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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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auf eine Diskussion über seinen Geisteszustand einzulassen. »Vielleicht habe ich mich einfach nie würdig genug gefühlt.«
    »Das wird’s sein«, pflichtete das Schwert ihm bei. »Dann laß uns jetzt das Ungeheuer töten.«
    »Nein. Wenn es immer noch nicht angegriffen hat, dann glaube ich ihm, wenn es sagt, daß es nicht kämpfen will. Mein Vater sagt immer, daß es immer besser ist, sich mit anderen anzufreunden, wenn es geht. Er hat sich sogar mal mit einem Drachen angefreundet.«
    »Du vergißt, daß ich das Schwert deines Vaters war, bevor du mich geerbt hast. Das hat er niemals gesagt. Er hat gesagt: ›Friß, sauf und jag den Maiden nach, denn morgen werden wir aufgespießt.‹ Dann hat ihn der Ehemann einer Maid erwischt, als er sich vollgefressen und -gesoffen hatte, und hat ihn aufgespießt.«
    Mundanier waren wirklich brutale Menschen, das hatte Dor schon vorher gewußt. Deshalb schockierte ihn diese Nachricht über die Familie seines Vaters auch nicht sonderlich. Aber trotzdem wirkte alles jetzt viel hautnaher. »Was das Anfreunden mit Drachen angeht – das Wort Drache kann auch als umgangssprachliche Bezeichnung für eine zänkische Frau gedeutet werden.«
    Das Schwert lachte. »Oh, das ist aber raffi niiiiert ! Und völlig verrückt. Du hast recht, das hätte auch von deinem alten Herrn stammen können. Sich mit einem Drachen anfreunden!«
    Dor entschloß sich, ein Risiko einzugehen. Wenn das Schwert auch manches von dem, was das Ungeheuer sagte, übersetzen konnte, so konnte es doch nicht das, was Dor sagte, in Spinnenungeheuer-Sprache übersetzen, denn das war nicht sein Talent. Es war eine einseitige Sache, aber trotzdem müßte es eigentlich möglich sein, zu einer Verständigung zu kommen, wenn er sich nur genügend anstrengte. »Ich werde jetzt ein Friedensangebot machen, und zwar mit einer Geste«, sagte er zu dem Schwert.
    »Ein Friedensangebot! Dein Vater würde sich in seinem fuseldurchtränkten Grab umdrehen!«
    »Du übersetzt einfach nur, was die Spinne mir antwortet.«
    »Ich verstehe nur Kampfsprache, nicht diesen verweichlichten Friedenskram«, erwiderte das Schwert voller Waffenstolz. »Wenn das Ungeheuer nicht kämpfen will, dann habe ich auch kein Interesse mehr.«
    »Dann werde ich dich wegtun.« Dor suchte die Schwertscheide. Er faßte an seine Hüfte, doch dort war keine zu finden. »Äh… wo gehörst du eigentlich hin?«
    Das Schwert sagte etwas Unverständliches.
    »Wohin?« wiederholte Dor stirnrunzelnd.
    »In meine Scheide, du Idiot!« sagte das Schwert schneidend.
    »Wo zum Teufel ist denn die Scheide? Ich finde sie nicht.«
    »Kannst du dich denn eigentlich an überhaupt nichts mehr erinnern? Sie hängt auf deinem großen dämlichen Rücken, wo sie auch hingehört!«
    Dor tastete mit der Linken seinen Rücken ab. Dort war die Scheide, festgezurrt, so daß sie von seiner rechten Hinterbacke zu seiner linken Schulter reichte. Er hob das Schwert und manövrierte die Spitze in die Öffnung hinein. Das war offensichtlich eine Kunst für sich, die er nicht beherrschte. Hätte er seinen Körper von allein handeln lassen, dann wäre das wohl kein Problem gewesen. So aber stellte er sich gegen seine eigenen Reflexe, indem er das Schwert kurz vor einem Kampf wegsteckte. »Manno mann !« brummte das Schwert angewidert.
    Doch als Dor sich wieder entspannt hatte und seinen eigenen Gedanken nachhing, übernahm sein Körper wieder das Kommando, und das Schwert glitt endlich in seine Scheide, wo es sicher verstaut blieb.
    »Jetzt du, Scheide«, sagte Dor. »Du müßtest doch etwas vom Frieden verstehen. Zumindest etwas von Pakten.«
    »Ja«, erwiderte die Scheide. »Ich verstehe die Sprache des Verhandelns aus einer Position der Stärke heraus, des ehrenvollen Friedens.«
    Dor breitete die Arme vor dem Spinnenungeheuer aus, das die ganze Zeit wie festgefroren dagestanden hatte, während die Kobolde näherkamen und eine Falle vermuteten. Dor versuchte, Frieden vorzuschlagen. Das Ungeheuer breitete seine Vorderbeine aus und schnatterte. Dahinter tauchte plötzlich das mißtrauische Gesicht eines Kobolds auf. Offenbar waren die Kobolde nicht mit der Spinne verbündet und verstanden sie genausowenig wie Dor auch.
    »Sie sagt, sie hat sich gefragt, wann du wohl angreifen würdest«, sagte die Scheide. »Einen Augenblick lang hat sie gedacht, daß du Frieden wolltest, aber jetzt willst du sie offensichtlich mit deinen Greifern beißen oder zerdrücken oder zu Tode stechen.«
    Hastig

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