Zauber-Schloss
Scherenzangen den Kopf abzukneifen.
»Stimmt irgendwas nicht?« schnatterte Hüpfer, und seine häßlichen grünen Vorderaugen glitzerten bösartig. »Du siehst so aus, als ginge es dir nicht gut. Kann ich dir helfen?« Und das Ungeheuer machte mit seinen haarigen langen Beinen einen Schritt auf ihn zu.
Dor riß sein Schwert hoch. »Zurück, Verräter!« rief er. »Weiche von mir!«
Die Spinne wich geschickt zurück, als sei sie verwirrt, doch gerade nur weit genug, um außer Hiebweite zu sein. »Freund, was soll das bedeuten? Ich will dir doch nur helfen.«
Von der Falschheit des Dings über alle Maßen gereizt, sprang Dor vor. Das Schwert fuhr mit einer Präzision in die richtige Richtung, die Dors eigenem Körper unmöglich gewesen wäre. Doch das haarige Insekt sprang mit einem Satz über seinen Kopf in Sicherheit.
Dor wirbelte herum. Hüpfer war auf dem Holzknäuel gelandet. Selbst in seinem gerechten Zorn blieb Dor noch vorsichtig: Er wollte nicht auf diesen mysteriösen Hügel treten. Also stellte er sich am Rand auf, blieb wachsam und beobachtete die feindliche Spinne.
Hüpfers Verhalten hatte sich verändert. Er hielt geschickt mit sechs Beinen sein Gleichgewicht aufrecht und streichelte mit seinen beiden Vorderbeinen sanft die Luft. Dor wußte, daß dies eine Kampfhaltung war. »Dann greifst du mich also grundlos an?« fragte das Ding mit rauhem Schnattern. »Ich hätte doch wissen sollen, daß ich keinem fremden Wesen trauen darf.«
Ungelenk hob Dor mit der Linken den Stock auf, mit dem er in dem Haufen herumgestochert hatte, das Schwert in der Rechten kampfbereit haltend. »Du warst es, der mein Vertrauen mißbraucht hat!« rief er und stocherte nach der Spinne.
Das erwies sich als taktischer Fehler. Hüpfer warf eine Leine um das Stockende und riß daran. Dor wurde fast in die Kuhle hineingezogen, bevor er endlich losließ. Er taumelte zurück.
Die Spinne nutzte ihren Tempovorteil: Sie sprang über die Vertiefung und landete neben Dor. Dann schleuderte sie eine weitere Schlinge nach ihm, erwischte Dor am Schwertarm und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Doch Dor reagierte mit den Kampfreflexen seines kraftvollen Körpers und riß den Arm zurück. Sein Körper war derart stark und schwer, daß es nun die Spinne war, die das Gleichgewicht verlor. Mit keinem ihrer Beine war sie Dors Arm gewachsen, dafür reichten ihre Muskeln einfach nicht aus. Hüpfer stürzte vor. Er fiel nicht, denn ein Wesen mit acht Beinen konnte einfach nicht fallen, aber er stürzte auf Dor zu. Dor fuhr mit dem Arm zurück und hieb mit seinem Schwert heimtückisch auf die Spinne ein.
Hüpfer sprang empor und entging mit knapper Mühe dem Hieb. Über ihm befanden sich keinerlei Äste. Was hinaufsprang, mußte also notgedrungen wieder herabfallen, und Dor stellte sich mit aufgerichtetem Schwert auf, um die Spinne aufzuspießen.
Doch er hatte nicht mit der ungeheuren Wendigkeit des Wesens gerechnet. Hüpfer landete zwar auf dem Schwert – doch mit allen acht Füßen, die sich um die Spitze klammerten. Sein Gewicht drückte Klinge und Arm hinab, und Dor brach zusammen. Sofort hatte die Spinne ihn mit ihren widerlichen Fäden eingesponnen.
Dor ballte die Linke zur Faust und hieb der Spinne in den weichen Unterleib. Auf ekelerregende Weise gab das Fleisch nach, und mehrere Seidenstränge wurden zerfetzt und abgerissen. Dann packte Dor das Schwert mit beiden Händen und riß es hoch, wobei die Spinne halb mit emporgetragen wurde. Dor trat mit einem Fuß nach seinem Gegner, um ihn vom Schwert zu stürzen – doch das war wieder ein Fehler. Die Spinne warf eine Schlinge um das Bein, zog die Leine straff, und schon waren Dors Handgelenke an sein Bein gefesselt. Diese spindeldürren Spinnenbeine waren wirklich teuflisch schnell!
Dor fiel auf den Rücken und versuchte krampfhaft, seine Gliedmaßen zu befreien. Doch nun hatte die Spinne die Oberhand und warf ein Seil nach dem anderen über ihn, um die Leinen schließlich fest zu verzurren. Dor bäumte sich heftig auf, und er zerriß auch tatsächlich einige der Seile, doch seine Kräfte ließen nach. Bald darauf war er hoffnungslos verschnürt.
Das Ungeheuer näherte sich mit häßlichen grünen, behaarten Scherenzangen, bereit, Dors hilfloses Gesicht zu zerquetschen. Dor schrie und strampelte hilflos. Wie war es nur dazu gekommen? Doch selbst angesichts der sicheren Vernichtung behielt er noch seine menschliche Sehweise. »Warum hast du eigentlich jemals vorgegeben, mein Freund zu
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