Zauber einer Winternacht
helles Lachen. Gläser klirrten. In der Luft lag eine Komposition aus Champagnerduft, Blumen und edlen Parfums. Die Nacht hatte der Party einen Vollmond beschert, der hinter den weit geöffneten Türen die Terrasse in schimmerndes Licht tauchte. Der Raum selbst war in strahlende Helligkeit getaucht. Gabriel sehnte sich plötzlich nach Ruhe und Einsamkeit. Unauffällig ging er nach oben, um nach seinem Sohn zu sehen. »Jedes Mal wenn ich ihn sehe, sieht der Junge dir ein Stück ähnlicher«, sagte Cliff.
»Meinst du wirklich?« Lauras Augen funkelten. Vielleicht war sie doch nicht so uneitel, wie sie immer gedacht hatte.
»Absolut. Obwohl niemand auf die Idee kommen würde, dass du eine frischgebackene Mutter bist. So wie du aussiehst.«
Er streichelte ihr die Wange auf eine Weise, die sie immer scheu und glücklich zugleich machte. »Mein Sohn hat einen exzellenten Geschmack.«
»Schäm dich, Cliff, mit einer schönen Frau zu flirten, wenn deine Frau nicht herübersieht«, ertönte plötzlich eine Stimme.
»Marion.« Cliff knickte aus seiner beträchtlichen Höhe ein, um der neu Hinzugekommenen einen Kuss zu geben. »Wie immer zu spät.«
»Amanda hat mich bereits getadelt.« An ihrem Champagner nippend, drehte sie sich um und musterte Laura gründlich. »Das ist also die mysteriöse Laura.«
»Meine neue Tochter.« Cliff drückte Laura kurz die Schulter. »Eine alte Freundin, Marion Trussault. Die Galerie Trussault betreut Gabriels Bilder.«
»Ja, ich weiß. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Sie ist keine schöne Frau, dachte Laura, aber trotzdem auf seltsame Weise aufsehenerregend. Sie hatte kurz geschnittenes dunkles Haar und ebenso dunkle, forschend blickende Augen. Das perfekt sitzende Kleid floss an ihrer schlanken Figur herab und wirkte mit seinen Regenbogenfarben zugleich künstlerisch und edel.
»Ich ebenfalls, denn schließlich haben wir beide etwas gemeinsam, nicht wahr?« Sie klopfte mit dem Finger an den Rand ihres Glases und lächelte, ohne dass ihr Blick sich dabei erwärmte. »Sie haben Gabriels Herz und ich seine Seele, um es einmal so zu formulieren.«
»Dann wollen wir sicher beide das Beste für ihn.«
»Oh.« Marion hob das Glas. »Ganz gewiss. Cliff, Amanda hat mich gebeten, dir etwas zu sagen: Vom Gastgeber wird erwartet, dass er sich unter die Gäste mischt.«
Er zog eine Grimasse. »Sklavenantreiberin. Laura, du musst dich auf jeden Fall zum Büfett durchkämpfen. Du wirst mir schon zu dünn.« Lächelnd drehte er sich um, um seinen Pflichten nachzugehen.
»In der Tat. Für jemanden, der gerade ein Kind bekommen hat, sind Sie erstaunlich schlank. Wie lange ist es jetzt her? Einen Monat?«
»Fast zwei.« Laura nahm ihr mit kohlensäurehaltigem Mineralwasser gefülltes Glas in die andere Hand. Mit dieser Art von verdeckten Attacken hatte sie noch nie gut umgehen können.
»Die Zeit verfliegt.« Marion berührte ihre Oberlippe mit der Zungenspitze. »Ich wundere mich, dass Sie noch gar nicht in der Galerie vorbeigeschaut haben.«
»Stimmt. Ich muss mir Gabriels Arbeiten einmal in der angemessenen Umgebung ansehen.« Sie durfte sich nicht einschüchtern lassen oder anfangen, zwischen den Zeilen zu lesen. Falls es zwischen Gabriel und Marion jemals irgendwelche romantischen Bande gegeben haben sollte, gehörte das der Vergangenheit an. »Er verlässt sich auf Sie, wissen Sie. Ich hoffe, Sie werden ihn dazu bringen, einer neuen Ausstellung zuzustimmen.«
»Ich bin mir noch nicht sicher, ob dass zu diesem Zeitpunkt eine so gute Idee wäre.« Marion lächelte quer durch den Raum jemandem zu, der ihren Namen gerufen hatte.
»Wieso? Die Bilder sind großartig.«
»Es geht nicht nur darum.« Sie warf Laura einen raschen glitzernden Blick zu. Zwischen ihr und Gabriel hatte es nie etwas gegeben. Jedenfalls nichts Körperliches. Ihre Gefühle für Gabriel Bradley gingen darüber weit hinaus. Gabriel war ein Künstler, ein begnadeter sogar, und sie wollte ihm zum Erfolg verhelfen. Und so sollte es auch bleiben.
Wenn er bei seiner Heirat in den gewohnten Kreisen geblieben wäre oder sich jemanden gesucht hätte, der seiner Karriere förderlich wäre, hätte sie nichts dagegen gehabt. Aber dass er sich, und damit auch ihre ehrgeizigen Pläne, weggeworfen hatte, um ein schönes Gesicht mit zweifelhaftem Ruf zu heiraten, war mehr, als Marion ertragen konnte.
»Hab ich schon erwähnt, dass ich Ihren ersten Mann kannte?«
Laura hätte nicht schockierter sein können, wenn Marion ihr den
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