Zauber einer Winternacht
ihre Erregung ins Unermessliche, bis sie sich ihm entgegenbog und vor Spannung den Atem anhielt. Geist und Körper waren nun nichts als pure Empfindung. Für Bruchteile von Sekunden spürte sie die plötzliche Angst, die Kontrolle über sich zu verlieren. Sein Name entrang sich ihren Lippen, als die angestaute Erregung sich explosionsartig Erlösung verschuf und sie entspannt und benommen aus dem Taumel der Leidenschaft zurückfinden ließ.
»Bitte, ich kann nicht … Ich habe noch nie …«
»Ich weiß.« Ihr Eingeständnis rührte ihn mehr, als er gedacht hatte. Er hatte geben wollen, aber er hatte nicht gewusst, dass er so viel dafür zurückerhalten würde. »Entspann dich. Kein Grund zur Eile.«
»Aber du bist noch nicht …«
Er lachte gegen ihren Hals. »Das werde ich schon noch. Wir haben viel Zeit. Ich will dich berühren«, murmelte er und machte sich erneut auf die langsame, verführerische Reise.
Es war nicht möglich. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, dass ihr Körper sofort wieder so ungestüm auf seine Berührungen reagierte. Doch binnen weniger Momente zitterte sie bereits wieder voller Erregung und Verlangen. Seine Zunge strich über ihren Bauch, tauchte zu den Schenkeln hinab, bis sie sich wand, das Erlebte noch immer auskostend, das Kommende voller Spannung erwartend.
Dann, und sie konnte es kaum glauben, erreichte die Erregung erneut den Punkt, an dem es keine Umkehr mehr gab. Als sie diesmal aufstöhnte und sich ihm entgegenbog, kam er zu ihr.
Sein Aufstöhnen verschmolz mit ihrem.
Haut rieb sich an Haut, während sie sich bewegten. Noch nie hatte sie sich so stark, so vollkommen befreit gefühlt wie jetzt, als die Nähe zu Gabriel nicht mehr größer werden konnte.
Sie war alles, was er je gewollt, sich je erträumt hatte. Auch jetzt war es wie ein Traum, was mit ihm geschah. Er presste das Gesicht gegen ihren Hals und sog den Duft ein, den leicht provozierenden ihres Parfums und den schweren, erdigen der Leidenschaft.
Ihr Atem drang heftig und ekstatisch in sein Ohr. Und ihr Körper tat es ihm gleich. Er spürte, wie ihre Fingernägel sich in seinen Rücken gruben.
Nie würde er auch nur die geringste Einzelheit vergessen.
Und dann vergaß er alles um sich herum und ließ sich gehen.
9. K APITEL
Es hatte eine Zeit gegeben, eine kurze Zeit, als Laura sich elegant gekleidet hatte und auf elegante Partys gegangen war. Sie hatte Leute getroffen, deren Namen in schicken Magazinen standen und die Schlagzeilen der Boulevardblätter zierten. Sie hatte mit Berühmtheiten getanzt und mit Modezaren diniert.
Sie hatte es genossen, für Geoffrey Modell zu stehen. Sicher, die Arbeit war hart gewesen, aber sie war jung und unerfahren genug gewesen, um sich von dem Glamour blenden zu lassen – auch dann noch, wenn sie zehn Stunden auf den Beinen gestanden hatte.
Geoffrey hatte ihr beigebracht, wie sie stehen und gehen musste, hatte sie sogar gelehrt, interessiert auszusehen, obwohl ihr fast die Augen zufielen. Er hatte ihr gezeigt, welche Wirkung sich mit Make-up erzielen und welche Stimmung sich mit einer Frisur ausdrücken ließ.
All das hatte ihr geholfen, ihr Image aufrechtzuerhalten, wenn sie sich mit den Eagletons in der Öffentlichkeit zeigte. Es war ihr gelungen, sich kühl und unbeschwert zugleich zu geben. Manchmal boten Äußerlichkeiten einen großen Schutz.
Sie hatte keine Angst, sich oder Gabriel auf dem Empfang zu blamieren, den seine Eltern auf ihrem Anwesen in Nob Hill gaben. Aber sie wollte auch keinen Rückschritt in ihrem Leben machen.
Laura steckte sich die Ohrringe an, prachtvoll glitzernde Geschmeide aus blauen Steinen, die sie die Woche zuvor gekauft hatte.
Als die Tür geöffnet wurde, drehte sie sich um.
»Wenn du so weit bist, können wir …«
Gabriel verstummte und starrte sie an. Das war die Frau, von der sie ihm bisher nur erzählt hatte, die die Titelblätter der Hochglanzmagazine geschmückt und dem Publikum Zobel und Nerze präsentiert hatte. Langgliedrig und schlank stand sie in einem mitternachtsblauen Abendkleid vor dem großen, mit Facettenschliff versehenen Spiegel. Was sie trug, war äußerst schlicht und ließ Halspartie und Schultern frei, um dann von der Taille abwärts ganz gerade bis zu den Füßen herunterzufallen.
Sie hatte das Haar nach hinten gekämmt und es hochgesteckt, sodass lediglich einige weizenblonde Locken ihre Schläfen umspielten.
Sie war schön, atemberaubend schön, doch obwohl er sich von ihrem Anblick angezogen
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