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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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Gespräch mit einem gleichaltrigen Kollegen von
der Streife beobachtet. Die beiden hatten geschäkert, und Andrea hatte dem jungen
Mann ganz spontan einen Kuss auf die Wange gedrückt. Er hatte gefühlt, wie ihm beim
Anblick dieser Szene ein heißes Eisen durch den Leib fuhr. Ein Schwall von Eifersucht
hatte ihn gepackt. Sei kein Narr, Merana!, hatte er sich selbst zugezischt, während
er sich schleunigst davonmachte, die Unterlippe fest zwischen seinen Zähnen. Jedes
Mal, wenn Andrea und er einander begegneten, auf den Gängen des Präsidiums oder
zufällig in der Stadt, war beides da: Die scheue Vertrautheit zwischen ihnen, verbunden
mit einem tiefen Gefühl der Unsicherheit. Zugleich hatte er wahrgenommen, wie durch
die Begegnungen mit der jungen Frau die klaffende Wunde in seinem Inneren allmählich
zu bluten aufhörte. Und im selben Ausmaß begann das Bild von Birgit in ihm immer
mehr zu verblassen. Hatte sie das gemeint, als sie davon sprach, sie wolle von ihm
die Wahrheit hören? Welche Wahrheit? Es war nichts geschehen zwischen Andrea und
ihm. Er hatte sich weiterhin bemüht, mit Birgit so viel Zeit zu verbringen, wie
es ihm sein aufwendiger Dienst erlaubte. Vielleicht hatte er nicht immer denselben
Enthusiasmus aufgebracht, wie am Anfang ihrer Beziehung. Aber sie auch nicht. Oder
doch? War sie mit demselben Elan bei ihren gemeinsamen Unternehmungen gewesen, und
er hatte es nur nicht wahrgenommen? Vielleicht. Er wollte ihr nicht unrecht tun. Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar . Er wusste, dass er eine Entscheidung
fällen musste. Das Richtige zu tun, fiel ihm bei seiner Arbeit leichter. Da hatte
er ein fast untrügliches Gefühl, auch bei noch so komplizierten Fällen meist die
zielführenden Spuren herauszufinden. Seine Entscheidungen waren für seine Umgebung
oft schwer nachvollziehbar. Aber er fällte sie fast immer aus einer tiefen inneren
Sicherheit. Nur in der richtigen Einschätzung seiner Gefühlslage Birgit und Andrea
gegenüber wusste er nicht ein noch aus. Er stand auf. Vielleicht würde er bald einen
Fall am Hals haben, der ihn so beanspruchte, dass für nichts anderes mehr Zeit und
Raum blieb. Er wünschte es sich fast. Und dennoch würde er eine Entscheidung fällen
müssen. Bald. Das war ihm klar.
     
    Robert Neuenberg empfing ihn in
der offenen Haustüre. Heute trug er keinen dunklen Anzug, sondern eine helle Sommerhose
und darüber ein dunkles Hemd mit kurzen Ärmeln. »Schön haben Sie es hier«, sagte
Merana und deutete in die Runde.
    Die Grundmauer
des Hauses war offenbar einmal Teil der alten Wehranlage gewesen, die sich vom nahen
Kloster aus den Berg entlang gezogen hatte. »Ich schätze den Kapuzinerberg sehr.
Bin früher oft hier spazieren gegangen, auch hinüber zum kleinen Franziskischlössl
auf der anderen Seite. Es ist einfach wunderbar zu sehen, wie viel Natur hier erhalten
geblieben ist, wie wenig verbaut dieser Stadtberg noch immer ist.«
    »Das hätte
auch anders kommen können«, entgegnete der Hausherr und ließ Merana eintreten. »Ist
Ihnen bekannt, dass Adolf Hitler hier auf dem Kapuzinerberg ein Festspielhaus errichten
wollte?«
    »Ein Festspielhaus?«
Davon hatte Merana noch nie gehört. Er konnte sich dumpf erinnern, dass der größenwahnsinnige
Nazi-Führer Pläne gewälzt hatte, als Gegenpol zur Festung Hohensalzburg hier eine
Art Gauburg zu errichten.
    »Ja, eine
Gauburg auch«, sagte Neuenberg, »und dazu ein Festspielhaus und sogar noch ein Stadion.
Stellen Sie sich vor, wie dann der geschundene Kapuzinerberg heute aussehen würde.«
    Merana wollte
es sich gar nicht vorstellen. Er nahm Platz. Das Zimmer war nicht sehr hoch, aber
geräumig. An den Wänden waren die Reste der alten Stadtmauer zu erkennen. Die Decke
war aus hellem Holz, getragen von dunkel gefärbten Querbalken. In der Ecke stand
ein mit Büchern beladenes Klavier, daneben ein schmaler Notenschrank. Oberhalb des
Flügels hingen zwei Geigen samt Bögen. An einem der beiden Fenster, durch die man
auf die Stadt blicken konnte, befand sich ein Tisch mit einer Bank und zwei Stühlen.
Sein Gastgeber hatte bereits zum Frühstück aufgedeckt. Merana bemerkte eine Keramik-Kaffeekanne,
aus der es dampfte, daneben Tassen, Teller, ein Körbchen mit Schwarzbrot, Butter
und Marmelade.
    »Ich bin
Vegetarier. Ich hoffe, Sie vermissen nicht Schinken oder Salami zum Frühstück«,
sagte der Musiker. Merana war es recht so. Das Brot schmeckte wunderbar, der Duft
erinnerte ihn an seine Kindheit auf dem Land.
    »Das

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