.
“Sie können hierherkommen, wann immer Sie Lust haben”, rief er ihr zum Abschied zu. “Niemand wird Sie daran hindern!”
Petra paddelte zu ihrem Segelboot zurück. Ihre Haut brannte, wo Torres sie berührt hatte, und das Herz schlug ihr bis zum Hals. Sie beobachtete, wie Torres durch das seichte Wasser zurück an Land watete. Er drehte sich nicht einmal um. Was für ein Mann! Noch nie war sie jemandem wie ihm begegnet. Wer immer im Streit um Sa Virgen recht hatte, Tomás Torres war eine außergewöhnliche Persönlichkeit.
Als Petra das Segel setzte, hatte sie sich schon ein wenig beruhigt. Sie sah zu der grauen Yacht hinüber und entdeckte Torres und Cristina an Deck. Die beiden beobachteten sie und hatten selbst anscheinend nicht die Absicht, die Bucht zu verlassen. Offensichtlich warteten sie darauf, dass Petra endlich davonsegelte.
Mit zusammengebissenen Zähnen konzentrierte Petra sich auf das, was vor ihr lag. Bevor sie um die letzten Felsen herumsegelte, warf sie noch einen Blick zurück. Torres war jetzt allein an Deck und winkte ihr nach. Sie erwiderte nur kurz seinen Gruß, dann segelte sie zurück nach Palma.
2. KAPITEL
“E r hat gesagt, meine Bücher gefallen ihm?” Tom Castle schnitt sich ein großes Stück vom Sonntagsbraten ab. “Hat er sie in Englisch oder in der spanischen Übersetzung gelesen?”
“Das hat er nicht gesagt.”
“Das ist aber ein großer Unterschied. In der Übersetzung kommen die Pointen manchmal nicht so gut heraus.”
“Ich hoffe, du hast dich nicht danebenbenommen”, warf Petras Mutter ein. “Wenn es um diese Insel geht, bist du oft so verletzend. Und außerdem hättest du niemals allein nach Cala Vibora segeln dürfen! Worüber habt ihr denn gesprochen?”
“Ich habe ihm erzählt, dass ich seine Pläne abscheulich finde und hoffe, dass er sie nicht durchführen kann.”
“Aber Petra!”
“Also, ich finde, dass Petra ihre Sache gut gemacht hat.” James warf seiner Schwester einen aufmunternden Blick zu. “Es muss für Don Tomás Torres eine völlig neue Erfahrung gewesen sein, dass ihm mal jemand die Meinung gesagt hat.”
“Das ist es ja gerade”, fuhr Margaret Castle fort. “Petra kann sehr direkt sein, wenn sie sich in ein Thema verbissen hat. Die Spanier verstehen das nicht immer. Vielleicht hat sie ihn beleidigt. Und wenn ich mir vorstelle, dass ein so bedeutender Mann wie Tomás Torres den Leuten erzählt, unsere Petra hätte keine Manieren …”
“Nun übertreibe nicht, Margaret. So, wie ich Torres einschätze, lässt er sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen”, beschwichtigte Tom Castle.
“Das glaube ich auch”, stimmte James zu. “Obwohl ich Mutter recht geben muss. Petra kann manchmal wirklich sehr hartnäckig sein. In all diesen langweiligen Umweltschutzversammlungen hat sich ihre Redegewandtheit bemerkenswert entwickelt. Er wird sie wahrscheinlich nicht so schnell vergessen!”
“Irgendjemand muss sich doch für die Umwelt einsetzen”, verteidigte Petra sich. “Sonst wird es bald keine Umwelt mehr geben, für die wir etwas tun können.”
“Auf jeden Fall hätte ich gern seine Yacht gesehen”, gestand James. “Aber vor allem seine Freundin.”
“Du weißt wenigstens, was Vorrang hat”, sagte sein Vater mit einem amüsierten Lächeln. James, der fast fünf Jahre älter war als Petra, arbeitete als Arzt in London, aber er besuchte seine Familie auf Mallorca, sooft er konnte.
Wenn er da war, schien das Haus voll Fröhlichkeit und Lärm zu sein, so wie an diesem sonnigen Sonntagnachmittag. Helen war das einzige Familienmitglied, das fehlte. Petras ältere Schwester war mit einem Spanier verheiratet und wohnte seit zwei Jahren mit ihm in Barcelona.
Die Castles lebten schon lange auf Mallorca. Petra war sieben Jahre alt, als ihr Vater seinen ersten Roman in England veröffentlichte. Die Einnahmen aus diesem Buch
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