Zauber-Suche
du’s geschafft, Spatzenhirn!« schrie Chester und übertönte den Lärm. Er packte den nächsten Tentakel wie der Oger den Holzscheit und wrang ihn aus. So fest sie auch zupacken konnten, konnten sich die Tentakel nur unzulänglich gegen Druck und Schnitte wehren, so daß sie im Nu zerquetscht und nicht mehr zu gebrauchen waren.
Plötzlich übertönte das Wutgetöse des Baumes den Sirenenruf, und sie kämpften um ihr nacktes Leben. Bink zog sein Schwert und hieb auf die Tentakel ein. Crombie pickte und kratzte, und all seine vier Beine waren in wütender Aktion. Wo er die Tentakel traf, zeigten sich gewaltige Schnitt- und Rißwunden, und eine grüne Flüssigkeit tropfte herab, doch es kamen immer mehr Tentakel auf sie zu.
Chester lehnte sich mit seiner Hinterpartie gegen den Stamm und feuerte einen Pfeil nach dem anderen ins Dickicht über ihren Köpfen ab, wo er die Tentakel lähmte, doch –
»Nein, Chester, nicht!« schrie Bink. »Weg vom –«
Zu spät. Das riesige Maul des Baumes öffnete sich im Stamm, die Rindenlippen stülpten sich vor, um das beeindruckende Hinterteil des Zentauren zu ergreifen.
Bink sprang seinem Freund zu Hilfe. Doch ein Tentakel erwischte ihn am Knöchel und ließ ihn stürzen. Er konnte nur noch schreien: »Austreten, Chester! Austreten!« Dann war er auch schon von Tentakeln umschlungen, die ebenso fest und rund und nachgiebig waren wie die Gliedmaßen der Dorfmädchen, aber nicht halb so angenehm. Sein Schwertarm war gefesselt, und er konnte nur noch zubeißen, was aber kaum Wirkung erzielte. Dieser grüne Saft schmeckte außerdem abscheulich.
Chester trat aus. Der Tritt eines Zentauren war eine kräftige Sache. Er senkte Kopf und Schultern, um ein Gleichgewicht zu schaffen, und trat mit aller Kraft mit beiden Hinterhufen aus. Die Hufe trafen das Mark des Baumes, voll in seinen hölzernen Schlund, und der Aufprall ließ den Boden beben. Ein paar alte Knochen fielen scheppernd aus dem Tentakeldach herab. Doch das hölzerne Maul ließ nicht locker. Klebrige Säfte wurden ausgespien, um das köstliche Fleisch des Zentauren zu verdauen.
Chester trat wieder und wieder heftig aus. Selbst ein Raubbaum konnte so etwas nicht allzu lange aushalten. Normalerweise war seine Beute bereits bewußtlos oder hilflos, wenn er daranging, sie zu verspeisen, und wehrte sich nicht mit heftigen Tritten. Langsam und zögernd ließ die Rinde los, und der Zentaur war wieder frei. Sein einst so schönes Hinterteil war vom Speichelsirup verfärbt, und ein Huf war beim Aufprall gespalten worden, aber wenigstens lebte er. Nun zog er sein Schwert und machte sich über die Tentakel her, die Bink langsam und genüßlich zu ersticken drohten.
Der Magier Humfrey hatte seine eigenen Probleme. Er versuchte, eines seiner Fläschchen zu entkorken, doch die Tentakel waren schneller als der Korken. Der Baum war im Begriff, sie alle zu überwältigen!
Crombie hatte sich inzwischen bis an den Rand durchgebissen und -gekratzt. Plötzlich stürzte er hinaus. »Ich bin frei, du Gemüsemonster!« krächzte er jubelnd. »Ich wette, du bist auch so ein Weibsbild!« Jetzt wurde er aber wirklich beleidigend! Der Golem war wieder aufgestiegen und stand deshalb für das Simultandolmetschen zur Verfügung. »Mich kriegst du nicht!«
Das stimmte, denn der Baum war fest verwurzelt. Crombie breitete die Flügel aus und flog davon.
Aber was war mit den anderen? Als habe ihn dieser Verlust noch weiter gereizt, konzentrierte sich der Baum auf seine verbliebenen Opfer. Wie Pythonschlangen peitschten die Tentakel ihre Gegner, umschlangen sie immer fester. Chester versuchte, Bink zu helfen, aber er wollte es nicht riskieren, zu nahe neben ihm zuzuschlagen, weil er ihn sonst womöglich zusammen mit einem Tentakel durchtrennt hätte. Bink, der nun dem Stamm am nächsten war, merkte, wie er mit dem Kopf zuerst auf die schaurige Öffnung zugezogen wurde.
Endlich bekam Humfrey sein Fläschchen auf. Rauch trat hervor, dehnte sich aus, verdichtete sich – und wurde zu einem scharf gewürzten Käsekuchen.
»Verflucht!« schrie der Magier. »Die falsche Flasche!«
Chester gab dem Käsekuchen einen Tritt. Der rutschte über den Boden – direkt in das sabbernde Maul des Baumes. Die Rindenlippen schlossen sich. Er hätte gar nicht besser treffen können, wenn er es bewußt versucht hätte.
Der Baum bekam einen Hustenanfall, gefolgt von einem holzigen Nieser. Große Käsebrocken spritzten aus seiner Öffnung.
»Der ist wirklich ein bißchen
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