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Zauber einer Winternacht

Zauber einer Winternacht

Titel: Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fühlte, kam sie ihm wie eine Fremde vor.
    »Du siehst wundervoll aus.« Aber er ließ die Hand auf dem Türgriff und etwas Distanz zwischen ihnen. »Ich muss dich unbedingt so malen.« Schönheit aus Eis, dachte er, kühl, distanziert und unnahbar.
    Das Einzige, was noch fehlte, waren Saphire um den Hals. »Es ist noch frisch draußen. Hast du eine Stola?«
    »Ja.« Von seinem Tonfall irritiert, ging sie zum Bett und riss den breiten Seidenschal mit seinen juwelenhaften, ins Auge stechenden Farben an sich. Erst jetzt fiel ihm auf, dass das Kleid einen raffinierten, wenn nicht gewagten Schlitz aufwies.
    »Ich könnte mir vorstellen, dass du in dem Ding ganz schön Aufsehen erregst.«
    Sie zuckte innerlich zusammen, verzog jedoch keine Miene. »Sag’s doch einfach, wenn es dir nicht gefällt.« Sie warf sich den Schal über die Schultern. »Zum Umziehen ist es jetzt zu spät, aber glaub mir, ich werde es nie wieder tragen.«
    »Augenblick mal.« Er griff nach ihrer Hand. Am Zeigefinger fühlte er den schlichten Ehering. Sie ist noch immer meine Laura, dachte er. Er brauchte nur in ihre Augen zu sehen, um sich davon zu überzeugen.
    »Ich muss Michael fertig machen«, murmelte sie und wollte an ihm vorbei hinausgehen.
    »Erwartest du von mir eine Entschuldigung, bloß weil ich ehrlich genug bin, dir meine Eifersucht zu zeigen?«
    Ihr Blick wurde ausdruckslos. »Ich trage es nicht, um andere Männer anzulocken. Ich habe es gekauft, weil es mir gefiel, und ich dachte, es würde mir stehen.«
    Er berührte ihr Gesicht und knurrte unwillig, als sie zurückzuckte. »Sieh mich an. Nein, verdammt noch mal, mich, nicht ihn.« Laura funkelte ihn an. »Erinnere dich daran, wer ich bin, Laura. Und eins solltest du nicht vergessen. Ich bin es leid, dass jede meiner Stimmungen, jedes meiner Worte mit denen eines anderen verglichen wird.«
    »Ich versuche ja, es nicht zu tun.«
    »Vielleicht versuchst du es, aber es gelingt dir nicht.«
    »Du erwartest von mir, dass ich mein Leben über Nacht vollkommen umkrempele. Aber das kann ich nicht.«
    »Nein.« Erneut strich er mit dem Daumen über den Ring. »Das kannst du wohl wirklich nicht. Aber du kannst daran denken, dass ich ein Teil deines neuen Lebens bin und mit dem alten nichts zu tun habe.«
    »Du bist mit ihm nicht zu vergleichen, das weiß ich. Manchmal ist es eben leichter, das Schlimmste zu erwarten, als das Beste zu erhoffen.«
    »Das Beste kann ich dir nicht versprechen.«
    Nein, Versprechungen, die er nicht halten konnte, machte er nicht. Das liebte sie an ihm. »Halt mich einfach nur fest. Das reicht mir schon.«
    Als er die Arme um sie legte, presste er ihre Wange gegen die Schulter seines schwarzen Dinnerjackets. Es duftete nach ihm, und das nahm ihr auch den letzten Rest an Anspannung.
    »Wahrscheinlich war ich ebenfalls eifersüchtig.«
    »So?«
    Lächelnd bog sie sich nach hinten, um ihm ins Gesicht zu sehen. »Du siehst heute Abend so gut aus.«
    »Wirklich?« Es klang, als wäre es ihm fast peinlich.
    »Ich habe dich noch nie so festlich gesehen.« Sie fuhr mit dem Finger an dem dunklen Revers hinunter, das ein strahlend weißes Hemd bedeckte.
    »Lange werde ich es in diesem Kostüm nicht aushalten.« Er strich ihr über die Nase. »Lass uns das Baby holen. Meine Mutter mag es nicht, wenn man zu spät kommt, und das lässt sie einen merken.«
    Michael hatte sich in einem solchen Aufzug wohlgefühlt, und er hatte Partys wie diese in vollen Zügen ausgekostet. Er liebte das Lachen, die Leute und den Klatsch, dachte Gabriel, während er an dem scheinbar endlos fließenden Champagner nippte. Gerüchte waren für seinen Bruder wie ein Lebenselixier gewesen. Eigentlich hatte es kaum jemanden gegeben, der Michael nicht mochte. Dazu war er zu lebenslustig, zu offenherzig, zu kontaktfreudig gewesen.
    Gabriel vermisste ihn noch immer so sehr, dass er es manchmal kaum aushielt.
    Auch an diesem Abend kamen wieder Gäste zu ihm, die Michael gekannt hatten. Vielleicht kam es ihm deshalb so schlimm vor. Weil es sein Elternhaus war, in dem er und Michael aufgewachsen waren und in dem sie so vieles gemeinsam gehabt hatten.
    Aber irgendwie ging das Leben weiter. Als ob ein Teil der Existenz einfach stillgelegt und ein neuer dafür eröffnet wurde. Gabriel sah durch den Raum dorthin, wo Laura sich mit seinem Vater unterhielt.
    Falls es so etwas wie Engel gab, dann hatte einer von ihnen an ihn gedacht und ihm Laura geschickt, als er sie am nötigsten brauchte.
    Irgendwo ertönte ein

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