Zauber-Suche
entdeckt.«
»Was für ein Gaunerstück!« schrie der Hausherr. »Sie haben unsere Gastfreundschaft unter der Bedingung angenommen, daß Sie uns als Publikum dienen würden. Sie sind kein Zuschauer, sondern ein Künstler. Sie haben unser Abkommen gebrochen!« Jetzt verschaffte sich wieder ein Teil von Chesters Arroganz Raum. Die Flöte gab einen schrillen Ton von sich. »Menschenfedern!« fauchte der Zentaur. »Ich habe Ihre Heldin nur beim Gesang begleitet. Lassen Sie Ihre Leute weitermachen. Ich werde zusehen und das Stück begleiten.«
»Wohl kaum«, sagte der Hausherr grimmig. »Wir dulden keine Aufführungen von Subjekten, die nicht in unserer Gilde organisiert sind. Wir haben schließlich ein Monopol.«
»Und was wollen Sie jetzt machen?« fragte Chester. »Wollen Sie einen Anfall kriegen? Beziehungsweise einen Fluch verhängen?«
»Äh, sollten wir nicht lieber –« mahnte Bink seinen Freund.
»Eine solche Arroganz lasse ich mir von einem bloßen Halbmenschen nicht gefallen!« sagte der Hausherr.
»Ach nein?« erwiderte der Zentaur. Mit einer mühelosen und äußerst beleidigenden Bewegung hatte er den Hausherrn am Hemd gepackt und hochgehoben.
»Chester, wir sind ihre Gäste!« protestierte Bink.
»Jetzt nicht mehr!« tobte der Hausherr. »Machen Sie, daß Sie aus dem Schloß kommen, bevor wir Sie wegen Ihrer Frechheit vernichten!«
»Wegen meiner Frechheit? Weil ich eine magische Flöte gespielt habe?« fragte Chester ungläubig. »Wie wär’s denn, wenn ich Ihnen die Flöte mal in den –«
»Chester!« rief Bink, obwohl er durchaus Verständnis für den Zentauren hatte. Er beschwor den einzigen Namen, der etwas Gewalt über Chesters Zorn besaß: »Cherie würde es gar nicht gefallen, wenn du –«
»Och, mit ihr würde ich das auch nicht machen!« sagte Chester. Dann dachte er kurz nach. »Jedenfalls nicht mit einer Flöte.«
Die ganze Zeit hatte der Zentaur den Hausherrn in der Luft hochgehalten. Plötzlich riß der Hemdstoff, und er stürzte ziemlich unwürdevoll zu Boden. Sogar äußerst unwürdevoll, nämlich in einen frisch aufgeworfenen Erdhaufen. Tatsächlich dämpfte das seinen Aufprall und bewahrte ihn vor ernsthaften Verletzungen, doch der Vorfall verdoppelte seine Wut. »Dreck!« schrie er. »Dieses Tier hat mich in den Dreck geworfen!«
»Na, da gehören Sie schließlich auch hin«, erwiderte Chester. »Ich wollte einfach nicht meine saubere Silberflöte an Ihnen schmutzig machen.« Er blickte Bink an. »Ich bin froh, daß sie aus Silber ist und nicht aus irgendeinem billigen Blech. Hat Qualität, diese Flöte.«
»Ja, ja«, stimmte Bink ihm hastig zu. »Ich glaube, wir sollten jetzt gehen –«
»Was hat ein Erdhaufen auf meinem Teakholzparkett zu suchen?« fragte der Hausherr. Inzwischen war er von einer Menge umringt: Schauspieler und Diener, die ihm auf die Beine halfen, ihn abbürsteten und um ihn herum katzbuckelten.
»Der Grabbler«, sagte Bink niedergeschlagen. »Er hat uns wieder aufgespürt.«
»Aha, das ist also ein Freund von Ihnen!« rief der Hausherr und stürzte sich theatralisch von einem Wutanfall in den nächsten. »Das hätte ich mir ja denken können! Er soll als erster verflucht werden!« Und er zeigte mit einem zitternden Finger auf den Erdhaufen. »Alle zusammen: Und-eins, undzwei, und-drei!«
Alle faßten sich bei den Händen und konzentrierten sich. Bei drei schoß der Fluch wie ein Blitzstrahl aus dem Zeigefinger des Hausherrn hervor, verdichtete sich zu einer faustgroßen Masse, jagte auf den Erdhaufen zu und implodierte. Einen Augenblick herrschte völlige Finsternis, und ein ätzender Geruch stieg empor. Dann war die Luft wieder frei: Es war nichts mehr zu sehen, weder ein Erdhaufen noch ein Grabbler oder ein Fußboden.
Der Hausherr blickte befriedigt auf das Loch. »Na, dieser Grabbler geht uns nicht wieder auf die Nerven«, sagte er. »Und nun zu Ihnen, Halbmensch.« Er hob seinen schrecklichen Finger, um ihn auf Chester zu richten. »Undeins, und-zwei …«
Bink sprang gegen seinen Arm. Der Fluch wurde abgelenkt und schoß in eine Säule. Wieder eine Implosion, da war ein Stück der Säule verschwunden.
»Jetzt sehen Sie sich bloß an, was Sie da angerichtet haben!« schrie der Hausherr, der offenbar immer noch wütender werden konnte.
»Raus hier!« rief Bink. »Nimm mich auf deinen Rücken, bis wir aus der Reichweite dieser verfluchten Flüche sind!«
Chester, der gerade sein Schwert zücken wollte, hielt mitten in der Bewegung inne.
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