Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauber-Schloss

Titel: Zauber-Schloss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
sich zu Dor und Millie um. »Die Mundanier bereiteten sich darauf vor, in einer Stunde anzugreifen. Wir begeben uns wohl am besten auf unsere Posten.«
    Diesmal griffen sie auf Hüpfers Seite an. Die Mundanier hatten einen massiven Rammbock gebaut. Keinen echten Bock; diese Tierart schien sich noch nicht entwickelt zu haben. Es war vielmehr ein falscher Bock, der aus einem schweren Eisenholzstamm konstruiert und auf Rädern befestigt worden war. Dor hörte das Dröhnen und Stampfen, als er über die von den Gegnern über den Graben gelegte Brücke donnerte und auf das alte Mauergestein prallte. Er hoffte, daß die Mauer dem standhalten würde, doch er selbst mußte auf seinem Posten bleiben und durfte nicht nachsehen.
    Ein Pfeil ging auf seinem Vorsprung nieder. Er war vom Dach abgerutscht. »Wie sieht’s da drüben aus?« fragte Dor ihn.
    »Wir versuchen, ein Loch in die Mauer zu rammen«, erwiderte der Pfeil. »Aber dieser verdammte Käfer reißt mit seinen klebrigen Seilen dauernd die Planken hoch, die wir über den Graben gelegt haben. Wir versuchen, diese Spinne abzuschießen, aber sie schlägt viel zu schnell Haken. Das Ding huscht einfach eine kahle Ziegelmauer hoch! Ich dachte, ich hätte ihn erwischt –« Der Pfeil seufzte. »Hab’ ich aber nicht, nur knapp.«
    »Zu schade«, sagte Dor lächelnd.
    »Nun spiel bloß nicht den großen Gönner!« rief der Pfeil spitz. »Ich bin eine erstklassige Waffe!«
    »Vielleicht brauchst du einen etwas zielsichereren Bogenschützen.«
    »Da sagst du was! Von schlechten Schützen werden mehr Pfeile ruiniert als – ach, herrje, was soll’s! Wenn Pfeile die Welt regieren würden und nicht diese dämlichen Leute –«
    Das Leben war wirklich überall schwer, dachte Dor, selbst für nichtlebendige Dinge. Nach einer Weile ließ das Getöse nach, und Dor wußte, daß es Hüpfer gelungen war, den Angriff abzuwehren. Er überlegte, ob er vorsichtshalber nachsehen sollte, da die Bedrohung ja nun nachgelassen hatte, entschied sich aber dafür, auf seinem Posten zu bleiben. Seine Neugier war zwar überwältigend, aber Disziplin blieb Disziplin, selbst dann noch, wenn sie so gut wie sinnlos geworden war.
    Da schlich sich leise ein Leitertrupp an seine Seite. Da versuchte jemand, heimlich einzudringen! Dor wartete lautlos ab und ließ sie sich ihren Weg über den Graben bahnen und die Leiter leise einhaken. Sie dachten wohl, daß er fortgegangen oder eingeschlafen oder zumindest achtlos geworden sei. Wie recht sie um ein Haar gehabt hätten!
    Dann, als der erste Mundanier gerade auf die Brüstung steigen wollte, rannte Dor mit seinem Stemmeisen auf die Leiter zu und stieß sie mit einem Ruck von der Mauer ab. Er beachtete die Schreie und das Geplatsche der stürzenden Männer kaum. Durch seine Standhaftigkeit hatte er den heimlichen Überfall abgewehrt und dazu beigetragen, das Schloß zu retten! Hätte er der Versuchung nachgegeben und seinen Posten vorzeitig verlassen…
    Diesmal fühlte er sich schon etwas mehr wie ein Held als beim letzten Mal.
    Endlich meldete das Zombiespionauge, daß die Mundanier ihre Hauptstreitmacht abgezogen hatten, und Dor stieg wieder hinab zu den anderen. Es war Mittag. Sie aßen und vertrieben sich den langen Nachmittag mit einem Laubsägepuzzle, das Millie beim Putzen des Salons aufgestöbert hatte.
    Es war natürlich ein magisches Puzzle, denn Lauben und Sägen waren magische Wesen, die sich an ihrer eigenen Kunstfertigkeit erfreuten. Wenn sie alle richtig beisammen waren, würden sie ein entzückendes Bild ergeben, doch im Augenblick bestand das Puzzle aus Abertausenden von kleinen Teilen, die erst zusammengefügt werden mußten. Keine zwei Teile paßten zusammen, wenn man sie nicht zuerst mit der richtigen Bitte verzauberte, und das war recht umständlich, zumal sich die Teile des Bildes, die bereits fertig zu sein schienen, ständig veränderten. Das Prinzip schien dem des magischen Wandteppichs in Dors eigener Zeit zu ähneln, auf dem sich die Figuren ja auch wie im richtigen Leben bewegten. Genaugenommen –
    »Das ist es!« rief Dor. »Wir weben den Teppich!«
    Die anderen blickten hoch, mit Ausnahme von Hüpfer, dessen Augen ja stets nach oben, nach unten und zur Seite blickten, ohne sich zu bewegen. »Welcher Teppich?« fragte Millie etwas kühl. Sie war immer noch auf ihre süße Weise wütend auf ihn, weil er sie abgewiesen hatte.
    »Der… ich, äh, das kann ich nicht richtig erklären« sagte er lahm.
    Hüpfer begriff es plötzlich.

Weitere Kostenlose Bücher