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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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fragte Dor nervös. Er hatte geglaubt, daß sie sich in recht ordentlichem Tempo aus der Gefahrenzone bewegten, doch die Zahlen waren recht plötzlich von ungefähr hundert auf dreihundert gesprungen. Es sei denn, der Zauber schummelte und ließ einfach Zahlen aus – nein, unbelebte Gegenstände waren gar nicht intelligent genug, um zu schummeln.
    »Nur unter großer Gefahr, Freund«, schnatterte Hüpfer.
    »Dann gibt mir den Reif«, sagte Dor. »Dann kannst du deine Leinen schneller spannen.«
    Hüpfer reichte ihm den Reif, und schon hatte Dor eine weitere herankreischende Harpyie erwischt, während die Spinne gerade die Ankerleine für den nächsten Seitenschwung befestigte. Da hatte Dor Zeit für ein eigenes Experiment. Er steckte einen Finger von der seinem Körper abgewandten Seite in den Reif und sah zu, wie er, von seiner Seite aus betrachtet, verschwand. Er sah seinen Finger im Querschnitt, als wäre er von einem scharfen Schwert durchschnitten worden: die Haut, die kleinen Blutgefäße, die Sehnen, den Knochen. Doch es war völlig schmerzlos. Sein Finger fühlte sich kühl an, nicht einmal kalt. Kein flammendes Inferno und auch kein Eisklima. Er zog ihn wieder hervor und stellte zur eigenen Erleichterung fest, daß er noch ganz war. Dann steckte er ihn von der anderen Seite hinein und erhielt den gleichen Effekt, nur daß er diesmal nicht den Querschnitt sehen konnte. Es sah ganz danach aus, als würde der Ring von beiden Seiten irgendwohin führen – doch wohin war das nur? In eine andere Welt vielleicht?
    Hüpfer zog am Seil, und Dor schwang herum.
    »Wir wollen mal sehen, ob die Kobolde weg sind«, sagte Dor. Er hatte seine Flöte schon eine ganze Weile nicht mehr gespielt.
    Hüpfer kletterte über den Rand der Schlucht, um mit zwei bis drei Augen Ausschau zu halten, während er seinen restlichen Körper in sicherer Deckung hielt.
    »Massenweise sind sie da«, schnatterte er. »Ich glaube, sie jagen die Harpyien – und die jagen uns.«
    »O nein! Dann hat Murphy wieder zugeschlagen! Wir können die Spalte nicht verlassen, wenn sie uns verfolgen!«
    »Inzwischen dürften wir eigentlich außerhalb des Vergessensradius sein«, meinte Hüpfer tröstend.
    »Dann sind es die Kobolde und Harpyien aber auch! Das nützt uns nichts!« Dor merkte, wie seine Stimme sich immer hysterischer anzuhören begann.
    »Wir dürften dennoch eine ganze Menge der Kampfwesen abgelenkt haben«, meinte Hüpfer recht einleuchtend. »Unser Ziel war es, sie abzulenken, damit der Zombiemeister ins Schloß kann. Wenn er es geschafft hat, dann haben wir ebenfalls Erfolg gehabt.«
    »Wird wohl so sein«, sagte Dor und beruhigte sich etwas. »Also macht es eigentlich keinen wirklichen Unterschied, ob die Harpyien und Kobolde von dem Vergessenszauber getroffen werden oder nicht. Aber trotzdem – wie sollen wir hier jemals wieder herauskommen? Es ist zu spät, um den Zauber abzustellen.«
    »Beharrlichkeit dürfte sich jetzt auszahlen. Wenn wir bis zur Nacht weitermachen –« Hüpfers Leib spannte sich, und er hob seine beiden Vorderbeine, um besser hören zu können. »Was ist das denn?«
    »Was?«
    Dann hörte Dor es auch. »Neunhundertvierundachtzig, neunhundertfünfundachtzig, auch der beste Zauber macht sich; neunhundertsechsundachtzig –«
    Eine Harpyie trug den Zauber auf sie zu – und er stand kurz vor der Explosion! »O Murphy!« jammerte Dor. »jetzt hast du uns aber wirklich festgenagelt!«
    »Was ist bloß mit dieser sprechenden Kugel los?« kreischte die Harpyie.
    »Neunhundertunddreiundneunzig, die Harpyie ist geschnäuzig«, sagte der Zauber.
    »Hör auf zu zählen!« schrie Dor ihn an.
    »Wenn der Countdown erst einmal läuft, kann er nicht mehr gestoppt werden«, meinte der Zauber hämisch.
    »Schnell!« schnatterte Hüpfer. »Ich werde die Zugleinen so befestigen, daß wir zurückkehren können. Wir müssen durch den magischen Reif fliehen.«
    »O nein!« rief Dor.
    »Das müßte ungefährlich sein. Ich habe zugesehen, wie du ihn geprüft hast.«
    »Neunhundertachtundneunzig, neunhundertneunundneunzig«, sagte der Zauber unerbittlich weiter, »wer jetzt zu spät kommt, jeder freut sich.«
    Hüpfer krabbelte durch den Reif. Dor zögerte, er war entsetzt. Konnten sie wirklich jemals wieder zurückkehren? Doch wenn er jetzt hierblieb –
    »Eintausend!« rief der Zauber freudig. »Jetzt kann ich’s endlich sagen!«
    Dor hechtete durch den Reif. Das letzte Wort, was er noch hörte, war: »Zündu –«
     
    Um ihn war

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