Zauber einer Winternacht
ein Verhältnis habt.«
Was immer er hatte sagen wollen, es blieb ihm förmlich im Halse stecken. Ihre Entschlossenheit faszinierte ihn. »Einfach so?«
»Einfach so. Ich habe schon einmal eine Ehe durchgemacht, in der Treue nichts bedeutete. Ich werde nicht noch eine durchmachen.«
»Ich verstehe.« Schon wieder die Vergleiche, dachte er. Am liebsten hätte er sie angeschrien. Stattdessen antwortete er mit sanfter, zu sanfter Stimme. »Dann bin ich also gewarnt.«
Sie wandte sich ab, um einen Moment lang die Augen zu schließen. In ihrem Kopf dröhnte es unbarmherzig. Sie musste sich wieder unter Kontrolle bekommen, sonst würde sie sich ihm in die Arme werfen und um Hilfe betteln. »Ich bin nicht hergekommen, um über die Regeln unserer Ehe zu diskutieren.«
»Vielleicht wäre das aber besser. Möglicherweise ist es an der Zeit, an den Ausgangspunkt zurückzukehren und sie ein für alle Mal festzulegen.«
Kopfschüttelnd drehte sie sich wieder zu ihm um. »Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich morgen früh einen Anwalt konsultieren werde.«
Er fühlte, wie eine Art von Lähmung in ihm hochkroch. Sie wollte die Scheidung. Dann stieg der Zorn in ihm auf. Anders als Laura hatte er sich nie künstlich kampfbereit machen müssen. »Wovon redest du, zum Teufel?«
»Es lässt sich nicht mehr aufschieben. Ich kann nicht mehr so tun, als wäre es unnötig.« Erneut sehnte sie sich danach, seine Arme um sich zu spüren. Doch sie trat einen Schritt zurück. »Jetzt beginnt eine schwierige und hässliche Phase, und ich wollte sie nicht einleiten, ohne es dir vorher zu sagen.«
»Sehr edel von dir.« Er wirbelte herum und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Über ihm lächelte ihr Porträt milde auf ihn herab. Es kam ihm vor, als stünde er zwischen zwei Frauen, zwischen zwei Bedürfnissen. »Was um alles in der Welt ist los? Glaubst du, du könntest mir an der Haustür einen Abschiedskuss geben und ein paar Stunden später mit Anwälten drohen? Warum hast du es mir nicht gesagt, wenn du unglücklich bist?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest, Gabriel. Wir wussten beide, dass es irgendwann dazu kommen würde. Du warst es doch, der mir gesagt hat, ich müsste mich wehren. Dazu bin ich jetzt bereit. Ich möchte dir lediglich die Chance geben, auszusteigen, bevor es zu spät ist.«
Ihm ging auf, dass das, woran er gedacht hatte, mit dem, worüber sie sprach, nichts zu tun hatte. »Warum willst du morgen früh einen Anwalt aufsuchen?«
»Lorraine Eagleton war vorhin bei mir. Sie will Michael.«
Obwohl jetzt endgültig klar war, dass sie sich nicht scheiden lassen wollte, stieg keine Erleichterung in ihm auf. Für die war jetzt kein Raum mehr. Stattdessen kam erst Panik, dann der Zorn. »Meinetwegen kann sie den Mond wollen, denn den wird sie ebenso wenig bekommen.« Er strich ihr über die Wange. »Bist du in Ordnung?«
Sie nickte. »Vorhin nicht, aber jetzt bin ich in Ordnung. Sie droht mit einer Vormundschaftsklage.«
»Mit welcher Begründung?«
Sie presste die Lippen aufeinander, doch ihr Blick blieb fest. »Mit der Begründung, dass ich ungeeignet sei, für ihn zu sorgen. Sie will beweisen, dass … es vor und während der Ehe mit Tony andere Männer gegeben hat.«
»Wie kann sie etwas beweisen, das nicht wahr ist?«
Also glaubte er an sie. So einfach war es. Laura griff nach seiner Hand. »Menschen tun oder sagen eine Menge, wenn man sie gut genug bezahlt. Ich habe selbst miterlebt, wie die Eagletons so etwas arrangieren.«
»Hat sie dir gesagt, wo sie in San Francisco wohnt?«
»Ja.«
»Dann ist es an der Zeit, dass wir mit ihr reden.«
»Nein.« Sie nahm seine Hand, bevor er davongehen konnte. »Bitte, ich möchte noch nicht, dass du sie triffst. Ich muss erst mit einem Anwalt sprechen, um herauszufinden, was möglich ist und was nicht. Wir können uns nicht den Luxus erlauben, aus Wut einen Fehler zu machen.«
»Ich brauche keinen Anwalt, um zu wissen, dass sie nicht einfach in mein Haus marschiert kommen und damit drohen kann, uns Michael wegzunehmen.«
»Gabriel, bitte!« Ihre Finger klammerten sich um seinen Arm, und sie spürte, dass er vor Zorn bebte. »Hör mir zu. Du bist wütend. Das war ich auch, und verängstigt. Mein erster Gedanke war Davonlaufen. Ich habe sogar angefangen zu packen.«
Er dachte daran, wie es gewesen wäre, ein leeres Haus vorzufinden. Die Rechnung, die er mit den Eagletons zu begleichen hatte, wurde immer höher. »Warum bist du nicht davongelaufen?«
»Weil es nicht
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