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Zauber einer Winternacht

Zauber einer Winternacht

Titel: Zauber einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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habe, die das auch geschafft hatten.« Sie sah zu ihm hinüber. Die Hände zu Fäusten geballt und in den Taschen vergraben, stand er im Schatten. »Wenn du mich berührst, wenn du mich festhältst, dann bringt das nichts von der Vergangenheit zurück. Dann fühle ich mich so, wie ich mich immer fühlen wollte.«
    »Wenn er noch leben würde«, sagte Gabriel ruhig, »würde ich ihn umbringen wollen. Irgendwie bedauere ich, dass er schon tot ist.«
    »Das darfst du nicht denken.« Sie streckte die Hand nach ihm aus, doch er schüttelte nur den Kopf und ging wieder ans Fenster. »Er war krank. Das wusste ich damals nicht, jedenfalls war es mir nicht bewusst. Und ich habe es noch verlängert, weil ich nicht sofort gegangen bin.«
    »Du hattest Angst. Und niemanden, zu dem du hättest gehen können.«
    »Ich hätte zu Geoffrey gehen können. Aber daran lag es nicht. Ich bin geblieben, weil ich mich schämte und unsicher war. Als ich dann schließlich doch ging, war es wegen des Babys. Aber von da fand ich zu mir selbst. Und dich zu finden war für mich die beste Medizin, denn durch dich konnte ich mich wieder als Frau fühlen.«
    Er schwenkte sein Glas und starrte aus dem Fenster. »Als du heute in der Galerie von den Anwälten anfingst, dachte ich, du wolltest dich scheiden lassen. Ich habe mich fast zu Tode erschreckt. Du standest in dem Raum, vor dem Porträt, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie mein Leben ohne dich aussehen würde.«
    Pygmalion, dachte sie. Wenn er das Bild liebt, wird er vielleicht bald auch die Frau lieben. »Ich verlasse dich nicht, Gabriel. Ich liebe dich. Du und Michael, ihr seid mein gesamtes Leben.«
    Er setzte sich zu ihr auf die Bettkante und nahm ihre Hand. »Ich werde es nicht zulassen, dass irgendjemand euch etwas tut.«
    Ihre Finger schlossen sich fester um seine. »Ich muss wissen, dass wir das, was wir tun, zusammen tun.«
    »Das haben wir von der ersten Minute an getan.« Er beugte sich vor und küsste sie. Das Baby schlummerte zwischen ihnen. »Ich brauche dich, Laura, vielleicht sogar zu sehr.«
    »Zu sehr kann es nicht geben.«
    »Lass mich ihn wieder hinlegen«, murmelte er. »Dann können wir fortsetzen, was wir gerade angefangen haben.«
    Er nahm das Baby, doch kaum hatte er ihn angehoben, fing Michael wieder an zu weinen.
    Abwechselnd gingen sie mit ihm auf und ab, wiegten ihn in den Armen und rieben ihm den zarten Gaumen. Jedes Mal, wenn Michael in sein Bettchen gelegt wurde, wachte er schreiend auf. Vor Erschöpfung fast schwindlig, beugte Laura sich übers Gitter und streichelte ihm den Rücken. Jedes Mal, wenn sie die Hand fortnahm, fing er wieder an zu weinen.
    »Ich schätze, wir verziehen ihn«, murmelte sie.
    Gabriel saß im Schaukelstuhl. Ihm fielen fast die Augen zu. »Das ist unser gutes Recht. Außerdem schläft er die meiste Zeit wie ein Murmeltier.«
    »Ich weiß. Das Zahnen macht ihm zu schaffen. Warum legst du dich nicht hin? Wir müssen doch nicht beide auf sein.«
    »Dies ist meine Schicht.« Er stand auf und fand heraus, dass man sich um fünf Uhr morgens um Jahrhunderte älter fühlen konnte, als man war. »Du gehst zu Bett.«
    »Nein …« Sie unterbrach ihn gähnend. »Wir stehen das zusammen durch, wie abgemacht.«
    »Jedenfalls bis einer von uns einschläft.«
    Sie wollte lachen, doch ihr fehlte die Kraft dazu. »Vielleicht setze ich mich einfach nur hin.«
    »Weißt du, ich habe ja schon so manchen Sonnenaufgang beobachtet, nach einer durchzechten Nacht oder einem ausgedehnten Kartenspiel oder – einer anderen Art von Freizeitvergnügen.« Er streichelte Michael den Rücken, während Laura sich in den Schaukelstuhl fallen ließ. »Aber noch nie habe ich mich gefühlt, als hätte mich ein Lastwagen überfahren.«
    »Das ist eine der Freuden des Elternseins.« Sie schloss die Augen. »Eigentlich erleben wir gerade einen der Höhepunkte unserer Ehe.«
    »Gut, dass du mich daran erinnerst. Ich glaube, er beruhigt sich.«
    »Das liegt an deiner Art, ihn zu streicheln«, murmelte sie, schon halb im Schlaf.
    Ganz vorsichtig, Zentimeter um Zentimeter, zog Gabriel seine Hand fort. Ein Mann, der sich aus einem Tigerkäfig schleicht, hätte nicht vorsichtiger sein können. Als er einen Meter vom Kinderbett entfernt war, hätte er gern erleichtert aufgeatmet, ließ es jedoch lieber sein.
    Er sah zu Laura hinüber, die in äußerst unbequemer Haltung auf dem Schaukelstuhl schlief. Hoffend, dass seine Energie noch für weitere fünf Minuten reichen würde, hob

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