Zauber-Suche
wurde langsam wirklich ärgerlich! Der Rammbock griff an, Chester tänzelte zur Seite, ein flötengleiches Trillern erscholl, und der Rammbock donnerte mit dem Schädel mit voller Wucht gegen den Baum. Der Baum begann zu beben.
»… Granatapfelbaum«, beendete Bink seinen Satz zu spät.
Nun plumpsten die Früchte herab: dicke rote Granatäpfel, die alle schon recht reif waren. Als sie auf dem Boden aufprallten, explodierten sie. Auf diese Weise pflanzte sich dieser Baum auch fort: Die explodierenden Früchte schleuderten ihre Schrappnellsamen durch die Landschaft, wo sie mit viel Glück und Magie einen neuen Granatapfelbaum keimen lassen konnten. Es war allerdings nicht sehr ratsam, währenddessen daneben zu stehen.
Eine Granate traf den Rammbock am Hinterteil. Der Bock blökte und wirbelte herum, um sich ihr mit versengtem und zerschrammtem Hinterteil entgegenzustellen, doch das war natürlich zwecklos. Zu allen Seiten explodierten weitere Früchte. Eine Frucht fiel direkt vor dem Rammbock nieder. Mit einem herausfordernden Schnauben sprang das Tier vor, um sie auf die Hörner zu nehmen. Als der Granatapfel schließlich explodierte, wurde der Rammbock vom Schock völlig um den Verstand gebracht und lief, glücklich blökend, davon.
In der Zwischenzeit vollführte Chester ein wahres Meisterwerk des Tanzes, indem er versuchte, seinen Schweif und seine glänzenden Flanken in Sicherheit zu bringen. Mit seinem Schweif wedelte er einen Apfel beiseite – doch da explodierte er direkt unter seinem Kinn. Sein Kopf wurde von Flammen und Qualm eingefaßt, und als sich der Rauch wieder verzogen hatte, stand er wie betäubt da.
Obwohl er sich Sorgen um seinen Freund machte, war Bink unfähig, zu ihm zurückzulaufen. Das lag zum Teil am Sirenenzauber, zum anderen Teil aber auch daran, daß der Pfad, der über das Wasser führte, mal wieder ein Einbahnpfad war. Wenn er voranschritt, war er fest und sicher, doch wenn er zurückging, war da nur Wasser. Der Teich war zwar klein, wirkte jedoch sehr tief, und er zögerte, sich den Fluten preiszugeben. Böse Magie lauerte oft in den Tiefen. Deshalb konnte er nur zusehen und rufen: »Chester! Ist alles in Ordnung?«
Der Zentaur stand einfach nur da und schüttelte langsam den Kopf. Die Explosion hatte seinem immer schon häßlichen Gesicht nicht weiter geschadet, aber Bink sorgte sich um den scharfen Verstand seines Freundes. Hatte der Apfel etwa sein Gehirn beschädigt?
»Chester! Kannst du mich hören?« Doch als Chester ihn nicht anblickte, begriff Bink, was geschehen war: Die Explosion hatte ihn taub gemacht!
Bink wedelte heftig mit den Händen, bis Chester ihn bemerkte. »Lauter – ich kann dich nicht verstehen!« Da begriff der Zentaur es auch. »Ich bin taub! Ich kann nichts hören!«
Wenigstens schien er ansonsten in Ordnung zu sein. Bink war erleichtert und spürte, wie ihn die Sirene wieder anlockte. Er winkte Chester.
»Zum Teufel mit der Sirene!« rief Chester. »Ich kann sie nicht mehr hören. Es ist die reine Dummheit, zu ihr zu gehen. Sie will nur euren Tod!«
Doch Bink, dessen Talent wahrscheinlich für diese Hindernisse verantwortlich war, stand selbst im Bann der Sirene und schritt auf die Insel zu. Crombie und der Gute
Magier waren nicht so lange stehengeblieben und waren bereits fast am Ziel.
Chester galoppierte den Pfad entlang und packte Bink mit kräftigen Pranken an den Ellenbogen. »Geh nicht, Bink! Das ist Wahnsinn!«
Doch Bink ließ sich nicht beirren. »Laß mich runter, Pferdehintern! Ich muß gehen!« Und seine Füße liefen weiter, mitten in der Luft.
»Ich kann dich zwar nicht verstehen, weiß aber, was du sagst. Es lohnt sich nicht, darauf zu hören«, sagte Chester. »Es gibt nur eine Methode, diese Sache zu beenden, bevor die anderen verloren sind.«
Er setzte Bink ab und holte seinen riesigen Bogen hervor. Die Sirene war noch weit entfernt, aber mit der Bogenschießkunst eines Zentauren konnte es niemand aufnehmen. Chesters Sehne surrte, dann jagte der tödliche Pfeil auch schon über das Wasser, auf die Insel und die weibliche Gestalt zu, die dort stand.
Ein Schmerzensschrei, und die Melodie hörte abrupt auf. Chesters Pfeil hatte sein Ziel getroffen! Plötzlich waren sie alle frei, und der Zwang wich von ihnen ab. Binks Talent hatte endlich die Oberhand behalten und ihn vor dem Verderben bewahrt, ohne sich dabei bloßzustellen.
Sie liefen auf die Insel zu. Dort lag die Sirene – die schönste Meerjungfrau, die Bink jemals
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