Zauber-Schloss
Kobolde verhängt hat.«
Der Prinz versteifte sich kühl. »Einen Gefallen habt Ihr mir erwiesen, und nun wagt Ihr es, mir gleich zwei abzuverlangen! Was meine Paarung angeht, so bedarf ich keiner Einschränkungen, denn wenn ich mündig bin, habe ich einen ganzen Harem von Harpyien zur Verfügung. Was nun diesen Zauber betrifft, so habe ich davon keinerlei Kenntnis.«
»Er wurde nach Eurer Verbannung verhängt. Ihr könnt Euch von Euren Untertanen darüber informieren lassen.«
»Das werde ich auch tun«, erwiderte der Prinz. »Sobald ich ihn entdecke, werde ich Euch den Gegenzauber zur Verfügung stellen, wie Ihr es von mir verlangt, um meine Schuld bei Euch zu begleichen.«
Dor geleitete den Prinzen zu König Roogna, der Stielaugen machte, als er das Geschlecht der Harpyie wahrnahm. »Eine wahrlich seltene Magie!« murmelte er.
»Wir müssen Prinz Harold seinem Volk ohne Schaden übergeben«, sagte Dor dem König. »Wenn die Harpyien ihn erst einmal haben, brauchen sie nicht mehr zu kämpfen.«
»Ich verstehe«, erwiderte der König. Er warf einen schrägen Blick auf den Magier Murphy, der neben ihm stand. »Wir werden einen absoluten Waffenstillstand ausrufen, bis er in Freiheit ist. Ich werde persönlich die Anlagen abschreiten, um sicherzugehen, daß nichts dazwischenkommt.«
»Ihr könnt den Prinzen vielleicht befreien«, meinte Murphy grimmig. »Aber mein Fluch wird sich an anderer Stelle auswirken. Noch habt Ihr nicht gesiegt.« Doch er wirkte matt. Sein Talent stand offenbar unter höchster Belastung. Kein einzelner Magier, so begabt er auch sein mochte, konnte es auf Dauer mit drei anderen aufnehmen. Beinahe hätte er Dor leid getan.
»Aber wir sind ja bald am Ziel«, entgegnete Roogna. Er geleitete den Prinzen auf die Mauer und befahl den Zentauren, nicht zu schießen. Prinz Harold breitete seine Flügel aus und schwang sich in die Lüfte.
Die nächste Harpyie stieß ein schrilles, erstauntes Krächzen aus. Dann umschwärmten die Harpyien ihren Prinzen, erkannten ihn sofort und waren schon einen Augenblick später davongeflattert, so daß den Kobolden nur noch ein paar müde Vampire als Gegner blieben.
Da kam eine einzelne Harpyie herangeflogen. Einer der Zentauren stieß einen Pfiff aus. »Helene!« rief Dor, als er sie erkannte.
»Im Namen des Prinzen Harold«, sagte Helene. »Der Gegenzauber.« Sie legte ein Steinchen in Dors Hand. Sie zwinkerte ihm zu. »Zu schade, daß du deine Chance nicht wahrgenommen hast, als es noch möglich war, schöner Mann, eine weitere wirst du nie bekommen. Ich habe den Ring, den du mir geschenkt hast, gebeten, mir die bestmögliche Partie zu verschaffen, und jetzt werde ich die erste Konkubine des Prinzen.« Sie klopfte auf ihre ringbewehrte Klaue.
Die Harpyien machten offenbar nie viel Federlesens! Immerhin war der Prinz erst wenige Minuten zuvor in die Lüfte gestiegen. »Schön für dich«, sagte Dor.
»Ich wußte doch, daß ich es könnte«, sagte der Ring in dem Glauben, Dor habe ihn angeredet. »Ich kann alles!«
Sie blickte zu ihm herab. »Ach, du redest ja wieder!«
»In Zukunft wird er schweigen«, sagte Dor. »Danke für den Gegenzauber.«
»Das war wohl das wenigste, was ich für dich tun konnte«, hauchte sie. Den Zentauren fielen fast die Augen aus dem Kopf.
Dann breitete die himmlische Helene die Flügel aus und verschwand, verfolgt von den Blicken aller männlichen Wesen auf der Brüstung. Selbst ein paar der gesünderen Zombies bewunderten ihre Formen.
Zufrieden blickte Dor den Steinchenzauber an. »Wie wirst du angerufen?« fragte er ihn.
»Ich werde nicht angerufen, sondern widerrufen«, erwiderte der Zauber fachmännisch. »Ich bin kein Gegenzauber, sondern der ursprüngliche Zauber. Wenn man mich widerruft, hört die Verzauberung auf.«
»Und wie widerruft man dich nun?«
»Man erhitzt mich, bis ich so heiß bin wie Feuer, dann verströmt sich meine Magie unsichtbar, bis sie verschwunden ist.«
Dor reichte den Stein an den König weiter. »Das sollte die Klagen der Kobolde besänftigen. Wenn sie keinen weiteren Grund zu kämpfen mehr haben, müßten sie eigentlich heimkehren. Dann kann auch Murphys Zauber die Schlacht hier nicht mehr fortsetzen.«
»Sie sind ein Phänomen, Magier!« sagte König Roogna. »Sie haben Ihren Verstand benutzt anstelle Ihres Körpers, und zwar auf höchst edle, königliche Weise.« Er eilte mit dem Zauber davon.
Der König kochte den Koboldzauber nach Anweisung aus, doch die Koboldhorde zeigte keine
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