Zauber des Orients
waren archaisch. Er mochte seinen nicht und benutzte ihn, wenn es irgendwie ging, nur zu Hause, weil seine Landsleute auf diesem veralteten Unsinn bestanden.
Doch ihre Verachtung ließ eine Warnglocke angehen.
Amerikaner liebten Titel; amerikanische Frauen ganz besonders. Madison Whitney erwies sich als ganz und gar nicht das, was er erwartet hatte. Vielleicht würde es doch nicht so einfach werden, die Sache mit ihr zu regeln.
Dass ausgerechnet diese Frau unter all den Millionen, die in diesem Land lebten, sein Kind in sich trug, war wirklich ein schlechter Scherz.
„Ich geben Ihnen zwei Minuten, um diese merkwürdige Sache aufzuklären“, äußerte sie knapp. „Danach sind Sie Geschichte.“
Sie reckte das Kinn kampflustig vor. Ihr Gesicht war völlig ungeschminkt, der Morgenmantel alt und zerschlissen, ihre Füße nackt, ihr Haar zu einer wilden Lockenmähne getrocknet …
Und dennoch war sie atemberaubend. Nicht nur schön, sondern mutig und stolz, und bei Ishtar, er spürte es in seinem Blut. Sie würde ihm garantiert Schwierigkeiten bereiten.
„Sie haben schon eine Minute vergeudet.“
„Ich habe Ihnen gesagt, warum ich hier bin, habiba . Sie weigern sich nur, meine Erklärung zu akzeptieren.“
„Diese verrückte Geschichte?“ Sie schnaubte. „Versuchen Sie es noch mal, Mr. Prinz!“
Seine Gesichtsmuskeln verspannten sich. Was für eine Frechheit!
Tariq fluchte leise, aber vehement, dann drehte er auf dem Absatz um und ging in die Küche.
„Hey. Hey! Wo wollen Sie hin?“
„Ich mache Ihnen jetzt Tee und Toast. Wenn Sie etwas gegessen haben, reden wir miteinander.“
„Ich möchte weder Tee noch Toast. Ich will nicht reden, und ganz sicher will ich Sie nicht in meiner Küche haben.“
Es war, wie gegen eine Wand zu reden. Frustriert beobachtete Madison den Mann, der so tat, als könne er sich in ihr Leben einmischen, und der gerade ihre sämtlichen Küchenschränke öffnete.
„Wo bewahren Sie Ihren Tee auf?“ Er starrte sie an. „Kräutertee. Schwangere Frauen sollen kein Koffein trinken.“
Was wusste er denn von schwangeren Frauen? War er verheiratet? Wahrscheinlich besaß er einen Harem!
„Wie nett“, versetzte sie sarkastisch. „Wie ich sehe, sind Sie ein Experte in Sachen schwangere Frauen.“
„Wollen Sie etwa wissen, ob ich verheiratet bin?“
Madison wurde rot. „Warum sollte mich das interessieren?“
„Nur fürs Protokoll – ich bin nicht verheiratet. Ich habe keine Kinder. Ich habe aber Cousinen und Freundinnen. Bestimmte Dinge weiß ich. Also, wo ist der Tee?“
Dieser hartnäckige, arrogante Mistkerl! Es brachte überhaupt nichts, mit ihm zu diskutieren. Auf diese Art würde sie ihn nie loswerden. Am besten ließ sie ihn den Hobby-Chefkoch spielen, und danach würde sie ihn zur Tür hinauswerfen.
„Unteres Regal, über dem Spülbecken“, antwortete Madison kühl. „Und ich mag meinen Toast mit wenig Butter.“
Zu ihrer Überraschung lachte er. „Jawohl, Ma’am.“
Murrend setzte sie sich auf einen Hocker an der Frühstücksbar und sah zu, wie er in ihrer Küche hantierte, wie er Brot aus dem Kühlschrank nahm und einen Teebeutel aus der Dose.
„Warum?“, platzte sie heraus, denn plötzlich hielt sie die Ungewissheit einfach nicht mehr aus. „Warum sind Sie hergekommen? Weshalb erzählen Sie mir diese absurde Geschichte? Welchen Grund könnten Sie haben, mir …“
Er stellte einen Teller vor ihr ab. Leicht gebutterter Toast mit einem Klecks Erdbeermarmelade daneben.
„Essen Sie.“
Madison starrte ihn an. Sie sah seinen entschlossenen Gesichtsausdruck, die eisigen Augen, und entschied, dass es besser war, seiner Aufforderung zu folgen. Außerdem stand sie wirklich kurz vor dem Verhungern; ihr war regelrecht flau im Magen. Immerhin aß sie jetzt für zwei.
Sie griff also nach einer Scheibe Toast, bestrich sie mit Marmelade und biss herzhaft hinein. Ihr königlicher Leibkoch platzierte einen Becher dampfenden Tee vor ihrem Teller.
„Sie haben keinen Honig“, bemerkte er vorwurfsvoll, „nur weißen Zucker, der nicht gut ist für das Kind.“
Madison klimperte mit den Wimpern.
„Wie wunderbar“, säuselte sie. „Ein Prinz. Ein Koch. Und jetzt auch noch ein Gesundheitsexperte. Was für ein Glück für mich, dass Sie vorbeigekommen sind.“
Das dachte er bestimmt. Vermutlich hielt er sich wirklich für ein wahres Gottesgeschenk an die Frauen dieser Welt, inklusive seiner DNS.
Nun ja, die Frau, die seinen Samen erhielt, musste sich um
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