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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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prima geschafft, nicht wahr? Was willst du auch sonst tun? Runterspringen?«
    »Neiiin!« rief Dor entsetzt. »Aber es könnte durchaus sein, daß ich heimlich, still und leise herunterplumpse.«
    »Was du brauchst, das ist eine ordentliche Mahlzeit, die deinen Magen beruhigt während des langweiligen Flugs«, meinte Grundy. »Ich werde mal eben diese weiße Flasche aufmachen und –«
    »Ich habe keinen Hunger! Ich glaube, ich bin flugkrank!«
    Der Golem zerrte an dem Korken, und plötzlich sprang er hinaus. Aus dem Flaschenhals strömte feiner Dampf, wirbelte kurz umher und verdichtete sich zu zwei schönen belegten Brötchen, einem randvollen Glas Milch und einem Petersilienstrauß. Dor mußte alles sofort grabschen, damit es nicht vom Wind davongeweht wurde.
    »Das nenne ich wirklich stilvolles Reisen«, sagte Grundy und biß mit seinen winzigen Zähnen in die Petersilie. »Trink deine Milch, Dor.«
    »Du hörst dich genauso an wie Millie.« Aber Dor nippte trotzdem an seiner Milch. Sie schmeckte köstlich. Offenbar war sie frisch vom Strauch, und das Milchkraut mußte wohl in schokoladenhaltigem Boden gewachsen sein.
    »Ich habe gehört, daß man in Mundania die Milch aus Tieren quetscht«, warf Grundy ein. Dors Magen drehte sich bei diesem Gedanken um. In Mundania lebten wirklich nur Barbaren!
    Dann biß er in eines der Brötchen, da ihm nur die Wahl blieb, es entweder aufzuessen oder es in den Händen zu halten. Mit seinen Händen wollte er sich aber lieber an dem Teppich festhalten. Es war mit Klemmfitüre und Zwiebeln belegt, sein Lieblingsessen. Offenbar hatte der Magier sich erst über seinen Geschmack erkundigt, bevor Dor im Schloß eingetroffen war. Das zweite war ein rotes Kartoffelsuppenbrötchen, etwas matschig, aber ganz lecker. Die Gorgone schien vom Kochen etwas zu verstehen.
    Dor dachte über die verkehrte Situation nach, die dazu geführt hatte, daß ein solch machtvolles Wesen wie die Gorgone nun im Schloß des Magiers als Dienstmädchen arbeitete, während sie darauf wartete zu erfahren, ob Humfrey sie heiraten wollte. Aber war das nicht andererseits das Los der meisten Frauen? Vielleicht wollte der Magier ihr ja nur zeigen, was sie im Falle einer Ehe erwartete. Das konnte vielleicht wichtiger sein als eine eigentliche Antwort. Oder war das schon ein Teil der Antwort? Der Gute Magier war ja recht eigen, aber gleichzeitig hatte er die Lage sofort und auf sehr geheimnisvolle Weise durchschaut. Er hatte offensichtlich alles über Dor gewußt, und doch hatte er ihn erst mühselig ins Schloß eindringen lassen. Wirklich eine merkwürdige Art von Sachverstand!
    Der Teppich senkte sich schräg nach vorne, und Dor bekam wieder einen Schwindelanfall. Und doch rutschte er nicht vor, der Teppich schien ihn fest, aber sanft am Platz zu halten. Wie wunderbar war doch die Magie!
    Nun flog der Teppich eine Kurve, wie um zu landen, setzte jedoch nicht zur Landung an, sondern jagte mit schreckenerregender Geschwindigkeit auf eine tiefe Erdritze zu. »Wo fliegen wir hin?« rief Dor beunruhigt.
    »Direkt ins Gebiß eines Gewirrbaums!« antwortete Grundy. »Er ist ziemlich groß.« Er zeigte nach vorne und wirkte ausnahmsweise einmal nicht besonders von sich eingenommen.
    »Stimmt!« meinte der Teppich und beschleunigte weiter.
    Es war wirklich ein sehr großer Gewirrbaum, so groß, daß ihn nicht einmal ein Oger hätte einschüchtern können. Sein Stamm wuchs aus der Schlucht empor, während seine Tentakel über ihren Rand hingen.
    Der Teppich flog erneut eine Kurve, beschleunigte wieder und raste über die Baumkrone hinweg. Hungrig griffen die Tentakel empor. »Ist dieser Teppich verrückt geworden?« fragte Dor. »Niemand legt sich mit einem so großen Gewirrbaum an!«
    »Och, eine große Sphinx könnte es mit ihm wohl aufnehmen«, meinte Grundy. »Oder der alte unsichtbare Riese. Oder ein Drachenhahn.«
    Der Teppich schwenkte zurück und jagte wieder auf die Baumkrone zu. Diesmal waren die Tentakel vorbereitet: Sie erhoben sich wie eine riesige grüne Masse, um ihn abzufangen.
    »O je!« rief Grundy und bedeckte die Augen. »Warum bin ich nur jemals wirklich geworden?«
    Doch der Teppich stürzte an den Tentakeln vorbei, geradewegs am nackten Stamm des gereizten Greifers hinunter auf den Boden – wo sich eine kleine Öffnung befand, die von einer Wurzel offengehalten wurde. In dieses Loch fiel der Teppich hinab.
    Tiefer, immer tiefer – plötzlich waren es nicht mehr die Schrecken der Höhe, sondern die der

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