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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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schnatterte sie klickend auf ihn ein, was sehr bedrohlich klang. Grundy der Golem hätte alles sofort übersetzen können, aber der war jetzt ungefähr achthundert Jahre weit weg. Die beiden größeren Vorderbeine der Spinne waren aufgerichtet, und wenn sie auch weder Finger noch Krallen hatten, wirkten sie dennoch beeindruckend. Und diese Kinnbacken dahinter, und diese Augen – Dor machte eine Finte mit dem Schwert, die ihn selbst überraschte. Sein Körper ließ nun seine Erfahrenheit spielen. Das Ungeheuer wich zurück und klickte wütend. »Was versucht das Ding nur zu sagen?« fragte Dor sich nervös. Er war sich seiner Sache gar nicht sicher, trotz seiner jetzigen Größe und Kraft.
    Das Schwert dachte, daß er es angeredet hatte. »Ich kann Kampfsprache verstehen. Das Ungeheuer sagt, daß es nicht wirklich kämpfen möchte, aber es hat noch nie etwas so Schreckliches gesehen wie dich. Es fragt sich, ob du wohl eßbar bist.«
    »Etwas so Schreckliches wie mich!« rief Dor ungläubig. »Ist das Ungeheuer denn verrückt?«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, meinte das Schwert. »Ich kann nur Kampfverhalten verstehen. Dieses Wesen wirkt zwar etwas desorientiert, aber durchaus schlagkräftig. Was mich angeht, so könntest du ganz genauso verrückt sein.«
    »Ich bin ein zwölfjähriger Junge aus einer Zeit, die achthundert Jahre in der Zukunft liegt – oder von außerhalb dieses Wandteppichs, was immer einleuchtender erscheinen mag.«
    »Jetzt haben sich meine Zweifel gelegt, du bist ganz bestimmt verrückt.«
    »Hör mal, jetzt bist du in meiner Hand«, erwiderte Dor gereizt. »Du wirst tun, was ich dir sage!«
    »Selbstverständlich. Schwerter waren schon immer die besten Diener verrückter Männer.«
    Die Monsterspinne hatte bisher noch nicht angegriffen. Sie schien abgelenkt zu sein. Es war schwer zu sagen, was sie wohl ablenken mochte, da sie mit ihren Augen in so viele Richtungen auf einmal schaute. Vielleicht versuchte sie auch nur, das Gespräch mit dem Schwert zu verstehen. Dor wiederum versuchte festzustellen, wo sie wohl hinblicken mochte – und sah, wie die Kobolde zurückkehrten.
    Kobolde waren zweifellos Feinde. Niemand wußte so richtig, was mit ihnen geschehen war, aber es gab Vermutungen, daß sie nach jahrhundertelangen Kriegen, die sie wegen ihres unversöhnlichen Hasses gegen die Menschen geführt hatten, endlich unter die Erde verjagt worden waren. Legenden zufolge hatten sich die Kobolde früher einmal mit den Menschen gut vertragen, sie waren sogar entfernt mit ihnen verwandt. Aber irgend etwas war da vorgefallen –
    »Das ist nichts«, meinte Dor. »Wenn ich gegen die Spinne kämpfe, dann werden mich die Kobolde von hinten angreifen. Aber wenn ich ihr den Rücken zukehre, dann wird sie mich auffressen. Oder irgend so was.«
    »Dann töte erst das Ungeheuer und kämpfe danach gegen die Kobolde«, sagte das Schwert. »Stirb in ruhmvollem Kampf. Das ist der Weg des Kriegers.«
    »Ich bin kein Krieger!« rief Dor, der jetzt sehr verängstigt war.
    Er hatte nicht daran gedacht, daß die Welt des Wandteppichs eine unmittelbare Bedrohung für ihn darstellen könnte. Doch jetzt war er mitten drin, die Welt wirkte äußerst echt, und er hatte keine Lust zu überprüfen, ob er hier sterben konnte oder nicht. Vielleicht würde sein Tod ihn ja unverrichteterdinge wieder in seinen Körper zurückschleudern, den Zauber aufheben. Vielleicht wäre es aber auch viel endgültiger…
    »Bis vor wenigen Minuten warst du aber noch ein Krieger«, sagte das Schwert. »Zugegeben, ein ziemlich blöder Krieger, der sich von einer bunten Bande von Kobolden in einen Hinterhalt hat locken lassen, aber immerhin ein Krieger. Im Krieg war Klugheit ja noch nie gefragt. Sie ist eher ein Hindernis. Und jetzt plötzlich bist du fürchterlich verzagt und redest sogar mit mir. Das hast du auch noch nie getan.«
    »Das ist mein Talent. Ich kann mit unbelebten Gegenständen reden.«
    »Das klingt wie eine Beleidigung«, sagte das Schwert und funkelte gefährlich.
    »Nein, ganz und gar nicht«, sagte Dor hastig. Er konnte es jetzt wirklich nicht gebrauchen, daß sein eigenes Schwert auf ihn wütend wurde!
    »Ich bin der einzige, der das Privileg hat, mit Schwertern reden zu dürfen. Alle anderen Leute müssen mit anderen Leuten reden.«
    »Oh«, sagte das Schwert besänftigt. »Das ist ja wirklich eine ungewöhnliche Ehre. Warum hast du es denn vorher nie getan?«
    Dor zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Lust, sich wieder

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