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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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war er zu müde, um ihn flachzutreten, also ignorierte er ihn.
    Die Sirene hatte den Zentauren inzwischen abgeschrieben und legte sich im Dunkeln neben Bink. »He, da fällt mir ein«, sagte er, »wir müssen ihr noch etwas für ihre Gastfreundschaft geben.«
    Crombie krächzte. »Das mach du mal, Nudelhirn!« sagte Grundy. »Du liegst am nächsten.«
    »Etwas geben?« fragte die Sirene und schmiegte sich an ihn.
    Bink merkte, wie er plötzlich im Dunkeln fürchterlich errötete. Sollte der Teufel doch Crombies Anzüglichkeitenholen! »Öh, nichts, gar nichts«, sagte er und tat, als ob er plötzlich eingeschlafen wäre. Kurz darauf brauchte er sich auch nicht mehr zu verstellen.
    Am Morgen verabschiedeten sie sich von der Sirene, nachdem sie etwas Feuerholz gehackt hatten, was sie durchaus zu schätzen wußte, da ihr diese Art von Arbeit nicht sonderlich lag. Dann machten sie sich auf den Weg, um ihre Schwester aufzusuchen. »Ihr müßt euch Augenbinden anlegen«, entschied Humfrey. »Ich werde in den Spiegel blicken.«
    Natürlich, damit er die Gorgone indirekt anschauen konnte. Jeder wußte, daß das die einzige Möglichkeit war, ein solches Wesen anzublicken. Aber warum funktionierte das mit einem Spiegel? Das Spiegelbild müßte doch eigentlich ebenso entsetzlich sein wie das Urbild.
    »Das liegt an der Polarisation«, erklärte der Magier, ohne gefragt worden zu sein. »Die Magie der partiellen Abbildung.«
    Das erklärte allerdings auch nicht viel. Doch es gab noch eine wesentlich wichtigere Frage. »Was sollen wir tun, um sie … abzuhalten –« Er wollte das Wort »töten« nicht in Gegenwart der unschuldigen Sirene verwenden. Sich der Gorgone zu nähern war eine Sache; sie mit verbundenen Augen zu töten war eine ganz andere.
    »Das werden wir schon sehen«, sagte Humfrey.
    Sie ließen sich die Augen verbinden, der Golem eingeschlossen. Dann bildeten sie eine Kette, um dem Guten Magier zu folgen, der rückwärts den Pfad entlangschritt und sich mit Hilfe seines Spiegels orientierte.
    Es war seltsam und eher unangenehm, das Wasser blind überqueren zu müssen. Wie schrecklich mußte es sein, für alle Zeit das Augenlicht zu verlieren! Welche Magie konnte die der angeborenen Sinne schon übertreffen?
    Bink spürte festen Boden unter den Füßen. »Bleibt mit den Gesichtern nach außen stehen«, sagte Humfrey. »Für alle Fälle. Ich werde mich um die Gorgone kümmern.«
    Bink gehorchte nervös. Er war versucht, sich die Binde von den Augen zu reißen und die Gorgone anzublicken – aber die Versuchung war nicht allzu groß.
    »Gorgone«, sagte Humfrey.
    Unmittelbar hinter Bink erwiderte sie: »Hier bin ich. Willkommen auf meiner Insel.« Ihre Stimme klang lieblich, sogar noch anziehender als die ihrer Schwester. »Warum blickst du mich nicht an?«
    »Weil dein Blick mich in Stein verwandeln würde«, sagte Humfrey grob.
    »Bin ich nicht schön? Wer hat solche Schlangenlocken wie meine?« fragte sie bittend, und Bink hörte das leise Zischeln der Schlangen. Er fragte sich, wie es wohl sein mußte, die Gorgone zu küssen, wenn die Schlangenhaare die Gesichter umzüngelten. Der Gedanke war ebenso beunruhigend wie verlockend. Aber was war eine Gorgone schon anderes als eine Verkörperung aller Verheißungen und Bedrohungen der Frau schlechthin?
    »Ja, du bist schön«, sagte Humfrey ernst. Sie mußte wirklich sehr schön sein, dachte Bink, denn der Gute Magier machte keine überflüssigen Komplimente. Ach, wenn er doch nur einen einzigen Blick auf sie werfen könnte! »Wo sind die anderen Männer, die dich besucht haben?«
    »Sie sind fortgegangen«, erwiderte sie traurig.
    »Wohin?«
    »Dorthin«, sagte sie, und Bink nahm an, daß sie in eine
    bestimmte Richtung zeigte. »Hinter die Felsen dort.«
    Humfrey machte einige Schritte in die angezeigte Richtung. »Das sind Statuen«, sagte er ohne jede Überraschtheit. »Statuen von Männern. Sie sind wirklich hervorragend echt und realistisch. Wie aus dem Leben gegriffen.«
    »Ja«, antwortete sie fröhlich. »Sie sehen genauso aus wie die Männer, die mich besucht haben.«
    »Und? Bringt dich das nicht auf etwas?«
    »Die Männer haben Geschenke zurückgelassen, Bilder ihrer selbst, Statuen. Aber es wäre mir lieber gewesen, wenn sie bei mir geblieben wären. Ich habe keine Verwendung für Steine.«
    Sie wußte nicht einmal, was sie angerichtet hatte! Vielleicht verdrängte sie ja die eigene Wahrheit, wollte sie nicht glauben! Welch eine fatale

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