Zauber einer Winternacht
sich aufs Kissen zurücksinken. »Seit Michaels Geburt ist das der erste Albtraum. Ist auf der Party etwas passiert?«
Sie dachte an Marion und biss die Zähne zusammen. »Wie kommst du darauf?«
»Mir fiel auf, dass du ziemlich aufgeregt warst. Und meine Mutter reichlich verärgert.«
»Hast du angenommen, ich hätte mich mit ihr gestritten?« Sie musste lächeln und schmiegte sich enger an ihn. »Nein, ganz im Gegenteil. Wir beide verstehen uns prächtig.«
»Das klingt, als würde dich das überraschen.«
»Ich habe nicht erwartet, dass wir Freundinnen werden würden. Irgendwie habe ich immer damit gerechnet, dass sie ihren spitzen Hut und den Besen herausholt.«
Lachend küsste er ihr die Schulter. »Versuch nur mal, in ihrem Beisein an meiner Arbeit herumzumäkeln.«
»Das würde ich nie wagen.« Ohne dass es ihr bewusst wurde, fuhr sie ihm mit den Fingern durchs Haar. In solchen Situationen hatte sie immer das Gefühl, mit allem fertig zu werden, was ihre neue Familie bedrohte. »Sie hat mir das Wandgemälde im Salon gezeigt. Das mit all den Sagengestalten.«
»Ich war zwanzig und sehr romantisch.« Und er hatte seine Mutter ein Dutzend Mal gebeten, es überstreichen zu lassen.
»Es gefällt mir.«
»Kein Wunder, dass du dich mit ihr verstehst.«
»Es gefällt mir wirklich.« Sie veränderte ihre Lage, bis sie den Arm auf seine Brust legen konnte. Dass sie das ohne zu überlegen, ganz automatisch getan hatte, war ihr nicht bewusst. »Was hast du gegen Einhörner und Pferde mit Menschenköpfen und Feen?«
»Die muss es vermutlich auch geben.« Aber momentan interessierte ihn nur eines, nämlich sie zu lieben.
»Gut. Dann meinst du doch sicher auch, dass die Seitenwand in Michaels Zimmer der ideale Ort für ein Wandgemälde ist.«
Er zupfte an einer Locke, die ihr auf die Wange fiel. »Soll das ein Auftrag sein?«
»Nun, ich habe ein paar deiner Arbeiten gesehen, und die waren nicht schlecht.«
Er zog fester. »Nicht schlecht?«
»Vielversprechend.« Lachend duckte sie sich, bevor er erneut an ihrem Haar ziehen konnte. »Warum legst du mir nicht einige Entwürfe vor?«, fragte sie ihn.
»Und mein Honorar?«
Laura begann zu dämmern, dass der Albtraum auch seine guten Seiten hatte. »Das ist verhandelbar.«
»Ich sag dir etwas. Ich male das Wandgemälde, aber nur unter einer Bedingung.«
»Und die wäre?«
»Dass du dich noch einmal von mir malen lässt. Nackt.«
Ihre Augen weiteten sich. Das musste ein Scherz sein. Sie lachte. »Lass mich wenigstens eine Baskenmütze tragen.«
»Du hast zu viele alte Filme gesehen. Also gut, du kannst eine Baskenmütze tragen, aber sonst nichts.«
»Das kann ich nicht.«
»Na schön, streichen wir die Baskenmütze.«
»Gabriel, du machst dich über mich lustig.«
»Das tue ich nicht.« Um es ihr zu beweisen und weil ihm danach war, ließ er eine Hand über ihren Körper gleiten. »Du hast eine wunderschöne Figur … wie eine Tänzerin, mit sanfter weißer Haut und einer Wespentaille.«
»Gabriel.« Er sollte nur mit dem Reden aufhören, nicht mit dem Streicheln. Er machte mit beidem weiter.
»Seit wir das erste Mal zusammen geschlafen haben, will ich dich nackt malen. Ich habe noch immer vor Augen, wie du aussahst, als ich dir das Nachthemd herunterstreifte. Diese Weiblichkeit, diese unterschwellige Erotik einzufangen wäre ein Triumph.«
Sie legte ihre Wange auf sein Herz. »Ich würde mich genieren.«
»Warum? Ich kenne deinen Körper, jeden Zentimeter davon.« Er umfasste ihre Brüste, strich mit den Daumen behutsam über die Spitzen. Ihre Erregung sprang auf ihn über.
»Aber sonst niemand.« Ihre Stimme klang jetzt heiser. Fast wie von selbst glitten ihre Hände über seine Haut.
Die Vorstellung hatte etwas unglaublich Aufregendes an sich. Niemand sonst kannte die Geheimnisse ihres Körpers, die kleinen versteckten Einzelheiten. Niemand sonst wusste, wie eine Berührung hier, eine Liebkosung dort ihre Scheu in Leidenschaftlichkeit verwandeln konnte. Das wollte er auf die Leinwand bannen, ihre Schönheit, die Anmut ihrer Hemmungen. Die gerade erst entdeckte Leidenschaft. Aber er konnte warten.
»Ich könnte auch ein Modell engagieren.«
Ihr Kopf fuhr hoch. »Du …« Die Eifersucht raubte ihr die Sprache.
»Es geht um Kunst, Engel«, sagte er belustigt und kein bisschen verärgert. »Nicht um ein ausklappbares Foto in einem Männermagazin.«
»Du willst mich erpressen.«
»Schlaues Kind.«
Ihre Augen verengten sich. Sie veränderte
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