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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gesehen hatte. Ihr Haar war wie flüssiger Sonnenschein und ihr Schwanz wie ein Wasserstrom. Der grausame Pfeil hatte ihre Brust durchbohrt, eine Spur unterhalb ihrer phantastischen Brüste, und sie blutete aus Brust und Rücken. Mit ihrem Oberkörper war sie über ihrer Harfe zusammengesackt.
    Doch sie war noch nicht tot, sondern atmete noch, obwohl der Pfeil sie mit gespenstischer Treffgenauigkeit mitten ins Herz getroffen haben mußte. Sie war sogar noch bei Bewußtsein. Matt hob sie ihr schönes Gesicht, um Chester anzublicken. »Warum hast du mich erschossen, schöner Mann?« flüsterte sie.
    »Er kann dich nicht verstehen, er ist taub«, sagte Bink.
    »Ich wollte nichts Böses – nur Liebe«, fuhr sie fort. »Liebe für alle Männer, für dich – warum hast du dich dagegengestellt?«
    »Welches Vergnügen bietet der Tod schon?« fragte Bink. »Wir haben dir gebracht, was du Hunderten von Männern gebracht hast.« Er sprach mit barscher Stimme, doch sein Herz tat ihm weh, als er das Leiden dieser schönen Kreatur mit ansehen mußte. Er dachte daran, wie Chamäleon einmal ähnlich schlimm verwundet gewesen war.
    »Ich habe keinen Tod gebracht!« protestierte sie so heftig, wie sie noch konnte, und keuchte, als die Anstrengung ihr einen weiteren Blutstrahl aus dem Brustkorb trieb. Von ihren Schultern abwärts war ihr ganzer Körper blutüberströmt, und sie wurde von Minute zu Minute schwächer. »Nur – nur Liebe!«
    Dann sackte sie schließlich bewußtlos zusammen. Bink, der trotz allem tief bewegt war, drehte sich zu dem Magier um. »Ist – ist es möglich, daß sie die Wahrheit sagt?«
    Humfrey holte seinen magischen Spiegel hervor. Darauf war ein lächelndes Säuglingsgesicht zu erkennen. »Es ist möglich«, sagte er im Stil des Spiegels. Dann befragte er den Spiegel direkt: »Hat die Sirene die Wahrheit gesprochen?«
    Wieder lächelte der Säugling. »Sie wollte nichts Böses«, sagte der Magier. »Sie ist keine Mörderin, auch wenn sie die Männer hierher gelockt hat.«
    Die Männer blickten sich an. Dann holte Humfrey seine Flasche mit Heilelixier hervor und träufelte etwas davon auf die schreckliche Wunde. Sofort heilte sie, und die Sirene war wieder gesund.
    Der Magier bot Chester an, ihm etwas ins Ohr zu träufeln, damit er wieder hören konnte, doch der Zentaur lehnte ab. Da besprengte Humfrey Chesters Hinterteil damit, und plötzlich war es schöner denn je.
    »Ihr habt mich geheilt!« rief die Sirene verwundert und befühlte ihren Oberkörper. »Es ist nicht einmal Blut zurückgeblieben und auch nicht der geringste Schmerz!« Dann, wie erschrocken: »Ich muß singen!« Sie griff nach ihrer Harfe.
    Chester verpaßte dem Instrument einen Tritt, daß es zerbrach und ins Wasser fiel. »Da haben wir die Quelle ihrer Magie!« rief er. »Ich habe sie vernichtet!«
    Die Quelle der Magie … vernichtet. War das etwa ein Omen?
    Die Sirene begann, versuchsweise zu singen. Ihr Oberkörper hob sich wunderbar, als sie Luft holte, und ihre Stimme war sehr schön – doch ohne jeden Zwang. Der Zentaur hatte sie tatsächlich ihrer vernichtenden Wirkung beraubt.
    Sie hielt inne. »Soll das heißen, daß die ganzen Männer davon angezogen wurden? Ich habe immer geglaubt, daß sie meinen Gesang mögen.« Sie wirkte unglücklich.
    Offenbar war sie wirklich die unschuldige Schöne, genau wie Chamäleon in ihrer schönen Phase. »Was ist mit all den Männern passiert?« fragte Bink.
    »Sie sind nach drüben gegangen, um meine Schwester aufzusuchen«, sagte sie und zeigte auf die andere Insel. Sie machte einen Schmollmund. »Ich biete ihnen all meine Liebe – aber sie gehen immer zu ihr.«
    Seltsam! Wer konnte einer Sirene denn noch die Opfer fortlocken? »Wer ist deine Schwester?« fragte Bink. »Ich meine, was ist ihre Magie? Ist sie auch eine Sirene?«
    »Aber nein! Sie ist eine Gorgone, sehr sehr hübsch.«
    »Eine Gorgone!« rief Bink. »Ab er das bedeutet doch sicheren Tod!«
    »Nein, sie würde niemandem etwas zuleide tun, ebensowenig wie ich«, protestierte die Sirene. »Sie liebt die Männer. Ich wünschte nur, daß sie mir ab und an welche zurückschicken würde.«
    »Weißt du denn nicht, was der Blick einer Gorgone bewirkt?« fragte Bink. »Was jemandem widerfährt, der in das Gesicht einer Gorgone blickt –«
    »Ich habe meiner Schwester oft ins Gesicht geblickt! Es ist nichts Böses an ihr!«
    Humfrey hob wieder seinen Spiegel. »Wirkt sie nur auf Männer?« fragte er, und das lächelnde Kleinkind

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