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Zauber der Vergangenheit

Zauber der Vergangenheit

Titel: Zauber der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Goldbach
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möchte mich für mein Benehmen und mein Auftreten Ihnen gegenüber entschuldigen. Ich habe das Gefühl, ich habe Sie gekränkt. Sollte dem so sein, so tut es mir aufrichtig leid.« Er sah mir bei diesen Worten direkt in die Augen, als wolle er damit seine Glaubhaftigkeit unterstreichen. Ich war völlig perplex. Hatte er sich tatsächlich gerade bei mir entschuldigt? Mit diesem Sinneswandel hatte ich nicht gerechnet.
    »Ja, das haben Sie in der Tat. Aber ich nehme Ihre Entschuldigung gerne an«, entgegnete ich etwas befremdet. Ich wusste noch nicht so recht, was ich davon halten sollte.
    »Das freut mich«, sagte er und lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln. »Glauben Sie, Ihr Cousin hätte etwas dagegen, wenn Sie mich eine Runde durch den Park begleiten, Miss Violet?«
    Ich sah zur Eingangspforte hinüber. Von Drew war weit und breit nichts zu sehen. Vermutlich würde es auch noch eine ganze Weile dauern, bis er zurückkam.
    »Ich sorge dafür, dass Sie wohlbehalten wieder hier ankommen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.« Er hob spielerisch seine rechte Hand zum Schwur und blinzelte mir auffordernd zu, so als hätte er meine Unsicherheit gespürt.
    »Ich denke, das geht in Ordnung«, antwortete ich. Es war ja nichts dabei, wenn ich mir kurz die Beine vertrat, anstatt hier die ganze Zeit herumzusitzen, oder?
    Während wir die mit Bäumen gesäumten Wege entlangschlenderten, ruhte sein Blick unablässig auf mir. Er machte mich ganz nervös. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Schließlich ergriff er das Wort.
    »Sie sehen heute sehr hübsch aus, Miss Violet, wenn ich das bemerken darf.« Er wirkte etwas verlegen. Aha, er wollte also Smalltalk halten. Gut, das würde ich hinbekommen.
    »Danke sehr«, sagte ich. »Sie aber auch.« Oh Gott, was quasselte ich denn da eigentlich? Warum kam aus meinem Mund immer etwas anderes, als ich dachte? Er lachte und ich spürte, wie ich rot wurde. Dann setzte wieder betretenes Schweigen ein. Offensichtlich war er doch nicht so ein Aufreißer, wie er es vorgegeben hatte, und ich war nicht so mutig und schlagfertig, wie ich es gerne gewesen wäre. Stattdessen machte ich wohl eher den Eindruck eines verschüchterten Rehs.
    »Miss Violet, ich muss Sie etwas fragen.« Er zupfte nervös an seiner Jacke herum.
    »Ja?«, fragte ich neugierig.
    »Hatten Sie schon einmal das Gefühl jemanden zu kennen, obwohl Sie diesen Menschen noch nie zuvor gesehen haben?« Ich dachte angestrengt nach. Worauf wollte er hinaus? Ich beschloss diplomatisch zu antworten.
    »Nun ja, ich denke so etwas kommt vor. Man nennt es Seelenverwandtschaft, glaube ich.«
    »Und haben Sie einen Seelenverwandten?«, fragte er zögerlich. Ich überlegte kurz.
    »Ich weiß nicht. Vielleicht meinen Cousin. Wir verstehen uns wirklich gut.«
    »Das ist mir bereits aufgefallen … ich meine, Ihr vertrauter Umgang miteinander«, entgegnete er. Ich fühlte mich ertappt.
    »Darf ich Ihnen einen Rat geben, ohne dass Sie mir allzu böse sind?«, fragte er. Ich nickte stumm.
    »Vertrauen ist ein kostbares Gut, dass man sich verdienen muss. Verschenken Sie es also nicht unbedacht.« Er sah mich dabei eindringlich an.
    »Danke, ich werde es mir merken«, sagte ich mit einem Hauch Ironie in der Stimme.
    »Nein, wirklich, Miss Violet. Sie sollten meinen Rat beherzigen. Ich weiß, es klingt schrecklich pessimistisch, aber Sie werden sehen, dass ich Recht habe.«
    »Vielleicht haben Sie Recht. Aber woher soll man Ihrer Ansicht nach denn wissen, wer dieses Vertrauen verdient und wer nicht? Ich meine, das kann man den Menschen ja nicht ansehen.«
    Plötzlich blieb er stehen und sah mich unverwandt an. »Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen etwas.« Er verließ den Weg und marschierte quer über den Rasen. Ich folgte ihm. Er führte mich zu einem kleinen Teich, an dessen Ufer eine große Weide stand. Ihre tief hängenden Äste breiteten sich wie ein schützender Vorhang am Ufer aus. Ich schob die Zweige beiseite und trat hindurch. Dieser Ort hatte etwas seltsam Magisches an sich. Am Fuß der Weide, dort wo die Sonne hindurchschien, blühten unzählige Veilchen. Über uns war nur das Zwitschern der Vögel zu hören, die irgendwo in den Ästen ihre Lieder sangen. Es war wie ein eigenes kleines Universum, das von der Außenwelt vollkommen isoliert war.
    »Das ist mein Lieblingsplatz«, sagte er und sah dabei versonnen auf die Wasseroberfläche. Ich trat zu ihm ans Ufer. Ich konnte mein Spiegelbild im klaren Wasser erkennen. »Hierher komme ich,

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