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Zauber-Suche

Titel: Zauber-Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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der Strudel war verschwunden.
    »Genug davon«, entschied er. »Wir werden Sie angemessen bewirten, und dann werden Sie unserer Aufführung beiwohnen.«
    Das Essen war ausgezeichnet und wurde von hübschen jungen Mädchen in spärlichen grünen Kostümen serviert, die sich um die Reisenden auf geradezu schmeichelhafte Weise kümmerten, besonders um Chester. Sie schienen sowohl seinen muskulösen menschlichen Oberkörper als auch seine Pferdepartie zu bewundern. Bink fragte sich mal wieder, was die Frauen nur an Pferden fanden. Die Sirene war auch so versessen darauf gewesen, auf Chester reiten zu dürfen.
    Als sie sich sattgegessen hatten, wurden sie ins Theater geführt. Die Bühne war einige Male größer als der Zuschauerraum. Offenbar führten diese Leute lieber selbst etwas vor, als anderen zuzusehen.
    Der Vorhang hob sich, und schon ging es los: eine buntkostümierte Angelegenheit mit tapferen Fechtern, üppigen Frauen und lustigen Narren. Die Bühnenduelle waren beeindruckend, aber Bink fragte sich, wie gut diese Männer wohl in einem echten Kampf abschneiden würden. Zwischen technischer Finesse und Kampfkraft war doch ein erheblicher Unterschied! Die Frauen waren zwar betörend verführerisch, aber wären sie das auch ohne ihre Spezialkostüme gewesen? Waren sie auch so geistreich, wenn sie nicht ihre auswendig gelernten Texte aufsagten?
    »Ihnen sagt unsere Produktion nicht zu?« fragte der Hausherr.
    »Ich ziehe das Leben vor«, erwiderte Bink.
    Der Hausherr machte sich eine Notiz auf seinem Block: MEHR REALISMUS.
    Dann kam eine Musikszene. Die Heldin sang ein wunderschönes Lied, das von Verlust und Sehnsucht handelte, und dachte laut über ihren treulosen Geliebten nach, so daß man sich nur schwer vorstellen konnte, wie ein Flegel – und mochte er noch so flegelhaft sein – einem solch begehrenswerten Geschöpf jemals untreu werden konnte. Bink mußte wieder an Chamäleon denken und sehnte sich nach ihr. Auch Chester stand wie betört neben ihm und dachte wahrscheinlich an Cherie Zentaur, die ja auch wirklich sehr attraktiv war.
    Dann wurde der Effekt des Gesangs durch eine geradezu gespenstisch schöne Begleitung noch weiter erhöht. Eine Flöte erklang mit derart reinen Tönen, daß die Stimme der singenden Dame im Vergleich dazu beinahe armselig wirkte. Bink suchte den Ursprung des Klangs und entdeckte eine glitzernde Silberflöte, die neben der Heldin in der Luft schwebte und von allein spielte. Eine magische Flöte!
    Überrascht hielt die Dame mit dem Gesang inne, doch die Flöte spielte immer weiter. Jetzt, da sie nicht von der weiblichen Stimme eingeengt wurde, konnte sie sich noch freier entfalten und trillerte eine Arie von phänomenaler Schönheit und Brillanz. Inzwischen lauschte die ganze Truppe der Flöte. Offenbar war den Schauspielern dieser Auftritt ebenso neu wie Bink.
    Der Hausherr sprang auf. »Wer führt diese Magie da auf?« wollte er wissen.
    Niemand antwortete. Alle waren sie wie gebannt von der Vorführung.
    »Alles raus!« schrie der Hausherr mit rotem Kopf. »Raus! Raus!«
    Langsam leerte sich die Bühne – doch die Flöte spielte unentwegt weiter, ein Potpourri verschiedenster Melodien, von denen eine schöner war als die andere.
    Der Hausherr packte Binks Schulter. »Sind Sie das?« fragte er und sah aus, als würde er gleich ersticken.
    Bink riß seinen Blick von der Flöte los. »Ich habe keine solche Magie!« sagte er.
    Der Hausherr faßte Chesters muskulösen Arm. »He – dann müssen Sie das sein!«
    Chester blickte ihn an. »Was?« fragte er, als würde er aus einem Traum erwachen. Sofort verschwand die Flöte, und die Musik brach ab.
    »Chester!« rief Bink. »Dein Talent! All das Schöne in deinem Wesen! Unterdrückt, weil es mit deiner Magie zusammenhängt, und als Zentaur durftest du nie –«
    »Mein Talent!« wiederholte Chester erstaunt. »Das muß ich gewesen sein, ja! Ich habe nie gewagt, daran … wer hätte gedacht –«
    »Spiel noch einmal!« drängte ihn Bink. »Mach schöne Musik! Beweise, daß du Magie besitzt, genau wie dein heldenhafter Onkel Herman der Einsiedler!«
    »Ja«, sagte Chester und konzentrierte sich. Die Flöte erschien aufs neue und begann zu spielen, erst zögernd, dann mit größerer Überzeugung und wunderschön. Und merkwürdigerweise schien sich etwas von dieser Schönheit plötzlich auch auf dem Gesicht des Zentauren widerzuspiegeln.
    »Jetzt schuldest du dem Magier keinen Dienst mehr!« sagte Bink. »Du hast dein Talent selbst

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