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Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Freund, ich glaube, ich weiß, welchen Teppich du meinst«, schnatterte er. »Der König hat davon gesprochen. Er sucht nach einem geeigneten Bild, das er auf Schloß Roogna an der Wand aufhängen kann. Ein Bild, das seine Betrachter unterhält und das versinnbildlicht, was er zu erreichen versucht. Das hier ist genau das Richtige, sofern der Zombiemeister es hergeben sollte.«
    »Ich überlasse es dir«, erwiderte der Magier. »Weil ich dein Wesen achte. Nimm es mit, wenn ihr zu Schloß Roogna zurückkehrt.«
    »Das ist wirklich sehr großzügig«, schnatterte Hüpfer und legte ein weiteres Teil aus. Mit seinen vielen Augen war er für diese Aufgabe wie geschaffen, da er alles auf einmal im Blick behalten konnte. »Aber wenn wir dem König nicht zu Hilfe eilen, wird das Schloß niemals ganz erbaut werden.«
    Der Zombiemeister gab keine Antwort, doch Millie blickte erschrocken auf. Ihr Blick kreuzte sich mit Dors, und er nickte ihr zu. Sie hatten begriffen!
    Doch sie furchte die Stirn. Dor wußte, welches Problem hier vorlag: Sie interessierte sich für ihn und wollte ihre Reize nicht auf den Magier richten. Sie konnte nicht verstehen, weshalb Dor sie ablehnte und nicht selbst für die Sache von Schloß Roogna sprach. Also konzentrierte sie sich mürrisch wieder auf das Puzzle. So schleppte sich der Nachmittag dahin.
    »Ich mochte schon immer Puzzles«, bemerkte der Zombiemeister, und er war auch tatsächlich der beste menschliche Teilnehmer. Seine Skeletthand huschte nur so über die Teile und fügte sie zusammen. Hager und abgemagert, aber doch recht gesund und wachsam wie er war, wirkte der Magier mit jeder Stunde, die er in Millies Gesellschaft verbrachte, immer menschlicher. »Das Abenteuer der Entdeckung, ohne jede Gefahr. Als ich noch ein Kind war, bevor mein Talent bekannt war, habe ich Steinblöcke mit einem Hammer zerschmettert und die Stücke wieder zusammengesetzt. Natürlich fehlte da der innere Zusammenhalt, die Kohäsion –«
    »War das nicht auch ein Aspekt Eures Talents?« schnatterte Hüpfer. »Jetzt setzt Ihr Wesen zusammen, aber es fehlt ihnen der Zusammenhalt des Lebens.«
    Der Magier lachte, zum ersten Mal in ihrer Gegenwart. Er warf sein zottiges braunes Haar zurück, so daß seine Augenhöhlen und Backenknochen noch schärfer hervortraten. »Eine höchst beachtliche Erkenntnis! Ja, ich vermute, das Zusammensetzen von Zombies unterscheidet sich wohl kaum sonderlich vom Wiederherstellen von Steinen. Und doch wird daraus eine einsame Kunst; denn die anderen –«
    »Ich verstehe«, schnatterte Hüpfer. »Ihr seid ein normales Wesen, genau wie ich, aber diese Welt hier sieht das anders. Ich habe meine eigene Welt, in die ich zurückkehren kann, aber Euch bleibt nur diese hier.«
    »Ich wünschte, ich könnte mit in Eure Welt kommen«, sagte der Magier wie nebenbei, aber doch mit einem sehnsuchtsvollen Unterton. »Ein neuer Anfang, ohne Vorurteile. Selbst unter Spinnen würde ich mich mehr zu Hause fühlen.«
    Millie sagte zwar nichts, aber ihr Gesichtsausdruck wurde weicher. Sie machten sich wieder an das Puzzle.
    »Als ich noch jung war«, bemerkte der Zombiemeister nach einer Weile, »träumte ich davon, zu heiraten und mich ganz normal niederzulassen, um eine Familie zu gründen. Ich hatte keinerlei Absicht, so zu werden – wie ihr mich jetzt vor euch seht. Ich hatte einen wesentlich besseren Appetit, mehr Fleisch auf den Knochen und war von normalen Jungen kaum zu unterscheiden. Dann fand ich eines Tages einen toten Flugfrosch, hatte Mitleid mit ihm und versuchte, ihn mit Willenskraft wiederzubeleben, und…«
    »Der erste Zombie!« rief Millie.
    »Genau. Von da an verlief meine Karriere in festgelegten Bahnen. Gegen meine eigenen Neigungen erreichte ich viel mehr und wurde viel einsamer als alle meine Zeitgenossen. Viele Leute wollten zwar gerne meine Dienste in Anspruch nehmen – damit ich ihnen Zombietiere machte, die ihre Häuser bewachten oder ihre Schlachten schlugen oder ihre Arbeit taten –, aber niemand wollte persönlich etwas mit mir zu tun haben. Das hat mich angewidert. Ich mag es nicht, wenn man mich ohne jede Achtung ausnutzen will.«
    Millies Gesichtsausdruck wurde immer sanfter. »Was seid Ihr für ein armer Mann!« rief sie.
    »Ihr drei seid die ersten, die sich mit mir abgegeben haben, ohne von mir abgestoßen zu sein«, fuhr der Zombiemeister fort. »Nun ja, auch ihr seid gekommen, um um einen Gefallen zu betteln –«
    »Aber das wußten wir doch nicht!« rief

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