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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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nur, weil er da war.
    »Guten Morgen, Prinzessin«, sagte er. »Hast du gut geschlafen?«
    »Ja, ich denke schon und du?«, fragte ich überschwänglich.
    »Das erzähle ich dir später. Auf jeden Fall war es eine aufregende Nacht.«
    Er hatte also wenig bis gar nicht geschlafen, schoss es mir durch den Kopf. Die dunklen Schatten unter seinen Augen bestätigten meinen Verdacht.
    »Sollen wir gleich aufbrechen?«, fragte ich. Er musterte mich von oben bis unten.
    »So nehme ich dich aber bei Tageslicht nicht mit auf die Straße«, witzelte er. »Wir wollen doch nicht, dass sich die Leute erschrecken.«
    Ich sah an mir herunter. Das Kleid war total zerknittert. Ich mochte mir gar nicht vorstellen, wie meine Haare aussahen.
    »Ich hab aber nichts anderes zum Anziehen«, entgegnete ich.
    »Deswegen habe ich dir das hier besorgt.« Er hielt mir einen langen grünen Rock und eine weiße Bluse hin.
    »Wo hast du das denn her?«, fragte ich erstaunt.
    »Frag nicht, zieh es einfach an!«, befahl er. Ich nahm ihm die Sachen ab und sah mich nach einer Ecke um, in der ich mich umziehen konnte.
    »Sie können sich im Nebenzimmer umkleiden«, bot Rose an. Ich tauschte einen kurzen Blick mit Drew.
    »Geh ruhig. Ich laufe nicht weg«, sagte er lächelnd und machte eine auffordernde Handbewegung.
    Ich folgte Rose nach nebenan. Das Zimmer war als Nähzimmer eingerichtet. Überall lagen Stoffbahnen und über einem Stuhl hing ein halb fertiggestelltes Kleid. Es war aus hellblauer Seide, die mit einer schimmernden Stickerei durchwirkt war. Es würde sicher sehr hübsch aussehen, wenn es fertig war.
    »Wenn Sie möchten, helfe ich Ihnen aus dem Kleid heraus«, bot Rose an.
    »Vielen Dank, Rose, aber ich denke, das bekomme ich schon allein hin«, wiegelte ich freundlich ab. Sie konnte ja nicht wissen, dass es mit einem Reißverschluss versehen war, und ich wollte mir auch nicht vorstellen, wie sie darauf reagieren würde. Schließlich waren die auch noch nicht erfunden.
    »Ich lasse Sie dann mal allein«, sagte sie und zog sich leise zurück.
    Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog ich das Kleid aus und schlüpfte stattdessen in den Rock und die Bluse. Die Sachen passten wie angegossen. Drew hatte wirklich ein gutes Auge bei der Auswahl gehabt. Mich störten noch nicht einmal die dezenten Rüschen an den Ärmeln und am Kragen. Vor allem standen mir diese Sachen um Längen besser, als das Kleid von Tante Batty. Das Grün des Rocks passte perfekt zu meinem haselnussbraunen Haar und die Bluse zeigte lange nicht so viel Dekolletee, wie es das Kleid getan hatte, worüber ich sehr froh war. Beim Umziehen waren mir die Marmeladenkekse, die ich mir am Vortag in den Ausschnitt gestopft hatte, vor die Füße gefallen. Die hatte ich schon total vergessen. Ich musste jedoch feststellen, dass noch nicht einmal ein Sturz aus einem Meter Höhe ihnen etwas anhaben konnte. Ich hob das Bündel auf und verstaute es umsichtig in einer meiner Rocktaschen. Vielleicht würde ich es noch brauchen. Ich sah noch einmal an mir herunter und fand, dass ich vorzeigbar war. Das Kleid von Tante Batty konnte ich so jedoch nicht hier lassen. Ich sah mich um. Auf einer Kommode neben mir fand ich, was ich suchte: Eine Schere. Beherzt schnitt ich den Reißverschluss aus der Rückenpartie heraus und steckte ihn in meine andere Rocktasche. Das Kleid selbst legte ich halbwegs ordentlich zusammen und packte es auf einen Stapel unfertiger Sachen, die Rose in einer Ecke des Raums sammelte. Dann machte ich mich auf den Weg zurück zu Drew.
    »Sehr schön«, sagte er, als er mich sah. »Das sieht doch gleich viel besser aus. So kannst du dich sehen lassen.« Währenddessen nahm er meine Hand und drehte mich einmal im Kreis, um mich in meinem neuen Outfit von allen Seiten begutachten zu können. Ich spürte, wie ich ein wenig rot wurde.
    »Wirklich bezaubernd«, stimmte Rose zu, die gerade mit einem Tablett hereinkam. Sie brachte jedem von uns eine Tasse Tee und eine Scheibe selbstgebackenes Brot, die sie mit Honig bestrichen hatte.
    »Sie sollten noch etwas essen, bevor Sie aufbrechen«, sagte sie und hielt mir und Drew das Tablett auffordernd entgegen. Ich nahm das Angebot dankbar an. Ich hatte seit gestern Morgen nichts Richtiges mehr gegessen. Es schmeckte fantastisch. Nicht so künstlich, wie das Zeug, das es in unserer Zeit gab.
    »So, nun müssen wir aber langsam los«, sagte Drew schließlich.
    Ich trank hastig den Rest aus meiner Teetasse und schlang den letzten

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