Zauber einer Karibiknacht
werde zwar verheiratet sein, so wie es mein Großvater geplant hatte, aber immerhin mit einem Ehemann, den ich mir ausgesucht habe und in einer Ehe, so wie ich sie will.“
Sean hörte ihr schweigend zu, also fuhr sie fort.
„Wenn Sie sich also einverstanden erklären, bleiben wir zwei Monate lang verheiratet. Ich bekomme meinen Treuhandfonds, Sie ihr Land. Und anschließend lassen wir uns wieder scheiden.“
Der Kellner kam mit den Speisekarten, und sie bestellten. Melinda nahm einfach irgendetwas; die Unterbrechung stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. Endlich ging der Kellner, und sie waren wieder allein.
„Also“, fragte sie, „was meinen Sie?“
Sean meinte immer noch, dass ihr eine Sitzung beim Psychiater nicht schaden konnte. Andererseits … Prüfend musterte er sie.
Ein angenehm warmer Abend, leckerer Wein und eine schöne Frau. Sean fühlte sich in diesem Moment fast wie im Paradies. Ihr dichtes schwarzes Haar, ihre Figur – sie war umwerfend, kein Zweifel. Andererseits war sie auch ganz schön kompliziert. Und vielleicht verrückt.
Aber das hieß ja nicht, dass er über ihren Vorschlag nicht nachdenken durfte, oder?
Bisher hatte ihr Großvater jedes Angebot abgelehnt, das die Kings ihm unterbreitet hatten. Er war einfach nicht interessiert gewesen, egal wie viel sie ihm geboten hatten. Entweder brauchte der alte Herr das Geld wirklich nicht – oder er war genauso verrückt wie seine Enkelin. Obwohl … Nein, das konnte Sean ausschließen. Der alte Herr war nicht verrückt.
Im Gegenteil, er war ein gewiefter Geschäftsmann.
Walter Stanford wusste genau, was er wollte, und würde sich nie mit weniger zufrieden geben. Und dafür hatte Sean durchaus Verständnis. Schließlich war seine Familie genauso.
Wir sind aus dem gleichen Holz geschnitzt, dachte Sean. Wahrscheinlich werden der alte Walter und ich wunderbar miteinander klarkommen. Er musste lächeln.
„Was gibt’s denn Lustiges?“
„Bitte?“
„Sie lächeln so komisch“, stellte sie vorwurfsvoll fest. „Deshalb habe ich Sie gefragt, was es Lustiges gibt.“
Sie ist beleidigt, ging es Sean durch den Kopf, weil sie bestimmt glaubt, dass ich über ihren Plan lächle. Über ihren verrückten und doch wohlüberlegten Plan. Ob ich der erste Mann bin, dem sie diesen Vorschlag macht?
„Wie oft haben Sie das schon versucht?“, fragte er lauernd.
„Sie sind der Erste“, gestand sie zögernd.
„Und warum haben Sie sich dafür ausgerechnet mich ausgesucht?“
„Habe ich Ihnen doch schon gesagt. Ich habe Nachforschungen über sie angestellt und …“
„Momentchen. Erst sucht man jemanden aus. Und erst dann stellt man Nachforschungen über ihn an. Oder?“
Verunsichert nahm sie einen großen Schluck Wein. „Ich wusste ja, dass mein Großvater mit Ihnen reden würde. Er hat mich über die Verhandlungen mit den Kings auf dem Laufenden gehalten. Nachdem er mir erzählt hatte, dass Sie die Verhandlungen für Lucas übernehmen würden, habe ich mehr oder weniger zufällig ein Foto von Ihnen gesehen. Und Sie sahen … nett aus.“
„Nett?“, fragte er entsetzt. „Kindergärtnerinnen sind nett. Es ist nett, an einem warmen Tag ein Eis zu schlecken. Und nett ist der kleine Bruder von langweilig. Aber Männer, vor allem die aus der King-Familie, sind nicht nett.“
„Das Gefühl bekomme ich langsam auch“, murmelte sie.
Noch nie in seinem Leben hatte jemand ihn „nett“ genannt. Gut aussehend, das ja. Humorvoll. Clever. Manche, das musste er zugeben, nannten ihn auch kalt. Distanziert. Aber nett – niemals. Was musste das für ein komisches Foto von ihm gewesen sein?
„Wo haben Sie denn dieses Foto gesehen?“
„In einer dieser Klatschzeitschriften, die, äh, immer beim Friseur ausliegen.“ Sie errötete, als ob es ihr peinlich wäre, solche Magazine zu lesen. Aber Sean wusste, das taten Millionen.
„Sie waren darauf zusammen mit einem Ihrer Brüder zu sehen, bei einem Footballspiel.“
Sean nickte. „Ach ja, mit Lucas. Ich erinnere mich.“ Seine Sekretärin hatte ihm die Zeitschrift gezeigt, sonst hätte er gar nichts von dem Abdruck gewusst. Ständig schwirrten Fotografen um ihn und seine Brüder herum, daran hatte er sich schon lange gewöhnt und nahm es kaum noch zur Kenntnis. Es gehörte einfach zu seinem Leben.
„Auf dem Foto haben Sie gelacht. Sie wirkten so … freundlich.“
„Freundlich? Das ist schon besser als nett. Aber nur ein bisschen.“ Seine lässige Art kam ihm im Geschäftsleben oft
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