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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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waren. Sie zielten direkt auf seinen Kopf.
    Der mächtige Arm des Körpers holte aus, und das Schwert zog sirrend seine gekrümmte Bahn. Plötzlich gab es einen schrecklichen Ruck, wie wenn man mit einem Stock ein paar Pflanzenstengel durchschlug – und die beiden Kobolde fielen in vier Stücken zu Boden.
    Hatte er das wirklich getan? Dor blickte das dunkelrote Blut an und sah, wie es sich schwarz verfärbte, als es sich auf dem Boden ausbreitete. Diese Kobolde waren mausetot, und er war ein Schlächter. Ihm wurde übel…
    Die Spinne schnatterte. Dor blickte zu ihr hinüber und sah, wie sich vier Kobolde an vier ihrer Beine klammerten, während die anderen versuchten, ihren Leib anzugreifen. Die Spinne streckte ihre Beine aus und bäumte ihren kugelförmigen Leib auf, um außer Reichweite zu kommen, aber das Gewicht der Angreifer machte sich deutlich bemerkbar. Ihr Unterleib war ungeschützt. Selbst kleine spitze Steine konnten ihn mühelos durchlöchern.
    Dor richtete sein Schwert auf den nächsten Kobold und stieß es mit aller Gewalt vor. Die Klinge durchbohrte den mageren Körper und drang neben dem Fuß der Spinne ins Erdreich ein. Nicht daß die Spinne Füße im üblichen Sinne gehabt hätte, ihre Beine endeten lediglich in kleinen runden Knubbeln ohne Zehen.
    »Tu das nicht!« rief das Schwert. »Erde stumpft meine Schneide ab!«
    Dor zog es wieder hervor. Der durchbohrte Kobold hing noch immer an der Klinge. »Gaaaaah!« schrie er mit hervortretenden Augen und zappelte mit Armen und Beinen. Das kleine Ungeheuer konnte nicht einmal sauber sterben, es mußte alles so widerlich und abstoßend wie möglich machen.
    Dor hob einen bestiefelten Fuß, setzte ihn dem Kobold ins verzerrte Gesicht und streifte ihn ab. Als das Ding zusammenbrach, spritzte Blut über seine Klinge.
    Dann durchbohrte Dor einen zweiten Kobold. Diesmal achtete er darauf, die Schneide nicht abzustumpfen, und streifte die Überreste des Wesens rascher und geschickter ab. In seinem Hinterkopf gab es etwas, das sich die ganze Zeit die Seele aus dem Leib kotzte, aber Dor blockte es ab und ging systematisch seinem Handwerk nach.
    Die Spinne griff mit einem langen Vorderbein hinter ihn. Ein Kobold schrie auf. Er hatte schon fast Dors Rücken erreicht. Dor reagierte kaum. Er durchbohrte den dritten Kobold, zog sein Schwert wieder hervor und machte den vierten nieder. Langsam wurde er immer geschickter.
    Mit einemmal waren die Kobolde verschwunden. Ein Dutzend von ihnen lag tot am Boden, die anderen waren geflohen. Dor hatte sechs von ihnen getötet, also mußte es die Spinne ihm gleichgetan haben. Sie waren gute Kampfgenossen!
    Jetzt erst spürte Dor die Nachwirkungen dessen, was geschehen war. In seinem Hinterkopf brachen die Dämme, und er mußte sich übergeben. Er spie das Kartoffelsuppenbrötchen wieder aus, das er achthundert Jahre entfernt gegessen hatte. Jedenfalls sah es aus wie Kartoffelsuppe, eher als wie Koboldeingeweide. Es war ihm egal. Humanoide Wesen zu töten –
    Die Spinne schnatterte. Dor brauchte keinen Übersetzer. »Ich bin das Blutvergießen nicht gewöhnt«, sagte er und unterdrückte einen neuen Würgereiz. »Wenn sie doch nur nicht angegriffen hätten! Ich wollte das nicht!« Er spürte, wie ihm die Tränen kamen. Er hatte einmal von Mädchen gehört, die ihrer Jungfräulichkeit nachtrauerten. Jetzt konnte er nachempfinden, wie das wohl sein mochte. Er hatte sich selbst verteidigt, er hatte es tun müssen, aber dabei hatte er auch etwas verloren, das er niemals wiedererlangen würde. Er hatte das Blut von menschenähnlichen Wesen vergossen. Wie sollte er jemals wieder diesen Fleck von seiner Seele waschen?
    Die Spinne schien ihn zu verstehen. Sie krabbelte auf einen der Kobolde zu und biß in ihn hinein. Doch sofort hob sie wieder den Kopf und spuckte sein Blut aus. Wieder brauchte Dor keinen Übersetzer dafür: Der Kobold schmeckte scheußlich!
    Es war jetzt nicht mehr rückgängig zu machen, seine Unschuld war verloren. Sein Körper hatte so gekämpft, wie er es gewohnt gewesen war. Als der Ekel sich langsam gelegt hatte, begriff Dor, wie knapp er und das Spinnenungeheuer dem Verderben entronnen waren. Hätten sie sich nicht verbündet, dann wären sie beide den wilden Kobolden zum Opfer gefallen.
    Warum hatten die Kobolde nur angegriffen? Dor fand keine Erklärung dafür, außer daß er und die Spinne eben einfach dagewesen waren und angreifbar ausgesehen hatten. Wenn Kobolde meinten, daß sie siegen würden, dann

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