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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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hereinlassen.«
    »Warum haben Sie mich dann hereingelassen?«, fragte ich überrascht.
    »Ihr Bruder schien mir unversehrt zu sein. Ihnen hingegen ist offensichtlich etwas widerfahren. Ich konnte ja auch nicht ausschließen, dass Ihr Bruder mich anlog und er Ihnen diese Male selbst zugefügt hat. Es wäre nicht das erste Mal, dass mir so etwas unter die Augen käme. Es waren schon viele Mädchen hier, die nicht wieder zurück wollten. Ich sah es also als meine Pflicht an, Ihnen Einlass und Schutz zu gewähren.«
    »Oh nein, Drew …, ich meine, mein Bruder, würde mir so etwas niemals antun. Das können Sie mir glauben. Er hat damit nichts zu tun, wirklich. Im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich ihn habe. Ich wüsste nicht, was ich momentan ohne ihn machen würde.«
    »Das freut mich zu hören. Geschwister sollten zusammenhalten. Es tut mir leid, dass ich ihn im Verdacht hatte. Aber man kann ja nie vorsichtig genug sein.« Ihre Augen musterten mich bedächtig.
    »Das ist wahr«, stimmte ich zu. Man konnte ja schon in meiner Zeit keinem trauen.
    »Wollen Sie darüber sprechen?«, fragte sie vorsichtig.
    »Worüber?« Ich nippte an meinem Tee. Er schmeckte nach Wacholder.
    »Über ihren Vater.«
    »Oh,… ja,… also … er … ich weiß nicht«, stammelte ich und senkte betreten den Kopf. Ich dachte an meinen Vater und daran, dass er mir schon immer jeden Wunsch von den Augen abgelesen hatte. Aber das war nicht der Vater, von dem wir hier sprachen. Ich musste mir eine glaubwürdige Geschichte einfallen lassen.
    »Er hat seine Arbeit verloren und jetzt trinkt er ziemlich oft sehr viel und weiß dann nicht mehr, was er tut. Im Grunde ist es nicht seine Schuld.«
    »Sie müssen ihn nicht in Schutz nehmen, indem Sie sein Verhalten entschuldigen, Kindchen. Auch wenn er Ihr Vater ist. Ich kenne kein Vergehen, das eine solche Vorgehensweise rechtfertigt. Schon gar nicht innerhalb der Familie.« Wieder betrachtete sie die blauen Flecken auf meinem Arm. Vermutlich dachte sie, dass ich am restlichen Körper noch weitere Male hatte. Ich schwieg.
    »Schon gut. Sie müssen nicht weiter darüber reden, wenn Sie nicht möchten.« Sie legte eine Hand auf meine und sah mich verständnisvoll an. Ihre Finger waren kalt, doch ihre Augen strahlten eine vertrauensvolle Wärme aus. Es tat mir richtiggehend leid, dass ich sie anlügen musste, wo sie sich doch so rührend um mich kümmerte. Je länger wir so dasaßen, desto mehr spürte ich eine bleierne Müdigkeit. Ich gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    »Ach, wo bin ich bloß mit meinen Gedanken?«, bemerkte sie etwas zerstreut. »Sie müssen furchtbar erschöpft sein. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen, wo Sie heute Nacht schlafen können.«
    Ich nahm ihr Angebot dankbar an. Ich stellte meine Teetasse zurück auf den Tisch und machte Anstalten aufzustehen. Fuzz war nicht sonderlich davon begeistert, dass er sein gemütliches Plätzchen auf meinem Schoß und die Streicheleinheiten jetzt schon aufgeben sollte, sprang dann aber doch mit einem galanten Satz auf den Boden. Mrs Stewart nahm sich zwei Kerzen aus einem der Schränke, zündete sie an und führte mich eine Stiege hinauf in den ersten Stock. Der Aufgang war schmal und ich kam mit meinem ausladenden Kleid gerade so hindurch. Bei der ersten Tür blieben wir stehen.
    »Sie können dieses Zimmer haben, Miss Violet.«
    »Vielen Dank Mrs Stewart … äh … ich meine … Rose … Ich weiß wirklich nicht, wie ich das wieder gutmachen soll.«
    »Bitte, bitte, Kindchen. Das ist doch keine Ursache. Ich wünsche Ihnen eine geruhsame Nacht. Schlafen Sie gut. Und wenn Sie etwas brauchen, mein Zimmer ist das letzte im zweiten Stock.« Damit verabschiedete sie sich, drückte mir noch eine der beiden Kerzen in die Hand und machte sich auf den Weg hinauf. Ein kleiner, dunkler Schatten huschte indessen an mir vorbei ins Zimmer. Ich trat ein und schloss die Tür hinter mir. Sie fiel knarrend ins Schloss. Der Raum war nur mit dem Nötigsten ausgestattet: einem Bett, das mit einem schlichten weißen Laken bezogen war, einem Schrank und einem kleinen Tisch. Ich stellte meine Kerze umsichtig darauf ab. Als ich mich auf das Bett setzen wollte, hätte ich beinahe Fuzz übersehen, der es sich bereits darauf gemütlich gemacht hatte.
    »Du willst wohl auch nicht alleine schlafen, was?«, fragte ich und kraulte ihn zwischen den Ohren. Er gab ein zufriedenes Schnurren von sich. Ich legte mich zu ihm. Es tat gut, nicht ganz allein zu sein. Wie ich so dalag,

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