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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Finsternis, angenehm, neutral. Sein Körper schien völlig losgelöst zu schweben. Eine gewisse Zeitlosigkeit umgab ihn, eine ewige Geborgenheit. Er brauchte nur einzuschlafen.
    Du bist nicht wie die anderen, sagte ein Gedanke zu ihm.
    »Natürlich nicht«, dachte Dor zurück. Was immer es sein mochte, in dem er schwebte, es gestattete auf jeden Fall kein physisches Sprechen, weil es keine Bewegung gab. »Ich stamme aus einer anderen Zeit. Mein Freund Hüpfer übrigens auch. Wer bist du?«
    Ich bin die Gehirnkoralle, die Hüterin der Quelle der Magie.
    »Die Gehirnkoralle! Ich kenne dich doch! Du sollst doch meinen Körper am Leben erhalten.«
    Wann denn?
    »Ich achthundert Jahren. Erinnerst du dich denn nicht daran?«
    Das kann ich nicht, denn ich bin immer noch ein Wesen meiner eigenen Epoche.
    »Na ja, in meiner Epoche bist du jedenfalls – äh, das wird jetzt aber ziemlich kompliziert. Aber ich glaube, es ist wohl besser, wenn Hüpfer und ich wieder von hier verschwinden, sobald der Vergessenszauber nachläßt.«
    Du hast einen Vergessenszauber ausgelöst?
    »Ja, und zwar einen ziemlich kräftigen, im Inneren der Spalte. Um die Kobolde und Harpyien und ihre Hilfstruppen dazu zu bringen, die Kämpfe einzustellen. Sie –«
    Vergessenszauber währen ewig, bis man einen Gegenzauber verhängt.
    »Ja, für die Betroffenen wohl, aber –«
    Du hast gerade dafür gesorgt, daß die Spalte selbst vergessen wird.
    »Die Spalte? Aber die ist doch gar nicht belebt! Der Zauber beeinflußt doch nur Lebewesen, Dinge, die Erinnerungsvermögen besitzen.«
    Deshalb werden auch alle Lebewesen die Spalte vergessen.
    Wie vor den Kopf gestoßen, erkannte Dor, daß das stimmte. Er hatte dafür gesorgt, daß die Spalte von allen Leuten vergessen würde, mit Ausnahme jener, für die ein solches Vergessen paradox wäre. Wie, zum Beispiel, die Lebewesen, die in ihrer Nähe lebten und sonst hineinfallen und sterben würden. Ihr Tod würde ihren Freunden und Verwandten Rätsel aufgeben, die wiederum zu endlosen Komplikationen führen und den Zauber schon bald neutralisieren würden. Das Paradox war wirklich ein mächtiger Gegenzauber! Doch alle anderen Leute, die keiner unmittelbaren Kenntnis von der Spalte bedurften, würden sich an sie einfach nicht mehr erinnern. Das galt für seine eigene Epoche – und jetzt wußte er auch, wie es dazu gekommen war. Er selbst hatte es mit seiner Ungeschicklichkeit ausgelöst.
    Aber wenn das, was er hier tat, keinerlei Bestand hatte, wie konnte dann…? Doch jetzt hatte er keine Zeit, um darüber nachzugrübeln. »Wir müssen zu Schloß Roogna zurück. Das heißt, auf jeden Fall können wir nicht hierbleiben. Sonst kommt es zu einem Paradox, wenn wir von unserer eigenen Epoche eingeholt werden.«
    Ja, so sieht es aus. Ich werde dich aus meiner Konservierungsflüssigkeit befreien. Die Hauptstrahlung des Zaubers dürfte dich eigentlich nicht beeinflussen, die Nebenstrahlung vielleicht doch. Ihr werdet zwar nicht vergessen, wer ihr seid und was eure Mission ist, aber es kann sein, daß ihr die Spalte vergeßt, sobald ihr euch von ihr entfernt habt.
    »Dagegen bin ich sowieso ziemlich immun«, meinte Dor. »Ich gehöre zu den Anrainern der Spalte. Hauptsache, ich behalte den Rest.«
    Noch eine Frage, bevor ich euch freilasse. Durch was für eine Öffnung seid ihr und all die anderen eigentlich in mein Reich eingedrungen? Ich dachte, der letzte große Ring wäre vor fünfzig Jahren zerstört worden.
    »Nun ja, wir haben einen zweizölligen Ring auf einen Durchmesser von zwei Fuß ausgedehnt. Wir können ihn ja wieder zurückverwandeln, wenn wir damit fertig sind.«
    Das wäre nett. Vielleicht begegnen wir einander ja irgendwann mal wieder – in achthundert Jahren, dachte die Koralle ihn an.
    Da schoß Dor wieder aus dem Ring und hing an seiner Zugleine. Hüpfer folgte ihm.
    »Mit Unbeweglichkeit habe ich nicht gerechnet«, schnatterte die Spinne bedauernd.
    »Macht nichts. Wir können schließlich nicht immer an alles denken.«
    Hüpfer war nicht beleidigt. »Stimmt.«
    Weit entfernt waren die Harpyien zu sehen, doch sie beachteten Dor und Hüpfer nicht weiter. Sie flatterten ziellos umher und versuchten, sich daran zu erinnern, was sie hier eigentlich wollten. Genau das hatte Dor ja auch erreichen wollen. Den Kobolden erging es jedoch wesentlich schlimmer: Auch sie hasteten ziellos umher – hatten aber vergessen, daß steile Abhänge gesundheitsgefährdend waren, und stürzten in großer Anzahl in die

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