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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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hätte.
    Und doch war er wütend. Was waren diese Faune nur für Wesen? Sie hießen Fremde willkommen, weigerten sich jedoch, einander im Notfall beizustehen. Wenn sie nicht einmal für ihre eigene Sache kämpfen mochten –
    »Fünf Stück«, sagte der Koboldunteroffizier. »Wir brauchen noch einen.« Sein dunkler Blick richtete sich auf den regungslosen Dor. »Macht das Ungeziefer nieder und nehmt den Mann.«
    Die Kobolde kamen auf sie zu. »Ich glaube, jetzt ist es doch zu unserer Angelegenheit geworden«, sagte Dor grimmig.
    »Sieht so aus, als ob du recht hättest. Vielleicht solltest du mit ihnen reden.«
    »Mit ihnen reden!« rief Dor empört. »Die wollen dich umbringen und mich in ihren Dienst pressen!«
    »Wir sind doch wohl zivilisierter als sie, oder?«
    Dor seufzte.
    Er blickte den Unteroffizier an. »Bitte hört auf. Wir haben nichts mit eurem Krieg zu tun. Wir wollen nicht –«
    »Packt ihn!« befahl der Kobold. Offenbar begriffen diese Kobolde nicht, daß Dor keineswegs nur ein etwas größerer Faun war, sondern ein Wesen, das es im Nahkampf mit fünf Kobolden aufnehmen konnte. Die sieben anderen stürzten auf Dor zu.
    Hüpfer sprang über ihre Köpfe, während Dors Schwert einen bösartigen Bogen schlug. Das konnte sein Schwert wirklich gut. Zwei Kobolde stürzten zu Boden; ihr hervorquellendes Blut färbte sich schwarz. Da hatte Hüpfer schon den Unteroffizier mit einer Leine erwischt und im Nu mit seinen acht geübten Beinen gefesselt.
    »Schaut euch mal euren Führer an!« schrie Dor und streckte einen weiteren Kobold nieder.
    Die vier Übriggebliebenen folgten seiner Aufforderung. Der Unteroffizier war wie eine Raupe völlig hilflos in Seide eingesponnen. »Holt mich hier raus!« schnauzte er.
    Die anderen rannten auf ihn zu. Seit sich das Verhältnis von sieben zu eins auf vier zu eins verschlechtert hatte, waren sie ohnehin nicht mehr sonderlich erpicht darauf, gegen Dor zu kämpfen. Sie hatten begriffen, daß ihnen ein echter Kampf ins dreckige Haus stand.
    Da stürzten Gestalten vom Himmel: Harpyien. »Frisches Fleisch!« kreischte die Sergeantin der Harpyien. Dor erkannte ihren Dienstgrad an den Streifen auf ihrem schmutzigen, fettigen Flügel. »Immer ab damit!«
    Die schmutzigen Vögel stürzten sich auf die bereitliegenden Körper: fünf Faune, drei verwundete Kobolde und der eingesponnene Koboldunteroffizier. Große, häßliche Flügel wirbelten flatternd den Staub auf.
    »Nicht die Faune!« brüllte Dor und packte seinen Freund, den Erzfaun, an den herunterbaumelnden Hufen und riß ihn wieder zu Boden.
    Hüpfer schleuderte eine Schlinge empor und entriß ebenfalls einen Faun den Klauen einer Harpyie. Die anderen drei verschwanden jedoch – ebenso wie die vier Kobolde – sofort am Himmel. Die anderen Kobolde nahmen Reißaus.
    Als alles vorüber war, kehrten die Nymphen und Faune zurück. Der zweifache Überfall durch Kobolde und Harpyien hatte sie erschüttert. Drei ihrer Gefährten waren entführt worden. Es war offensichtlich, daß ihre Illusion der Sicherheit arg ins Wanken geraten war.
    Natürlich war die Party damit beendet. Sie löschten das Freudenfeuer und zogen sich in ihre verschiedenen Unterkünfte zurück. Dor und Hüpfer ließen sich von einem großen Baum herabhängen. Düster senkte sich die Nacht über sie.
     
    Am Morgen waren Dor und Hüpfer ernüchtert – mußten jedoch eine Überraschung erleben. Die erste Nymphe, die Hüpfer erblickte, stieß einen Schrei des Entsetzens aus und tauchte im See unter – wo sie beinahe ertrank, weil es keine See-, sondern eine Bergnymphe war. Die Faune umringten sie aggressiv. Dor mußte sich und Hüpfer aufs neue vorstellen, denn es konnte sich niemand an sie erinnern.
    Dor hieß Hüpfer wieder hüpfen, und sie freundeten sich erneut mit der ganzen Gemeinschaft an – zum zweiten Mal. Sie erwähnten den Überfall der Preßpatrouille nicht, und der Erzfaun, den Dor gerettet hatte, hatte offenbar völlig vergessen, wie knapp er dem Unheil entgangen war. Die ganze Gemeinschaft wußte lediglich eines: daß Ungeheuer niemals an diesen Ort kamen.
    Denn das war Teil des Geheimnisses um die ewige Jugend: Die Faune und Nymphen konnten es sich einfach nicht leisten, sich mit den harten Realitäten früherer Erfahrungen zu belasten. Sie waren jung für alle Zeiten und deshalb auch notwendigerweise unschuldig. Es war die Erfahrung, die die Menschen altern ließ. So wie sie auch Dor älter machte…
    »Wenigstens werden die Kobolde hier keine

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