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Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition)

Titel: Zauberflötenrache: Meranas dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Baumann
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drehten sich dann zu Otmar Braunberger.
    »Was?«
    »Erfolg
ist wie ein scheues Reh. Der Wind muss stimmen, die Witterung, die Sterne, der Mond.
Das stammt von Franz Beckenbauer. Aus einem Interview in der Bunten in den
90er Jahren. Ich glaube, es war 1995 oder 1996.« Mit dieser Erklärung griff der
Abteilungsinspektor in aller Ruhe nach seinen Unterlagen und verließ das Zimmer.
Die anderen drei schauten sich erstaunt an. Otmar Braunberger, sein bester Fährtenhund,
wie Merana ihn gerne bezeichnete, verblüffte den Kommissar und die Kollegen immer
wieder aufs Neue.

Sonntag, 26. Juli, 11.10 Uhr
     
    Als Merana in Begleitung zweier
Beamter in Uniform am Papagenoplatz ankam, war das Spektakel schon voll im Gange.
Stimmen aus Megafonen und Schreie begleiteten das Geschehen. Einige hundert Menschen
drängten sich auf dem kleinen Platz und in den Gassen der Umgebung. Vom zentralen
Mozartplatz aus war der Papagenoplatz durch die schmale Pfeiffergasse in einer Minute
zu erreichen.
    Merana und
seine Begleiter waren von der Salzachseite her gekommen, von da ging es etwas leichter,
denn der Weg war breiter. Gut 20 uniformierte Polizisten hatten sich rings um die
Absperrung gestellt und hielten die Menschenmengen von der Mitte des Platzes zurück.
Dort stand um den kleinen Brunnen eine Gruppe von Männern in Trachtenhemden und
Lederhosen. Sie trugen große Vogelkäfige auf dem Rücken. Mitten unter ihnen erkannte
Merana Maximilian Glocker, den Papageno aus der Zauberflöteninszenierung. Der Sänger
präsentierte sich im Kostüm von gestern Abend. Die stattliche Erscheinung des beleibten
Darstellers des Zauberflöten-Vogelfängers bildete einen krassen Gegensatz zur schmächtigen,
etwa kindsgroßen Figur des Papageno, die den Brunnen krönte. Diese Bronzestatue
machte einen eher zierlichen Eindruck. Ein schlanker Vogelfänger, mit spitzem Hut,
das rechte Bein zum Schritt graziös angewinkelt, in der rechten Hand einen Stab,
in der linken ein Glockenspiel. Merana mochte die Schlichtheit dieser Skulptur,
so wie er die gesamte Intimität des kleinen Platzes schätzte. Er erinnerte sich,
wie er zu Pfingsten hier ein fröhliches Fest miterlebt hatte. Ein Gruppe afrikanischer
Sänger hatte im Einklang mit Kollegen aus Salzburg die Besucher begeistert. Es war
ein ausgelassenes, aber friedliches Miteinander gewesen. Heute wirkte die Atmosphäre
bei weitem nicht so harmonisch. Das Geschrei war hektisch, in manchen Momenten sogar
bedrohlich. Vergebens versuchte der Festspielpapageno für Ruhe zu sorgen. Aber im
Gegensatz zum Vorabend, wo er auf der Bühne nach dem Zwischenfall mit den Demonstranten
schnell das Publikum beruhigt hatte, gelang ihm das heute weit weniger. Auf Zuruf
hielt er eben noch einmal die große Urkunde hoch. Die gut 30 Fotografen und Kameraleute
versuchten, sich die beste Position fürs Bild zu verschaffen. Es herrschte hektisches
Stoßen und Drängen. Merana machte zwei Gruppen von Schreihälsen aus. Da waren einmal
die Tierschützer, etwa 50 an der Zahl, die mit Transparenten und Megafonen gegen
die Vogelfänger in der Mitte des Platzes anschrien. Diese legten allerdings eine
betonte Gelassenheit an den Tag und reagierten mit keiner Miene auf die verbalen
Attacken. Und dann war da noch eine große Gruppe von Rufern, die versuchten, die
übereifrigen Tierschützer durch laute Argumente zur Räson zu bringen. Diese Leute
waren wohl nicht unbedingt uneingeschränkte Verfechter des traditionellen Vogelfanges,
aber sie wollten in Ruhe die kleine Zeremonie rings um den Brunnen genießen. Wann
kriegt man schon einmal einen Festspielstar im Kostüm so hautnah zu sehen? Und noch
dazu Maximilian Glocker, der sich in Salzburg großer Beliebtheit erfreute. Plötzlich
war in all dem Getümmel Gesang zu vernehmen. Die Handvoll Vogelfänger am Brunnen
hatte zu einem gemeinsamen Jodler angesetzt, und der Festspielpapageno stimmte mit
ein. Das Geschrei wurde schwächer, aber es verebbte nicht ganz. Bis ein groß gewachsener
Mann mit Trachtenhut mitten aus der Menge in Richtung Tierschützer rief: »Iatzt
halts amoi die Pappn und lasstes singen! Nachher kinnts eh wieder weiter schrein,
wenn ihr moants, dass euch dann leichter is.« Der Ruf zeigte Wirkung. Augenblicklich
war es still auf dem Platz. Die Tierschützer ließen die Megafone sinken. Als die
Sänger den Jodler wiederholten, mischten sich die Stimmen einiger Menschen auf dem
Platz dazu. Gegen Schluss des Jodlers sang die halbe Menge. Merana glaubte sogar,
in der Gruppe der

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